Erster weiblicher Herzmassage-Dummy kann Leben retten

So sieht der WoManikin aus.
Frauen erhalten im Ernstfall seltener Wiederbelebungsmaßnahmen durch Ersthelfer. Vor allem Männer haben Berührungsängste.

Erste Hilfe rettet Leben. Darüber sind sich Experten einig. Ob Herzinfarkt, plötzlicher Herztod oder ein Herzstillstand aus anderen Gründen: Wer sofort von einem Ersthelfer eine Herzdruckmassage erhält, hat eine um 70 Prozent höhere Überlebenschance gegenüber jenen, bei denen erst die Rettung mit der Reanimation beginnt.

Pro Minute, in der nichts getan wird, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um zehn bis zwölf Prozent.

Frauen bleiben dabei oft auf der Strecke. Denn: Dummys, an denen Einsatzkräfte die Herzdruckmassage üben, orientieren sich am männlichen Körper.

Weibliche Übungspuppe

Eine Werbeagentur will das nun ändern und hat die allererste weibliche Übungspuppe – beziehungsweise einen Aufsatz für herkömmliche männliche Dummys – designt.

Der von der in New York ansässigen Kreativagentur Joan entwickelte Aufsatz wurde auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse entwickelt. Bei einer Studie unter der Leitung von Kardiologin Audrey Blewer von der University of Pennsylvania zeigte sich kürzlich, dass bei Frauen, die in der Öffentlichkeit einen Herzstillstand erleiden, mit einer um 27 Prozent geringeren Wahrscheinlichkeit eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchgeführt wird als bei Männern.

Zurückzuführen sei dies vor allem darauf, dass Menschen offenbar selbst im Notfall häufig die Berührung des weiblichen Körpers scheuen. Veröffentlicht wurde die Erhebung im Journal of the American College of Cardiology.

WoManikin soll Leben retten

Mit dem "WoManikin" hat Joan ein spezielles Zubehör für Standard-Dummy-Modelle entwickelt, mit dem Auszubildende daran gewöhnt werden sollen, eine Herz-Lungen-Wiederbelebung an weiblichen Körpern durchzuführen.

Mit dem Design wolle man "Frauenleben retten", heißt es auf der Homepage. Und weiter: "Es ist unser Ziel, dass bis Ende 2020 jede Trainingsschule im Land einen Womanikin-Aufsatz hat und Tausende von Menschen darin unterrichtet werden, wie sie einer Frau, die einen Herzstillstand erlitten hat, helfen können"

Die Werbeagentur hofft auch, dass der Dummy und die damit verbundene Werbekampagne dazu beitragen, das männliche Unbehagen bei Erste-Hilfe-Maßnahmen zu bekämpfen und Bewusstsein schaffen.

Eine Umfrage der University of Colorado aus dem Jahr 2018 ergab, dass Männer (im Vergleich zu Frauen) doppelt so häufig Angst vor unangemessenen Berührungen oder sexuellen Übergriffen als Grund für die Ablehnung potenziell lebensrettender Maßnahmen angeben.

"Wir hoffen, dass das WoManikin diese Bildungslücke schließt und letztendlich viele Leben rettet", sagte Jaime Robinson, Mitbegründerin von WoManikin und Kreativdirektorin von Joan, dem Independent.

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