"Fahre zu Freund": Twitter-Userin erklärt, warum sie Taxi-Fahrer belügt

Symbolbild
Der Tweet, der bereits 2018 abgesetzt wurde, ist derzeit wieder Gesprächsthema im Netz.

Ende 2018 sorgte eine Liste an Sicherheitsvorkehrungen, die Frauen treffen, um sich im Alltag vor Übergriffen zu schützen, für Aufsehen im Internet. Die Liste stammt aus dem Buch "The Macho Paradox: Why Some Men Hurt Women And How All Men Can Help" des US-amerikanischen Filmemachers, Autors und Pädagogen Jackson Katz. Virale Verbreitung fand sie damals via Facebook.

In diese Auflistung, die unter anderem maßvolles Trinken, das Parken in beleuchteten Gegenden und das ständige Tragen eines Handys umfasst, reiht sich auch ein Tweet aus 2018 ein, der aktuell wieder vermehrt auf Twitter geteilt wird.

"Also, wohin fahren wir?"

Die US-amerikanische Autorin Jill Gutowitz sprach damals in einem Thread darüber, wie sie sich abends beziehungsweise nachts gegenüber Taxi-Fahrern verhält. "Männliche Uber/Lyft-Fahrer fragen mich oft und NUR nachts, wenn ich allein bin, nachdem wir bereits unterwegs sind: 'Also, wohin fahren wir?'"

Statt das eigentliche Ziel ihrer Fahrt zu nennen, lüge sie männliche Fahrer bewusst an und sage ihnen, dass die angepeilte Adresse die ihres Freundes sei – um sich sicher zu fühlen, wie die offen lesbisch lebende Frau schreibt. "Sie haben die Adresse bereits, es handelt sich also nicht um eine echte Frage. Sie möchten wissen, was dieses Ziel für mich ist. (…) Ich weiß, sie wollen, dass ich sage, dass es mein Zuhause ist. Einmal tat ich es und er fragte, ob ich alleine leben würde. Ich schrieb damals einem Freund, dass ich wegen eines Fremden nervös sei, und telefonierte mit ihm, bis ich aus dem Auto gestiegen und im Haus angekommen war."

Und weiter: "Meistens, und das ist mir in diesem Jahr mindestens viermal passiert (!!!), antworte ich: Das Haus meines Freundes.'"

Derartige Situationen seien "beschissen", wie Gutowitz schreibt, nicht nur, weil das Verhalten der Fahrer "sexistisch ist", sondern auch, "weil ich lesbisch bin".

Ähnliche Erlebnisse

Für ihr Posting erntete die US-Amerikanerin viel Anerkennung und Zuspruch. Vor allem aber berichten hunderte Frauen in den Kommentaren über ähnliche Erlebnisse und ihre eigenen Strategien im Umgang mit übergriffigen Taxi-Fahrern. Etliche Userinnen schildern etwa, nicht an ihrer eigentlichen Adresse, sondern an einer Straßenecke auszusteigen. Um zu verhindern, dass der Fahrer erfährt, wo genau sie wohnen.

In den Kommentaren finden sich auch Beiträge von Männern – in diesen zeigt sich der Großteil verständnisvoll und geben offen zu, nie über derartige Alltagsprobleme von Frauen nachgedacht zu haben. "Ich bin mir sicher, dass viele Männer das verstehen, aber ich bin mir sicher, dass die Mehrheit es nicht tut. Halten Sie die Tweets über solche Dinge für jedermann", ist da etwa zu lesen. Oder auch: "Als ich regelmäßig als Lyft-Fahrer tätig war, lautete meine erste Frage nach einer kurzen Begrüßung immer: 'Möchten Sie ein Gespräch führen oder möchten Sie während Ihrer Fahrt lieber Ruhe?' Ich bin verwirrt, warum das nicht mehr Fahrer so handhaben können."

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