Flüchtlinge eröffnen afghanisches Restaurant

Orientalischer Reiseintopf.
Damit sie "nicht mehr vom Staat leben", hat Familie Ohadi ihr afghanisches Restaurant Asman im 3. Bezirk aufgemacht.

Bereits vor fünf Jahren eröffnete Wiens erstes afghanisches Restaurant, Noosh, in Neubau. Jetzt zeigt ein weiteres, wie die Küche des südasiatischen Landes schmeckt: In einer ehemaligen Pizzeria in Wien-Landstraße versucht die Flüchtlings-Familie Ohadi ihr neues Glück: Muhammad, Ehefrau Sofiya und Tochter Soraya stecken ihre ganze Kraft in das neueröffnete Lokal, die ganze sechsköpfige Familie hilft mit.

Afghanistans Nationalgericht Palau (oder Pilaw) – der orientalische Eintopf wird mit einer speziellen Reiskoch-Technik (doppelte Menge Suppe, dann gedämpft) zubereitet – darf natürlich in allen Varianten auf der Speisekarte nicht fehlen. Tochter Aliya steht gemeinsam mit ihrer Mutter im Asman in der Küche – im Interview mit dem KURIER spricht sie über die Flucht der Familie und den Geschmack ihrer Heimat.

KURIER: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein afghanisches Restaurant zu gründen?
Aliya Ohadi: Als meine 20-jährige Schwester Soraya die Gastgwerbeberechtigung bekommen hat, wollten wir alle sofort ein Restaurant aufmachen, damit wir Arbeit haben und nicht mehr vom Staat leben müssen.

Sie sind 2012 nach Österreich gekommen?
Ja, als wir klein waren, sind wir von Afghanistan nach Pakistan geflüchtet. Mein Vater wollte, dass auch wir Mädchen eine Schule besuchen konnten, aber das durften wir in Afghanistan nicht. In Pakistan war mein Vater Direktor einer kleinen Schule für Kinder und Erwachsene, dort konnten meine Schwester und ich sowohl lernen als auch unterrichten.

Wie alt waren Sie damals?
Ich war 12 Jahre alt und habe Persisch unterrichtet, meine ältere Schwester unterrichtete Englisch. Es war hart, aber so konnten wir den Älteren Schreiben und Lesen beibringen.

Wieso sind Sie weiter nach Österreich geflüchtet?
Es ist in Pakistan zu gefährlich geworden. Mein Vater wollte, dass wir Kinder eine höhere Bildung genießen konnten. Auch heute lernen wir alle weiter: Meine Schwester Soraya und ich besuchen jeden Tag nach der Arbeit im Restaurant eine HAK-Abendschule.

War Ihre Familie jemals gastronomisch tätig in Afghanistan?
Ja, mein Großvater war Koch und hatte eine Restaurant, dort hat auch meine Mutter das Kochen gelernt – sie kann wirklich gut kochen. Sie, mein Bruder und ich kochen gemeinsam, die anderen Geschwister sind im Service tätig.

Wie würden Sie die afghanische Küche beschreiben?
Sie ist ein bisschen scharf und es werden viele Kräuter und Gewürze verwendet. Wir essen viel Lammfleisch, es gibt aber auch vegetarische Speisen. Ein traditionelles Gericht ist Palau (Anm: auch Pilaw), ein Reis-Gericht in vielen Variationen mit Lammfleisch, Fisch oder Okraschoten. Ebenso bekannt sind Mantu: Teigtaschen mit Rindfleisch gefüllt, mit Spinat gefüllt heißen sie Bolani, mit Lauch Ashak. Zum Abschluss des Essens trinken wir Shirchay, einen Schwarztee mit Milch.

Welchen Reis verwenden Sie?
Eine spezielle langkörnige Sorte aus Afghanistan, den Lauch für die Ashak bauen wir übrigens wie unsere Kräuter in zwei kleinen Gärten in Stadlau selber an.

Info: Asman, Schlachthausgasse 33, 1030 Wien, Montag, Dienstag und Donnerstag 10 bis 23 Uhr, Freitag, Samstag und Sonntag 10 bis 24 Uhr

Kommentare