Schlechter Samenbefund beim Mann: Erhöhtes Risiko für Prostatakrebs?

Father and baby son sleeping in bedroom
Väter, deren Samenzellen aufgrund von Fruchtbarkeitsproblemen direkt in die Eizelle eingespritzt werden mussten, haben ein höheres Prostatakrebsrisiko.

Forscher der schwedischen Universität Lund haben 1,2 Millionen Schwangerschaften über einen Zeitraum von 20 Jahren (1994 bis 2014) untersucht. Analysiert wurden außerdem die Krebserkrankungen unter den beteiligten Vätern. Ihre Erkenntnisse haben die Wissenschafter nun im British Medical Journal veröffentlicht.

Künstliche Befruchtung

Der Großteil (97 Prozent) der untersuchten Schwangerschaften kam auf natürliche Weise zustande. In 1,7 Prozent der untersuchten Fälle (rund 20.000 Schwangerschaften) kam In-vitro-Fertilisation, eine Methode zur künstlichen Befruchtung, zum Einsatz. Hierbei wird die Frau hormonell behandelt, um die Eierstöcke zu stimulieren.

In 1,3 Prozent der untersuchten Schwangerschaften wurde auf die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion zurückgegriffen. Diese ähnelt vom Prinzip der In-vitro-Fertilisation, denn auch hier erfolgt die Befruchtung der Eizelle in einer Petrischale. Dabei wird eine ausgewählte Samenzelle direkt in eine Eizelle eingespritzt. Eine klare Indikation für eine Intrazytoplasmatische Spermieninjektion ist ein schlechter Samenbefund des Mannes.

In der Gruppe der natürlich gezeugten Babys wurde bei 0,28 Prozent der Väter später im Leben Prostatakrebs diagnostiziert. In der In-vitro-Fertilisation-Gruppe lag dieser Prozentsatz bei 0,37 Prozent. In der Intrazytoplasmatische-Spermieninjektion-Gruppe war der Prozentsatz mit 0,42 Prozent im Vergleich am höchsten.

Männer in dieser Gruppe hatten auch ein höheres Risiko, besonders früh (vor dem Alter von 55 Jahren) eine bösartige Tumorerkrankung der Prostata zu entwickeln.

Ursache nicht bei Befruchtungsmethode

Studienleiterin Yvonne Lundberg Giwercman von der Universität Lund sagte der BBC dazu: "Die absoluten Prostatakrebszahlen sind recht gering, aber diese Männer sind sehr jung. Sie sind also eine kleine Gruppe mit hohem Risiko und wir sollten das genauer verfolgen." Lundberg Giwercman hofft, dass weitere Forschungen Aufschluss über den genauen Zusammenhang geben können.

Androloge Allan Pacey von der Universität Sheffield (er war nicht an der Studie beteiligt) sagte der BBC: "Es wird hier angedeutet, dass männliche Unfruchtbarkeit einer Hiobsbotschaft für die Gesundheit von Männern gleichen könnte, auf die sowohl Männer als auch ihre Ärzte besser eingestellt sein sollten." Es sei jedoch wichtig, festzuhalten, "dass dies nicht darauf zurückzuführen ist, dass die reproduktiven Techniken Prostatakrebs verursachen, sondern wahrscheinlich darauf, dass die beiden auf irgendeine Weise eine gemeinsame Ursache haben".

Im Sinne einer Früherkennung von Prostatakrebs könne es sinnvoll sein, Männern, bei denen Fruchtbarkeitsprobleme in den Zwanzigern oder Dreißigern diagnostiziert werden, besser über mögliche künftige Risiken aufzuklären.

Keine voreiligen Schlüsse

Simon Grieveson von der Organisation Prostate Cancer UK betonte im BBC-Interview, dass man aufgrund der neuen Studie keine "voreiligen Schlussfolgerungen" ziehen sollte: "Wir glauben, dass es wichtig ist, dass alle Männer die Risiken von Prostatakrebs kennen, und dass Männer, die sich Sorgen machen, mit ihrem Hausarzt sprechen", so Grieveson.

Paare, die eine Fruchtbarkeitsbehandlung in Betracht ziehen, "sollten sich von diesen Ergebnissen aber nicht abschrecken lassen."

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