Künstler Michael Wegerer: „Das Sieb ist mein Pinsel“

Künstler Michael Wegerer: „Das Sieb ist mein Pinsel“
Michael Wegerer verwandelt Wasserfarben und Papier mithilfe des Siebdrucks in Kunstwerke. Nun arbeitet er erstmals mit Glas.

Vom Gewichtheber zum Glaskünstler. Der Lebenslauf von Michael Wegerer ist ungewöhnlich. Seine Interessen vielfältig. „Bis zu meinem 30. Geburtstag war ich sechs Mal österreichischer Staatsmeister im Gewichtheben“, erzählt Wegerer. Finanziert hat er sich den Sport mit seinem Beruf als Elektrotechniker.

Danach hat Michael Wegerer die Drückbank gegen die Druckgrafik getauscht und an der Universität für angewandte Kunst in Wien und am Royal College of Art in London studiert.

Künstler Michael Wegerer: „Das Sieb ist mein Pinsel“

„Das Sieb ist mein Pinsel“, sagt er, während er auf 14 kunterbunte Kreise blickt, die in seinem Atelier an der Wand hängen. Für ein Architekturbuch stellt er den Verlauf des Tageslichts mittels Farbe und Siebdruck dar. Die Bilder sind präzise, der Rand kantig, die Farbübergänge sanft. „Vier bis fünf Versuche waren notwendig, bis es so war, wie ich es wollte“, sagt er.

Künstler Michael Wegerer: „Das Sieb ist mein Pinsel“

Siebdruck mit Wasserfarben

Die Farbtöpfe sind ordentlich neben dem Schreibtisch des Künstlers aufgestellt. Dahinter ist ein Regalsystem aus Metall an der Wand fixiert. Darin liegt Fotopapier, auf dem Texte und Zeichnungen abgebildet sind. Sie sind das Negativ, das wie in der Fotografie mittels UV-Licht auf die Siebe übertragen wird, die hinter der Eingangstür des Ateliers lehnen.

Als jüngste Drucktechnik (1907 patentiert) ist Siebdruck Schablonen-basiert. „Wo ein Loch ist, geht die Farbe durch“, erklärt Wegerer. Dafür wird das Sieb auf einem Tisch eingespannt, das Papier darunter eingerichtet und die Farbe über das Sieb gestrichen.

Künstler Michael Wegerer: „Das Sieb ist mein Pinsel“

„Das Ergebnis ist ein Wow-Effekt. Bleibt die Überraschung aus, ist das Bild nicht gelungen“, sagt Wegerer. Der künstlerische Siebdruck wurde durch Andy Warhol in den 1950ern berühmt, war aber schon in den 30er Jahren gefragt. Heute ist Papier kein Muss mehr, auch andere Materialien können bedruckt werden. Entscheidend ist die Technik.

Künstler Michael Wegerer: „Das Sieb ist mein Pinsel“

Während Farbe bei Textil und Papier durch das Sieb dringt, wird es bei Emaille und Glas eingebrannt. Michael Wegerer ist der einzige Künstler in Wien, der Siebdruck auf Glas verarbeiten kann. Im Rahmen eines geförderten Projekts der Wirtschaftsagentur reiste er durch England, Neuseeland, Deutschland und China. Dort hat er herausgefunden, was von diesem alten Kunsthandwerk geblieben ist.

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Siebdruck auf Glas ist nichts Neues

 

„Was neu ist, sind die Rezepte, die ich jetzt kenne“, sagt Wegerer. Wie beim keramischen Siebdruck wird die Farbe mit bis zu 800 Grad Celsius in das Glas gebrannt. Dadurch sind die Farben gegen Wind, Wetter und jeden Glasreiniger resistent.

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Das wird in einem seiner Projekte bald für eine breitere Masse zu sehen sein. Für die Rudolf-Steiner Schule in Liesing hat Wegerer eine große Glasfront entworfen, die siebgedruckt werden soll. Das Motiv ist ein Text von Schulgründer Rudolf Steiner, der in einen Farbcode übersetzt und bald wie bunte Sonnenstrahlen durch die Fensterscheiben leuchten werden.

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