Allergien und Asthma: Auch immer mehr Ältere betroffen
Immer mehr ältere Menschen leiden an Asthma und Allergien - und werden oft überhaupt erst im höheren Alter zu Allergikern. Laut neuen Untersuchungen ist bereits rund jeder vierte Ältere von einer Allergie betroffen. „Allergien und Asthma mindern in höherem Alter nicht nur die Lebensqualität besonders stark, sie können auch lebensbedrohlich sein“, sagte Univ.-Doz. Felix Wantke, Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums FAZ, anlässlich der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) in Linz.
„Am stärksten von Allergien sind gegenwärtig die 30- bis 39-Jährigen betroffen – rund 40 Prozent leiden daran. Die Allergieprävalenz, also die Anzahl der zum Untersuchungszeitpunkt erkrankten Personen, beträgt aber bei den Über-60-Jährigen heute auch schon etwa 25 Prozent und bei den Über-70-Jährigen gut 20 Prozent“, so Wantke, der auch Leiter des Arbeitskreises Allergie und Asthma der ÖGP ist.
Zu den Allergien zählen viele verschiedene durch das Immunsystem hervorgerufene Überempfindlichkeitsreaktionen. Heuschnupfen ist auch bei älteren Menschen die häufigste Allergieform. Oft leiden sie besonders darunter, da mit höherem Alter auch andere Erkrankungen vermehrt auftreten und der Heuschnupfen eine zusätzliche Belastung darstellt, die die Lebensqualität massiv einschränken kann. Andere Allergien wie die Insektengiftallergie können aber sogar eine tödliche Gefahr darstellen; auch die Sterblichkeit bei Asthma ist bei älteren ebenfalls deutlich höher als bei jüngeren Menschen.
Immuntherapie auch für Ältere
Heuschnupfen ist aber heute gut behandelbar: Nicht müdemachende Antihistaminika und lokale Kortisonnasensprays sind die Behandlungsmöglichkeiten der ersten Wahl. „Neu im Hinblick auf die Behandlungsmöglichkeiten älterer Menschen ist aber: Früher wurde für Patienten jenseits des 50. Lebensjahres die allergen-spezifische Immuntherapie (Allergen-Desensibilisierung) nicht empfohlen. Nach den neuen Richtlinien kann man diese Immuntherapie aber auch bei älteren Menschen durchführen“, so Allergie-Experte Wantke.
Bei der Immuntherapie – auch Hyposensibilisierung oder im Volksmund auch Impfkur genannt – wird mit der Verabreichung von steigenden Dosen des jeweiligen Allergens das Immunsystem wieder an den Allergie-auslösenden Stoff gewöhnt. Diese Hyposensibilisierung zeichnet sich durch eine hohe Wirksamkeit aus: 90-95 Prozent der Patienten sind nach erfolgreicher Impfkur vor allergischen Reaktionen geschützt.
Wantke: „Insbesondere bei Insektengiftallergien sind ältere Menschen die Risikogruppe Nummer eins. Hier ist es besonders wichtig, nicht bis zu einem Insektenstich zu warten, um dann lebensrettende Maßnahmen zu setzen, sondern sozusagen prophylaktisch das Immunsystem mittels einer Hyponsensibilisierung dazu zu bringen, auf den nächsten Insektenstich gar nicht erst allergisch zu reagieren.“
Hohe Sterblichkeit
Auch Asthma bronchiale findet sich mit zunehmender Häufigkeit bei alten Menschen. Wantke: „Dies ist besonders schwerwiegend, da die Sterblichkeit an Asthma bei Senioren viermal höher ist als bei jüngeren Asthmatikern. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Asthma bronchiale bei älteren Menschen untypisch präsentiert, die Atemnot weit weniger empfunden wird als bei jungen Menschen und die Diagnose schwieriger zu stellen ist. All das führt dazu, dass Senioren mit Asthma bronchiale später den Arzt aufsuchen, die Diagnose verzögert gestellt wird und damit die Therapie verspätet eingeleitet wird. Die Behandlung von Asthma bronchiale unterscheidet sich nicht von der jüngerer Patienten und besteht aus Inhalation von bronchienerweiternden Medikamenten und inhalativen Kortisonpräparaten.“
Wantke abschließend: „Auch bei alten Menschen sollte an eine Allergie gedacht werden und auch bei Senioren sollten Allergietests und Lungenfunktionstests durchgeführt werden.“
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