Eine idyllische Landschaft mit saftigen Wiesen und kleinen Bächen umgibt den weiß getünchten Bauernhof mit hellen Holzlatten. Die Bio-Viehwirtschaft umfasst 40 Hektar, 72 Rinder, 55 Schweine, 60 Sika-Wildtiere und ein paar Wildschweine – an sich nichts Besonderes, der Schwarzbergerhof ist aber anders: Bau-Unternehmer Edmund Wall hat Millionen in die Hand genommen, um sich seinen Traum von einer "ethischen und tiergerechten" Landwirtschaft zu erfüllen.
Bis zum letzten Atemzug sollen die Tiere ein würdevolles und artgerechtes Leben in freier Natur führen. Was der tierliebe Neo-Landwirt darunter versteht, lässt sich in einem Satz nicht erklären: Die Tiere dürfen in einem natürlichen Herdenverbund leben und das ganze Jahr über im Freien sein. Er verzichtet auf Soja, Mais oder künstliches Kraftfutter. Die Kälber dürfen bei ihren Müttern bleiben, die Schweine behalten ihren Ringelschwanz, die Rinder ihre Hörner. Und, und, und.
From nose to tail
Für sein neues Unternehmen hat sich Wall das Expertenwissen von zwölf Profis geholt, denn nicht nur die Aufzucht, auch die Schlachtung und die Weiterverarbeitung erfolgt am Hof. Der oberösterreichische Unternehmer mit Wurzeln im Mühlviertel hatte ursprünglich ein Wochenend-Domizil mit angeschlossener Landwirtschaft für seine Familie gesucht. Als er Freunden von seinen Plänen berichtete, rasselten unzählige Bestellungen für das Bio-Fleisch im Voraus ein. Der Manager spürte, einen Nerv getroffen zu haben und baute seine Pläne aus.
Zehn Jahre und sechs Millionen Euro später öffnet sein Schwarzbergerhof – ein Schaubetrieb im großen Stil – am 24. Oktober die Pforten: Ohne Übertreibung lässt sich sagen, dass es ein derartiges Unterfangen in Österreich bisher nicht gegeben hat. Auf Wunsch können Besucher die Schlachtung der Tiere live miterleben. Die Schlachträume sind durch große Panormafenster einsehbar. Die Rinder werden erst in einem Alter von mindestens 22 Monaten geschlachtet, das Sika-Wild erreicht das Schlachtalter erst mit 14 Monaten und die Schweine mit 12 Monaten.
Schlafen am Bauernhof
In einem Hofladen verkauft die Familie Wall jeden Freitag und Samstag die Edelteile. Das restliche Fleisch wird zu Würstel und Speck – auch aus den Wildtieren wie Sika oder Wildschweinen – am Hof weiterverarbeitet. Das Fleisch des Sika-Wildes soll sich durch einen feinen Wildgeschmack auszeichnen. Das oft verschmähte Kochfleisch wird zu Gulasch, Rouladen und Currys verkocht und in schicken Gläsern abgefüllt, die Knochen werden zu Fonds eingeköchelt und ebenso verkauft. Das Motto heißt: From nose to tail.
Damit die Besucher kulinarisch versorgt werden, wurde ein Holzofen-Backhaus auf dem Grundstück errichtet: frische Schinkenkipferl, Ciabatta, Bauernbrot und Buchteln sollen das Strawanzen am Weiderundwanderweg versüßen. Das Mini-Gasthaus, der Weinkeller, der Kräutergarten, die Kochschule, der Kinderspielplatz oder der Streichelzoo klingen angesichts des riesigen Aufwands (und Produktionskreislaufs) schon fast alltäglich.
Vom ursprünglichen Plan des Wochenend-Domizils ist die Familie bereits abgerückt, die sechs Zimmer sollen nicht mehr der Familie Wall zur Verfügung stehen, sondern zahlenden Gästen. Wobei Geld bei diesem Projekt keine Rolle spielt, denn Investitionen in dieser Größenordnung rechnen sich mit dem Verkauf von Fleisch in den nächsten Jahren längst nicht. Für Wall unerheblich, denn er weiß jetzt, auf welcher Weide sein Schnitzel einst stand.
Tipp:Schwarzbergerhof, am 24. und 25. Oktober (10 bis 18 Uhr) wird der Bio-Hof mit einem großen Fest eröffnet, Öffnungszeiten des Hofladens ab 30. Oktober: jeden Freitag 12 bis 17 Uhr, jeden Samstag 10 bis 14 Uhr, Mühlenweg 26, 4247 Schönau im Mühlkreis
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