Der Opernsänger hat eine zweite Leidenschaft neben Mozart und Musik: Die flotte Fortbewegung auf zwei Rädern inspirierte Villazón zu einem erstaunlichen Roman.
Eine glückliche Fügung: Der In Mexiko geborene Startenor Rolando Villazón blickt in seinem dritten Roman sowohl hinter die Kulissen der Mozartstadt als auch auf die Freuden, die ein Fahrrad mit sich bringen kann. Im Mittelpunkt steht Komparse Vian, der in „Don Giovanni“ neben Cecilia Bartoli durchstarten will.
FREIZEIT: Señor Villazón, haben Sie wie Ihr Romanheld Vian das Radfahren auch als Kind mit sechs, sieben Jahren erlernt?
Rolando Villazón: Ja, seine Geschichte ist auch ein wenig meine. Ich war sechs, sieben Jahre alt. Mein Onkel lief hinter mir und hielt mich fest. Plötzlich ließ er los, ohne dass ich es merkte. Daher fuhr ich ganz ruhig und sicher weiter, bis ich auf einmal seine Stimme von ganz weit weg hörte: „Du fährst ganz allein! Du fährst ganz allein!“ Dann fiel ich hin, und es gab einen großen Knall (lacht).
Radfahren verleiht Vian ein Gefühl von Freiheit. Teilen Sie diese Empfindung?
Im Roman sind das Fahrrad und Mozarts Musik und Biografie Synonyme für Freiheit. Vian findet Freiheit mit dem Fahrrad, mit dem er wegfahren, überall sein und den Wind im Gesicht spüren kann. Er kann die schwierige Beziehung mit seinem Vater vergessen. Er kann raus und sich endlich frei fühlen.
Anna Netrebko cruist in einer Szene elegant auf einem Elektrorad vorbei. Genießen Sie ebenfalls die Vorzüge eines E-Bikes? Oder bevorzugen Sie Rennräder?
Als wir 2015 die „Iphigénie en Tauride“ zusammen sangen, haben wir alle Cecilias Elektrorad ausprobiert, ein tolles Fahrrad! Ich mag aber Rennräder lieber. Ich finde es schön, wenn die Bewegung ganz vom Menschen ausgeht. Dass wir dadurch schneller und auch spielerischer in die Welt gehen können. Dieser Aspekt eines Fahrrads ist wichtig im Roman, und ist eine Verbindung zum Spielerischen in Mozarts Seele und seiner Musik.
Sie schreiben auch von einem Rad mit hinter dem Sattel geschwungenen Rohr. Ich nehme an, mit Bananensattel. Hatten Sie so eines?
Ja, ich hatte Glück: Ich bin als Bub viel Fahrrad gefahren und hatte ein echtes Bonanza-Rad – es war ein Apache.
Kein Radfahrerleben ohne Pech und Pannen. Welcher Crash ist Ihnen in Erinnerung?
Oh, ich hatte viele, viele Unfälle! Als Bub in Mexiko bin ich häufig auf Berge gefahren, um mit hoher Geschwindigkeit wieder runter zu rasen – manchmal war halt ein Baum oder so etwas im Weg (lacht). Aber nie etwas Schlimmes, ich habe mir keine Knochen gebrochen oder ähnliches.
Lebte Mozart heute, welches Fahrrad würde er wohl fahren?
Ich glaube, er hätte ein ganz normales. Oder, weil er in Salzburg wäre und vielleicht auch in die Berge und die Wälder fahren würde, ein Mountain-Bike.
Eine letzte Frage: Singen Sie beim Radfahren?
Ja, ich singe immer dabei. Wenn man auf dem Fahrrad sitzt, egal ob im Wald oder in der Stadt – die Bewegung ist positiv für den Körper und für das Singen. Man möchte doch singen, wenn man Fahrrad fährt!
Ein Geniestreich: Opernsänger und Mozart-Experte Rolando Villazón lässt den bekanntesten Sohn Salzburgs im Sattel aufsitzen: „Amadeus auf dem Fahrrad“ (Rowohlt, 416 Seiten, 26,80 €)
Kommentare