Schwarze Zahnpasta: Werden die Zähne durch Aktivkohle wirklich weiß?

Schwarze Zahnpasta: Werden die Zähne durch Aktivkohle wirklich weiß?
Marketing-Schmäh oder effektive Whitening-Methode? Forscher haben schwarze Zahncremes mit Aktivkohle-Zusatz untersucht.

Ein strahlend weißes Lächeln – schonend und ganz ohne Bleichmittel: Mit dieser Message werben Hersteller von Aktivkohle-Zahnpasten um Kunden. Mit Erfolg: Die Produkte erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Entsprechend viele neue Anbieter drängen international auf den Mark.

Wie vertrauenswürdig deren Werbeaussagen sind, haben sich Forscher der University of Manchester Dental School angesehen. Ihre Erkenntnisse haben sie kürzlich im Fachblatt British Dental Journal veröffentlicht.

Schwarze Zahnpasta: Werden die Zähne durch Aktivkohle wirklich weiß?

Viele Hersteller setzen mittlerweile auf schwarze Zahnpasten.

Kein Fluorid, geringer Kariesschutz

Das Kernergebnis: Aktivkohle-Pasten enthalten oft kein Fluorid. Der Inhaltsstoff, der auch natürlich im Zahn vorkommt, verbessert die Remineralisierung der Zähne und macht sie resistenter gegen Säuren.

Bei Fluorid ist auch Achtsamkeit geboten: Eine langjährige hohe Fluorid-Aufnahme von zehn bis 25 Milligramm pro Tag kann zu erhöhter Knochenbrüchigkeit führen. Extrem hohe Fluoridaufnahmen zwischen 300 und 600 Milligramm über mehrere Monate schädigen die Nieren, wie das Deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung festhält. Allerdings werden solche Werte erst durch den täglichen Verzehr von mehreren Tuben Zahncreme oder exorbitanten Mengen an fluoridiertem Speisesalz erreicht.

Zurück zu Aktivkohle-Zahncremes.

Holzkohle wurde bereits im antiken Griechenland zu Mundhygienezwecken verwendet – und zwar um Zahnflecken und unangenehme Gerüche von erkranktem Zahnfleisch zu entfernen. Heute ist deren Anwendung nicht mehr zeitgemäß, betonen die Autoren der neuen Studie – auch wenn sie mittlerweile in innovativer Form verfügbar sind. Die in heutigen Zahnpasten enthaltene Holzkohle ist in der Regel ein feines Pulver aus behandelter Holzkohle.

Joseph Greenwall-Cohen, Zahnmediziner und Co-Autor der Studie, sagte im Interview mit der BBC, dass "immer mehr Geschäfte Zahnpasten und Pulver auf Holzkohlebasis verkaufen", vor allem nachdem Prominente immer häufiger öffentlich dafür werben.

Bereits im Jahr 2017 hätte eine Überprüfung von 50 Produkten in den USA ergeben, dass die Werbeaussagen über derartige Produkte – etwa, dass sie "antibakteriell" oder "pilzhemmend" seien, bei der "Zahnaufhellung" helfen und "Karies reduzieren" würden – jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entbehren.

Im Gegenteil: Es zeigte sich, dass Personen, die ihre Zähne regelmäßig mit Produkten auf Holzkohlebasis putzen, an Zahnabnutzung und damit an empfindlicheren Zähnen leiden können.

Ungesunder Hype

"Wenn sie (die Zahnpasten, Anm.) bei Menschen mit Füllungen zu oft angewandt werden, können sie in diese eindringen und es kann schwierig werden, sie wieder herauszukommen", sagte Greenwall-Cohen. "Holzkohlepartikel können sich auch im Zahnfleisch verfangen und dieses reizen."

Zahnpasten und Pulver aus Holzkohle seien zudem abrasiver (reibende oder schleifende Wirkung, Anm.) als normale Zahnpasten und würden potenziell Zahnschmelz und Zahnfleisch gefährden.

Damien Walmsley von der British Dental Association sagte gegenüber der BBC: "Zahnpasten auf der Basis von Holzkohle sind keine Wundermittel und mit echten Risiken verbunden. Vertrauen Sie also nicht dem Hype. Jeder, der sich Gedanken über verfärbte Zähne macht, die durch eine Ernährungsumstellung oder eine verbesserte Mundhygiene nicht verändert werden können, sollte sich an seinen Zahnarzt wenden."

Kommentare