Warum man vor dem Schlafen keinen Wein trinken sollte

Nach dem Weintrinken sollte man nicht sofort die Zähne putzen.
Mindestens 30 Minuten sollten zwischen dem letzten Glas Wein und dem Zubettgehen liegen. Das erklärte ein Zahnarzt gegenüber dem TV-Sender E! News.

Den letzten Schluck Wein sollte man nicht unmittelbar vor dem Zubettgehen bzw. Zähneputzen nehmen. Davor warnte der New Yorker Zahnarzt Dr. Sivan Finkel kürzlich in einem Interview mit dem US-amerikanischen TV-Sender E! News. Grund dafür sei die im Wein enthaltene Säure, die den schützenden Zahnschmelz kurzzeitig weicher werden lasse. Putzt man sich unmittelbar nach dem Weintrinken die Zähne, so kann der Zahnschmelz Schaden nehmen, so der US-Mediziner.

Auf Anfrage des KURIER bestätigte Barbara Horninger, Zahnärztin in Wien, den leichten Abbau der Zahnsubstanz durch Wein. "Gewisse saure Substanzen können auf der Zahnoberfläche sogenannte Erosionen verursachen. Das bedeutet, dass sich die Zahnsubstanz durch Säure langsam abbaut. Das Ganze läuft ohne das Einwirken von Bakterien ab, es ist ein rein chemischer Prozess", so Horninger. Für den Zahnschmelz sei ein pH-Wert zwischen 5 und 5,7 ein kritischer Bereich um Erosionen auszubilden. Wein, mit einen pH-Wert zwischen 3 und 3,8, sei noch saurer als es für den Schmelz ohnehin schon schädlich sei.

"Prinzipiell kann jede Form von Säure, also Fruchtsäfte, Erbrechen, Aspirin oder auch dauerndes Sodbrennen, zu Erosionen führen. Zu Beginn wird das oft nicht bemerkt, später treten durch den Verlust des Schmelzes sogenannte Hypersensitivitäten auf", erklärt die Medizinerin.

Putzen ist Pflicht

Auf das Zähneputzen sollte man der Expertin zufolge dennoch auf keinen Fall verzichten. "Wer gleich danach Zähne putzt, kann durch den mechanischen Abrieb der Zahnbürste in Kombination mit der Säure dem Zahn Substanzschäden zuführen. Das Ganze passiert natürlich nicht sofort. Wer das aber ständig macht, wird irgendwann Probleme bekommen." Optimalerweise sollte man nach dem Essen ein Glas Wasser trinken, um den pH-Wert zu neutralisieren und eine halbe Stunde mit dem Zähne putzen warten.

Bei der Zahnpflege achtsam sein

Der Genuss von Wein ist zahnmedizinisch auch noch in einem weiteren Punkt nicht ganz unbedenklich. Denn: Es drohen Verfärbungen auf den Zähnen. Nicht nur Rotwein stellt dabei eine Gefahr dar. Eine Studie aus dem Jahr 2009 ergab, dass Weißwein den Zahn empfänglicher für Verfärbungen durch Kaffee oder Zigaretten macht. Die verfärbenden Substanzen würden sich der Untersuchung zufolge dann tiefer in den Zahn fräsen und deutlichere Spuren hinterlassen.

"Vor allem Rotwein, Zigaretten, schwarzer und grüner Tee machen durch die enthaltenen Farbstoffe Zahnverfärbungen. Unmittelbar nach Rotwein-Konsum sollte man nicht Zähneputzen, wenn man jedoch zwei Mal Zähne putzt, täglich Zahnseide verwendet und regelmäßig zur Mundhygiene geht, hat man in der Regel keine Probleme mit Verfärbungen, da die Zahnoberfläche dann glatt ist, und sich Verfärbungen lieber an rauen Oberflächen anhaften", so die Expertin. In diesem Prozess ortet die Zahnärztin auch den Grund für das schnellere Entstehen von Verfärbungen durch Weißwein. Durch die Säure des Weißweins könne der Zahn erodieren und Verfärbungen so schneller am Zahn anhaften.

Vorsicht ist der Expertin zufolge bei Wundermitteln wie "Weißmachzahnpasten" oder Backpulver geboten: "Diese Substanzen beruhen darauf, dass sie wie Schleifpapier die oberste Schicht der Zähne abschleifen und den Zahn damit kariesanfälliger machen können und die Substanz schädigen." Wer schon temperaturempfindlicher ist, sollte von "Whitening"-Zahnpasten daher unbedingt die Finger lassen.

Dr. Barbara Horninger ist Zahnärztin in Wien. Alle Infos finden Sie hier.

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