"So schädlich wie Fleisch essen": Asthmasprays als Klimasünder?

Asthma-Inhalatoren sind wichtige Therapiebegleiter.
Asthmatiker könnten durch einen Medikationswechsel ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern, sagen Experten. Von voreiligem und eigenmächtigem Handeln raten sie ab.

Pfeifende Atmung, Husten, Engegefühl in der Brust, Kurzatmigkeit und Luftnot: All diese Symptome sind typisch für asthmatische Beschwerden. Abhilfe schaffen Inhalatoren, sogenannte Asthmasprays. Diese stehen nun aufgrund ihrer offenbar schlechten CO2-Bilanz in der Kritik.

Der ökologische Fußabdruck der Sprays sei "so groß wie bei Fleischkonsum", titelte die BBC unter Berufung auf britische Forscher am Mittwoch. Grund dafür sind Treibhausgase, die bei der Verwendung der Inhalatoren freigesetzt werden – dies stehe wiederum in Verbindung mit dem Fortschreiten der globalen Erwärmung.

Den Wissenschaftern zufolge könnten viele Asthmatiker ihren CO2-Fußabdruck verringern und damit das Klima schonen, indem sie auf eine "grünere" Medikation umsteigen. Dieser Wechsel könne einen vergleichbar großen ökologischen Einfluss haben, wie der Umstieg auf vegetarische Ernährung oder strenges Recycling, hieß es vonseiten der Experten.

Kein voreiliges Handeln

Von voreiligem Handeln rät das Wissenschaftsteam der Cambridge University nachdrücklich ab. Patienten müssten ihren behandelnden Arzt konsultieren, bevor eine Änderung der Medikation vorgenommen werden könne. Zudem komme ein Medikamentwechsel für einige Asthmatiker nicht infrage – diese "sollten sich nicht mit Schuldgefühlen plagen", betonten die Forscher.

Auch Jessica Kirby, Leiterin der Gesundheitsberatung von Asthma UK, warnte im Gespräch mit der BBC vor Schnellschüssen: "Es ist wichtig, dass Menschen ihre Inhalatoren weiterhin wie vorgeschrieben verwenden." Wer über die Auswirkungen auf die Umwelt besorgt sei, solle "sich bei der nächsten jährlichen Asthmauntersuchung an den Arzt wenden, um herauszufinden, ob ein anderer Inhalatortyp geeignet ist".

50 Millionen Inhalatoren

Ausgangspunkt für die Empfehlung der Experten ist eine Studie, mit der die Umweltauswirkungen verschiedener Inhalatoren in Großbritannien untersucht wurden. Im Jahr 2017 wurden rund 50 Millionen Inhalatoren in Großbritannien verschrieben, bei sieben von zehn handelte es sich um Druckgas-Dosierinhalatoren, die Treibhausgase freisetzen.

In Druckgas-Dosierinhalatoren werden Hydro-Fluor-Alkane als Treibmittel (um die Medikation aus dem Inhalator zu befördern) verwendet. Im Vergleich zu Fluorchlorkohlenwasserstoffen haben diese keine ozonschädigende Wirkung, tragen aber durch ihre lange Lebensdauer in der Atmosphäre zur globalen Erderwärmung bei.

Den britischen Experten der Cambridge University zufolge seien derartige Sprays für rund vier Prozent der Treibhausgasemissionen des National Health Service (NHS), das staatliche Gesundheitssystem in Großbritannien und Nordirland, verantwortlich. Bereits einen von zehn Inhalatoren durch umweltfreundlichere Alternativen zu ersetzen könnte diese Emissionen insgesamt um 58 Tonnen verringern, schätzen sie. Auf den einzelnen Patienten heruntergebrochen sei dies mit einer Reduktion der Emissionen um bis zu 400 Kilogramm gleichzusetzen. Eine ähnliche Verringerung, wie etwa durch den Verzicht auf Fleisch erzielt werden kann.

Studienleiter Alex Wilkinson dazu: "Die Gase in diesen Behältern sind so starke Treibhausgase, dass sie einen erheblichen Beitrag zur Kohlenstoffbilanz eines Menschen leisten können. Wenn man jeden Monat einen oder zwei dieser Inhalatoren verwendet, können sich tatsächlich Hunderte Kilogramm Kohlendioxidäquivalente summieren."

Umweltfreundlichere Alternativen seien Pulverinhalatoren, die ohne Treibmittel trockenes Pulver in die Luft zerstreuen.

Achtsam anwenden

Auch Patienten, die nicht auf Pulverinhalatoren umsteigen können, hätten laut Wilkinson Möglichkeiten, umweltfreundlicher zu agieren. "Es ist wichtig, dass wir diese Inhalatoren mit Bedacht einsetzen, dass die Patienten über eine gute Technik verfügen, damit wir wirklich sicherstellen können, dass jeder Zug zählt", sagte er. Außerdem sollten Patienten wissen, wie viele Dosen ihr Inhalator enthält, "damit sie keine verschwenden". "Wenn man mit dem Inhalator fertig ist, ist es wichtig, ihn ordnungsgemäß (in der Apotheke, Anm.) zu entsorgen, da in ihm Treibhausgase zurückbleiben."

Simon Stevens, Vorstandsvorsitzender der NHS, betonte gegenüber der BBC bereits erfolgte klimafreundliche Maßnahmen: "Das NHS hat seinen CO2-Fußabdruck in den letzten zehn Jahren bereits um ein Fünftel verringert und Patienten die Möglichkeit gegeben, gegebenenfalls auf umweltfreundliche Inhalatoren mit niedrigerem CO2-Ausstoß umzusteigen."

Etwa sieben Prozent der Österreicher leiden an Asthma, das sind über 500.000 Erkrankte. Asthma zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in Österreich – und kann in jedem Alter auftreten. Schon Kinder und Jugendliche können davon betroffen sein. Bei der Krankheit liegt eine dauerhafte Entzündung der Atemwege vor. Eine möglichst frühzeitige Diagnose und die gezielte medikamentöse Behandlung tragen dazu bei, ernste Komplikationen zu verhindern.

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