Schaumgebremst: Warum Erkältungsbäder auch krank machen können

Im Schaum suchen viele Zuflucht vor Kälte, Stress und drohenden Erkältungen.
Sie gelten als Hausmittel gegen grippale Infekte, aber oft stecken in Erkältungsbädern Stoffe, die erst recht krank machen.

Die Wanne dampft, die Schaumbläschen kribbeln angenehm auf der Haut, aus dem Wasser steigt behaglicher Duft auf. Bei verstopfter Nase, Halskratzen und Gliederschmerzen schwören viele auf warme Vollbäder. Im Herbst und Winter haben diverse Badezusätze traditionell Hochsaison.

Ob Badesalz, Cremebad oder Öl-Essenz: So wohltuend ein Schaumbad wirken mag, "die wissenschaftliche Datenlage dazu ist eher dürftig", sagt Christoph Dachs, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin. "Wobei man die nachgewiesenen Effekte von der Alltagserfahrung trennen muss. Und letztere lehrt uns, dass warme Bäder jedenfalls angenehm sind. Der durchblutungsfördernde Effekt kann auch zur Muskelentspannung beitragen", erklärt der Allgemeinmediziner.

Auf Inhaltsstoffe achten

Mangelnde Belege für die Wirksamkeit von Erkältungsbädern kritisiert auch das deutsche Verbrauchermagazin Ökotest, das die Zusätze und ihre Ingredienzien kürzlich unter die Lupe genommen hat. Auch in puncto Inhaltsstoffe ist das Ergebnis ernüchternd: Elf von 20 Erkältungsbädern fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. Die Verbraucherschützer raten vom Kauf dieser Produkte ab. Neben fehlenden Belegen für die Wirksamkeit bemängeln die Tester den häufig verwendeten Inhaltsstoff Kampfer, "der gravierende Nebenwirkungen haben kann", wie es im Testbericht heißt. Der aus dem Holz von Kampferbäumen gewonnene fettlösliche Wirkstoff sei in der Medizin umstritten: Bei äußerer Anwendung könne es etwa zu Hautekzemen kommen. Bei Säuglingen und Kleinkindern bestehe durch die Aufnahme Vergiftungsgefahr sowie das Risiko von Krampfanfällen oder eines Atemstillstands.

Kritisiert werden auch die oft enthaltenen Polyethylenglykole. Dabei handelt es sich um synthetische Stoffe, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können. In Badezusätzen sorgen sie dafür, dass zwei eigentlich nicht mischbare Flüssigkeiten – etwa Öl und Wasser – miteinander vermengt werden können. Bäder mit einem Nadelholzöl als Wirkstoff enthalten zudem oft Delta-3-Caren – ein natürlicher Bestandteil, aber leider auch ein starkes Allergen.

Bäder mit einem Nadelholzöl als Wirkstoff enthalten zudem oft Delta-3-Caren – ein natürlicher Bestandteil, leider auch ein starkes Allergen. Wer unter den Inhaltsstoffen Lilial entdeckt, sollte das Produkt im Regal lassen. Der Duftstoff, der oft auch in Waschpulver, Duschgels und Handcremen steckt, steht unter Verdacht, die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen. Ein prüfender Blick aufs Etikett ist vor dem Kauf also Pflicht; alternativ kann man Kräuteraufgüsse selbst brauen (siehe ganz unten).

Immunabwehr aktivieren

Anders sieht es bei den ätherischen Ölen (sofern diese hochwertig sind) aus. Christian Plaue, praktischer Arzt und Komplementärmediziner, sieht in der Aromatherapie, die man sich beim klassischen Erkältungsbad zunutze macht, Potenzial: "Natürlich kann ein Vollbad nicht heilen, entsprechende ätherische Öle können aber antibakteriell und krampf- und schleimlösend wirken. Durch das warme Wasser kann außerdem Fieber eingeleitet werden. Das ist besonders in der Frühphase einer Erkältung für die Infektabwehr gut, da die Immunzellen im Körper aktiviert werden."

Beide Experten betonen: Bei bereits vorhandenem Fieber, unklaren Hauterkrankungen, hohem Blutdruck, Herzschwäche oder einer bestehenden Schwangerschaft sollte ärztlicher Rat eingeholt werden, bevor man ein Erkältungsbad nimmt. Auch die Temperatur des Badewassers darf nicht unterschätzt werden: Sie sollte zwischen 32 und 38 Grad Celsius liegen. "Nach dem Bad packt man sich am besten warm ein, legt sich ins Bett oder unter eine warme Decke", erklärt Plaue, "damit die Aktivierung der Immunzellen möglichst lange nachwirkt".

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