Mysteriöser Infekt: Wenn die Daunendecke krank macht

Sein Bett hat einen Mann krank gemacht.
Ein Mann litt an unerklärbaren Atemproblemen. Des Rätsels Lösung lag in seinem Bett begraben.

Im Herbst vor drei Jahren suchte ein 43-jähriger Schotte seinen Hausarzt auf. In den drei Monaten zuvor hatte er sich ständig müde gefühlt. Auch um seine Atmung war es nicht gut bestellt – er hatte ständig das Gefühl, außer Atem zu sein.

Ein Mediziner an der schottischen Klinik Aberdeen Royal Infirmary assoziierte die Beschwerden des Patienten – der einen Bürojob ausübte und nicht rauchte – mit einer Infektion der unteren Atemwege. Dazu zählen etwa eine Lungenentzündung sowie akute Bronchitis und Keuchhusten.

Schwierige Diagnose

Mit entsprechender Medikation besserte sich der Zustand des Mannes zunächst, bis es sich erneut derart verschlimmerte, dass er zwei Wochen Krankenstand in Anspruch nehmen musste. Infolge wurden Bluttests, eine Untersuchung der Nieren und Leber sowie ein Brust-Röntgen durchgeführt. Ohne auffälligem Befund.

Ratlos konsultierte der behandelnde Arzt einen Kollegen, den Lungenspezialisten Owen Dempsey. Dieser kontaktierte den Patienten und befragte ihn ausführlich zu seinen Wohnverhältnissen. Was für den Mann ungewöhnlich wirkte, führte schließlich zur korrekten Diagnose: Denn der Mann hatte vor einigen Monaten ein Daunenbettzeug angeschafft.

Zurück im Krankenhaus ordnete Dempsey ein erneutes Röntgen der Brust und eine genauere Blutuntersuchung an. Es zeigte sich, dass der Mann Antikörper gegen Vogelfederstaub im Blut hatte. Die Röntgenuntersuchung bestätigte die Diagnose Hypersensitivitätspneumonitis.

Dabei handelt es sich um eine mit Husten, Atemnot und Müdigkeit einhergehende Erkrankung, die durch eine Sensibilisierung und nachfolgende Überempfindlichkeit auf Umweltantigene, etwa Bakterien oder Pilze in der Luft, verursacht wird. Also eine Allergie. Im Fall des Patienten lösten Staub in Enten- oder Gänsefedern, die in der Bettwäsche gefunden wurden, die Krankheit aus.

"Lungenerkrankungen können sehr schwer zu diagnostizieren sein", sagte MeiLan Han, Lungenärztin an der Universität von Michigan der New York Times, die nicht mit dem Fall betraut war. Das Bestimmen der Ursachen sei oft eine Herausforderung. Zudem sei eine Hypersensitivitätspneumonitis äußert selten. Unbehandelt könne es jedoch zu Vernarbungen der Lunge oder Atemversagen kommen.

Allergische Reaktion

Laut Dempsey sind nur sehr wenige Menschen von dieser Form der allergischen Reaktion betroffen. Er rät also nicht pauschal von Daunendecken- und pölstern ab. "Wenn Sie jedoch an Atemnot oder Husten leiden und sich das nicht innerhalb weniger Wochen nach dem Kauf von Federbettwäsche beruhigt, sollten Sie das einem Arzt mitteilen."

Der Patient erhielt Steroide, um die Entzündung zu lindern. Zudem entsorgte er seine Daunendecke und die Kissen und tauschte sie gegen hypoallergene Bettwäsche. Eine Woche später begannen seine Symptome zu verschwinden.

Der Bericht wurde im Fachblatt BMJ Case Reports veröffentlicht.

Kommentare