Dafür aber kommt ein österreichischer Hochrisikopatient an die Spitze der deutschen Warteliste.“ Bei Griechenland habe diese – theoretische – Möglichkeit nur in den vier Jahren der Kooperation bestanden.
Reaktion: Laut Walter Klepetko, der auch Leiter der Uni-Klinik für Chirurgie von AKH bzw. MedUni Wien ist, ist der Vorwurf zynisch und skurril: „Jede Lunge, die in das Eurotransplant-System kommt, bedeutet einen Mehrwert, denn so stehen für die Patienten in Österreich allgemein mehr Spenderorgane zur Verfügung.“ Natürlich würden nicht alle Lungen nach Österreich gehen, weil nicht jedes Spenderorgan zur passenden Zeit zu einem Patienten aus Österreich passen würde, sagt der Lungenchirurg.
Twinning-Abkommen
Kritik: Lungenspezialist Klepetko schloss mit mehreren Ländern (neben Griechenland u. a. auch Rumänien, Slowakei, Bulgarien oder Serbien) Twinning-Abkommen: Länder mit funktionierenden Transplantationsprogrammen helfen anderen, eigene aufzubauen. Zwischen 2012 und 2015 soll es aber ein Minus von 60 Lungen (mehr Eurotransplant-Organe für Patienten dieser Länder als Organe aus diesen Ländern für
Eurotransplant) gegeben haben. Seit 2017 sind diese Programme beendet, die Zahl ausländischer Patienten ist rückläufig. Und es seien auch Patienten aus Polen, Italien und der Türkei – dort wohnhafte, keine mit Wohnsitz in Österreich – operiert worden, ohne z. B. aus der Türkei Organe erhalten zu haben.
Reaktion: Dass Patienten aus anderen Ländern behandelt worden seien, bestreitet Klepetko nicht. Die Behandlungen seien aber im Rahmen von Ausbildungsprogrammen für Chirurgen der jeweiligen Länder erfolgt. Außerdem seien die Eingriffe schon Jahrzehnte her. „Wenn die Transplantationsbilanz negativ war, haben wir die Programme beendet, wie in Fall der Slowakei“, sagt Klepetko.
Patientenauswahl
Kritik: „Wer wählt in Griechenland, Rumänien oder Bulgarien die Patienten aus?“, so das Eurotransplant-Vorstandsmitglied: „Bei uns hat jeder den gleichen Zugang zur Warteliste – egal ob Bauarbeiter oder Akademiker. Und auch Sonderklasse spielt gar keine Rolle.“ In den Partnerländern sei das intransparent gewesen.
Reaktion: Diesem Vorwurf steht Klepetko mit dem Argument gegenüber, dass auch in den anderen Ländern führende Fachärzte aus Pneumologie-Instituten die Transplantationspatienten ausgewählt hätten.
Honorar
Kritik: Ein Honorar von 17.000 Euro für Privatpatienten aus Nicht-Eurotransplant-Ländern sei viel zu hoch – drei Mal so viel, wie es die Honorarrichtlinien erlauben würden. Für die Organentnahme beim hirntoten Spender dürfe gar nichts verlangt werden: „Das zahlt das Spital.“
Reaktion: „Von den 17.000 Euro gehen 65 Prozent an das Ärzteteam, 20 Prozent an mich (3.400 Euro, Anm.) und der Rest bleibt beim AKH für die Infrastruktur“, sagt Klepetko. Es sei klar, dass Operationen von Patienten aus dem Ausland, mehr Kostenaufwand bedeuten. Es wäre aber immer ausschließlich im Sinne der Patienten gehandelt worden.
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