Österreicherin erfindet "Kühlschrank" zum Mitnehmen
KURIER: Sie entwerfen gerne Haushaltsgegenstände wie Teehäferl oder Geschirr: Sind Sie selber Hobbyköchin?
Vera Wiedermann: Auf alle Fälle. Ich koche privat und auch auf Pop-up-Veranstaltungen. Ich bin zwar gelernte Produktdesignerin und nicht gelernte Köchin, aber ich habe einen Hang zur Kulinarik.
Wiedermann:Ich trinke jeden Tag eine Kanne Grünen Tee. Zu jener Zeit habe ich noch Teebeutel verwendet. Jedenfalls ist mir in der Früh immer der Teebeutel ins Häferl gerutscht. Wenn ich es fest geknotet und ihn nicht mehr aufbekommen habe, musste ich den Knoten aufschneiden. Das war alles zu viel in der Früh. So kam ich auf die Idee.
Wiedermann:Es waren Beobachtungen in meiner Familie: Wir sind heutzutage gewohnt, alles in den Kühlschrank zu geben. Wir haben uns das antrainiert, anders als die Generationen vor uns. Meine 95-jährige Oma gibt sogar ihr Joghurt nicht in den Kühlschrank. Früher gab es natürlich einen Lehmkeller oder eine nicht geheizte Speis nahe der Küche. Übrigens kühlen auch Nomaden in der Wüste Eier nicht, sondern transportieren sie ganz normal in einer Tasche. Das Wissen, welche Lebensmittel gekühlt werden müssen, ist verloren gegangen.
Aber ein Kühlschrank zum Kühlen würde doch ausreichen, oder nicht?
Wiedermann: Er reicht aus, aber er verbraucht Energie. Ich wollte ein Energie-autarkes Kühlsystem erfinden, wenn man keinen Keller oder Speis hat, das Lebensmittel an der frischen Luft kühlt. Ein Gegenpol zum künstlichen Kühlschrank. Ein Kühlschrank außerhalb des Kühlschranks sozusagen.
Wiedermann:Es gibt mehrere Funktionen: Der Deckel von meiner Schale hat eine leichte Wölbung. Würde man den Traubenzweig in die Mitte legen, liegen die Trauben später nicht in ihrem eigenen Kondenswasser. Fall- und Kernobst lässt sich gut im Fach des Kühlschranks lagern, aber für eine große Familie wird der Platz schnell eng. Die Schale eignet sich besonders gut bei Obst, das leicht schrumpeln kann wie Äpfel oder Birnen. Man muss sich mein System wie eine Sauna vorstellen: Gießt man Wasser in die Keramikschale, verdampft dieses und das Obst nimmt die erhöhte Luftfeuchtigkeit auf und bleibt länger frisch. Außerdem bleibt das Obst im Sommer durch den Verdunstungseffekt der Keramikschale kühl.
Wiedermann:Emaille ist eine Glasglasur auf geformtem Stahl und hat eine tolle Oberflächenbeschaffenheit: dicht, lässt sich gut reinigen, Geschirrspüler-tauglich, recyclebar.
Haben Sie Vergleichsversuche gemacht, ob ein Apfel im Kühlschrank, in einer normalen Schale oder in Ihrem System länger frisch bleibt?
Wiedermann: Ja. Derzeit macht das Institut für Lebensmitteltechnologie der BOKU Tests und analysiert ganz genau, wie meine Schale wirkt.
Wiedermann:Ich bin mit Riess und anderen Firmen in Kontakt. Aufwind habe ich durch den German Design Award bekommen, wo ich neben großen Firmen wie WMF oder Bosch als Ein-Personen-Unternehmen heraussteche.
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