Angeblicher AKH-Organskandal: Chefchirurg spricht von Intrige

Umstrukturierungen reduzieren die Ansteckungsgefahr im OP-Saal.
Griechin soll Lunge unrechtmäßig erhalten haben. Vorwürfe seien laut Arzt „lächerlich“.

Wieder einmal ist es ein Medienbericht der Süddeutschen Zeitung, der an einem Freitag einen Skandal in Österreich aufdecken will. Das Blatt habe Unterlagen zugespielt bekommen, wonach es Unregelmäßigkeiten bei Organspenden im Wiener AKH geben soll.

Der Vorwurf: Einer 47-jährigen Griechin sei im Oktober nach nur vier Stunden eine Spenderlunge transplantiert worden. Patienten warten normalerweise Wochen oder Monate auf ein passendes Organ. Durchgeführt wurde die OP vom renommierten Chefchirurgen Walter Klepetko. Dieser soll für die Transplantation 17.000 Euro Honorar kassiert haben – etwa das dreifache dessen, was so eine OP bei einem österreichischen Patienten einbringt. Der Mediziner zeigte sich im KURIER-Gespräch am Samstagvormittag alles andere als überrascht über den Medienbericht, denn: „Mir wurde das mehrfach angekündigt, dass etwas gegen mich kommen wird. Das ist eine interne Attacke“, sagt Klepetko.

Nach seiner Wahl zum Vorstand der Uniklinik für Chirurgie hätte sich im Kollegium eine Front gegen ihn gebildet. Die Vorwürfe seien allesamt Humbug. Die griechische Patientin sei tatsächlich in Wien von ihm operiert worden, das hatte aber einen guten Grund: „Wir bauen seit Jahren Transplantationsprogramme in verschiedenen Ländern auf. Es läuft auch eine Kooperation mit Griechenland. Das wäre die erste Lungentransplantation der Kollegen dort gewesen. Der Fall war aber extrem kompliziert und natürlich will man so ein Programm nicht mit dem Tod einer Patientin starten“, so Klepetko.

Angeblicher AKH-Organskandal: Chefchirurg spricht von Intrige

Zentrales System

Daher habe man sich entschieden, die OP im AKH durchzuführen. Normalerweise laufen Transplantationen über das zentrale System Eurotransplant, in dem neben Österreich auch Deutschland, Belgien, die Niederlande, Luxemburg und Kroatien Mitglieder sind. Innerhalb dieser Staaten werden die Eurotransplant-Organe verteilt. Die Lunge der griechischen Patientin kam aus Griechenland. Dort baut Klepetkos Team ein eigenes System auf. Zur Erklärung: Normalerweise bleiben die Organe im eigenen Land beziehungsweise im Eurotransplant-Verbund. Sollten Organe in Drittländern aber „übrig bleiben“, können sie bei einer Zusammenarbeit wie mit Griechenland auch ins Eurotransplant-Register aufgenommen werden.

Auch in anderen Ländern wurden diese Aufbauprogramme von dem AKH-Chefchirurgen bereits verwirklicht. Wenn es eine negative Bilanz gab – also mehr Organe in die Drittländer gespendet wurden, als ans Eurotransplant-Register gingen – wurde, wie im Fall der Slowakei, die Zusammenarbeit beendet. Griechenland hätte hingegen 22 Lungen an Eurotransplant gegeben.

Auch für die kurze Wartezeit der Patientin hat Klepetko eine Erklärung: „Die Frau wurde erst vier Stunden vorher im System registriert. Natürlich wurde die Lunge auch bei Eurotransplant gemeldet. Die Frau hat vorher schon Wochen in Griechenland auf das Organ gewartet.“ Zu der angeblichen finanziellen Vorteilnahme kommentiert er: „20 Prozent des Honorars bekomme ich, zwölf Prozent das AKH, der Rest geht an die Infrastruktur.“ Das Transplantationsprogramm hätte 2017 einer externen Überprüfung standgehalten.

Auch die Meduni Wien und das AKH stellen sich in einer Aussendung hinter ihren Chefchirurgen. Man distanziere sich von Anschuldigungen auf Basis unvollständiger Informationen und unerlaubt weitergegebener interner Unterlagen. Die Vorwürfe würden nun einer weiteren Prüfung unterzogen.

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