Warum sich Artischocken auch im Marchfeld wohlfühlen

Warum sich Artischocken auch im Marchfeld wohlfühlen
Frische Artischocken aus heimischem Anbau sind eine Seltenheit. Jetzt beginnt die Ernte für die Delikatesse.

Das Marchfeld im östlichen Niederösterreich ist als fruchtbare Gegend bekannt. Aber auf die Idee, hier Artischocken anzubauen, muss man erst kommen. Die Frucht aus der Distelfamilie braucht auf jeden Fall viel Pflege und ein angenehmes Klima, um den bei Gourmets begehrten Artischockenboden (verdickter Blütenboden) und das Herz (die frischen, innersten Blätter) perfekt auszubilden. Dass sie auch im Marchfeld prächtig gedeihen, ist für viele Genießer noch immer neu. Aber es spricht sich herum. Vor allem die Gastronomie setzt gern auf die heimische Ware. Doch die ist nicht überall zu bekommen.

Keine einfache Kultur

Das Gros der europäischen Artischockenernte wird in Frankreich und Italien produziert. Stephanie Theuringer, Tochter eines eingesessenen Marchfelder Gemüse-Familienbetriebs in Raasdorf,  begann sich vor einigen Jahren aus Experimentier- und Genussfreude auf einer kleinen Fläche mit Artischocken zu beschäftigen.

Warum sich Artischocken auch im Marchfeld wohlfühlen

"Es ist keine einfache Kultur und wir hatten auch viele Lehrjahre", erinnert sich im KURIER-Gespräch. Auf viele Faktoren müsse geachtet werden: der richtige Zeitpunkt zum Pflanzen, die richtigen Nährstoffen für den Boden - und vor allem viel Wasser. "Es kann nie genug sein. Artischocken brauchen viel mehr, als man von einer Distel erwarten würde."

Warum sich Artischocken auch im Marchfeld wohlfühlen

 

Mittlerweile hat sie den Dreh raus: Heuer wurden auf neun Hektar rund 30.000 Pflänzchen gesetzt." Ebenso wie die Ernte sei dies nur in Handarbeit möglich.

Frisch und ohne lange Transportwege

Geht es ihnen gut, sind die Pflanzen ab Mitte Juli erntereif. Heuer laufe die Saison langsam an, die Qualität des Gemüses sei sehr gut. "Oft haben wir um diese Zeit durch große Hitze gleich eine Riesenmenge, die geerntet werden muss. Ich glaube, die kühleren Nächte der letzten Wochen taugen den Artischocken." Neben den kurzen Transportwegen - Stichwort Öko-Bilanz - haben die heimischen Artischocken aus dem Marchfeld auch den Vorteil, richtig frisch zu sein. "Oft sind Artischocken aus Italien schon überlagert , dann schmecken sie schnell holzig und sind nicht mehr lagerfähig."

Warum sich Artischocken auch im Marchfeld wohlfühlen

Junge Artischocken: Leicht zu verarbeiten

Am leichtesten sind übrigens die jungen Baby-Artischocken zu verarbeiten. "Sie haben noch kein Heu im Inneren. Gerade das Heu schreckt aber viele ab, Artischocken selbst zu verarbeiten. Dabei ist es gar keine Kunst, es ist nur ein Handgriff." Mit dem jungen Gemüse hat man allerdings noch weniger Arbeit: Man muss sie nur ein wenig putzen. Etwa pur in Olivenöl herausgebraten ergeben sie bereits eine schmackhafte Mahlzeit. "Ebenso kann man sie ohne viel Aufwand in Backteig frittieren." Stephanie Theuringer empfiehlt Baby-Artischocken auch für die rohe Verwendung in Salaten, etwa abgeschmeckt mit frischer Minze.

Rezept: Artischockensalat mit rosa Grapefruits

Zutaten: 12 kleine Artischocken, 2 Grapefruits, 1 Zitrone, Mandeln, Friseesalat, Pecorino

Zubereitung: 1. Die vorbereiteten Artischocken in Salzwasser und Zitronensaft kochen. Abtropfen und abkühlen lassen.

2. Die Grapefruits filetieren und den Saft auffangen. Die Filets und den Saft mit den goldgelb gerösteten Mandeln in eine Schüssel geben.

3. Artischocken halbieren oder vierteln und dazugeben, mit dem Friseesalat vermischen.

4. Mit Dressing nach Geschmack beträufeln. Sehr gut passt ein leichtes Zitronen-Joghurt-Dressing. Etwas Pecorino darüberhobeln und servieren.

 

Info: Ein Kilogramm kostet 10 Euro, pro Stück zwischen 0,60 und 2,50 Euro (je nach Größe). Ab Hof-Verkauf: Altes Dorf 31, 2281 Raasdorf freitags und samstags 9 bis 18 Uhr, in Wien jeden Samstag am Yppenmarkt (1160 Wien, vor Staud's Pavillon) 9 bis 12 Uhr

 

 

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