Die neue Lust am Radfahren

Die neue Lust am Radfahren
Radfahren wird immer beliebter. „Radwelt“-Chef Michi Knopf aus Mattersburg schildert, wie er die Nachfrage bedient.

Der Frühling gibt so mancherorts schon ein erstes Lebenszeichen von sich. Damit steigt auch die Lust aufs Radfahren. Laut Daten des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) gibt es im Burgenland insgesamt 230.000 Fahrräder – also mehr Räder als Autos. Und das wird sich auch nicht so schnell verändern – das Fahrradfahren boomt.

Nicht nur die Pandemie hat den Trend hin zum Zweirad forciert. Auch durch den verstärkten Ausbau der Infrastruktur werde das Fahrrad als Verkehrsmittel laut VCÖ immer attraktiver. Immerhin ist rund die Hälfte der Alltagswege der Burgenländer kürzer als fünf Kilometer.

Rad als Verkehrsmittel

Den Trend Richtung Zweirad belegt auch eine vom VCÖ beauftragte, repräsentative Umfrage vom November: ihr zufolge hatte jeder Vierte angegeben, infolge der Corona-Krise das Fahrrad häufiger als Verkehrsmittel zu nutzen als vorher.

Dass viele – vor allem kleinere – Händler aber der Nachfrage derzeit kaum nachkommen können, das weiß auch Michael Knopf. Der früher aktive Radprofi hat sich vor zehn Jahren seinen Traum erfüllt und – bereits zum zweiten Mal – sein Hobby zum Beruf gemacht: Damals hat er die „Radwelt“ in Mattersburg eröffnet.

Im vergangenen Jahrzehnt ist „kein Stein auf dem anderen geblieben“, so Knopf. Besonders viel habe sich aber seit dem Vorjahr getan.

"Zuerst schockiert"

Zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 sei man in der Fahrrad-Branche zunächst einmal schockiert gewesen. „Alle Lager waren voll und noch nichts verkauft“, schildert der Unternehmer. Nach einer gewissen Zeit hätten die Menschen das Fahrradfahren dann aber neu entdeckt. „Ab da ist die Nachfrage gewaltig gestiegen.“

Dass das Geschäft mit dem Rad bei ihm jetzt rund laufe, sei ihm aber keineswegs in den Schoß gefallen. „Ich musste einiges riskieren und auch investieren.“

Lieferengpässe

Denn die Hersteller seien mit den Lieferungen in einen Rückstau geraten, die Lager blieben leer. Es sei aber nicht Schuld der Produzenten, dass oft nicht oder nur mit Verspätung geliefert wird. Können einzelne Teile nicht zugeliefert werden, würde die gesamte Produktion stillstehen. „Auch die Hersteller sind abhängig von den Zulieferern“, erklärt Knopf. Können sie dann die gewünschten Bikes an die Händler verkaufen, sollte man – bevor die Ware weg ist, zuschlagen.

Vorrat angelegt

2.000 Räder habe er quasi auf Vorrat gekauft und dazu noch „ganz viele Ersatzteile“ für notwendige Reparaturen. Das sei nicht nur ein finanzielles Risiko, sondern erfordere auch die nötigen Lagerkapazitäten, sagt Knopf. Er habe das Risiko in Kauf genommen, die nötigen Lagerflächen in Form einer Halle geschaffen und neues Personal eingestellt.

Mehr Beratungen

Denn nicht nur die Nachfrage ist gestiegen, sondern auch der Aufwand. Oft werden die Beratungen via Telefon oder online durchgeführt. Immer wieder müsse er Kunden vertrösten, etwa wenn spezielle Modelle nicht wie vorgesehen geliefert werden.

„Wir haben bis zu 100 telefonische Anfragen pro Tag. Das ist schon eine herausfordernde Situation.“ Auch die Mannschaft wurde aufgestockt, weiteres Personal werde benötigt. Gutes Fachpersonal zu bekommen sei aber schwierig, weiß Knopf. „Wenn man das Radfahren nicht selbst lebt, wird es im Job schwierig.“

Wirtschaftsfaktor: Das Rad als Verkaufshit

Der Fahrradmarkt bewegt sich seit Jahren auf hohem Niveau rund um und jenseits der 400.000 verkauften Stück. Was aber zuletzt markant gestiegen ist, ist die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Rädern mit vielfältiger Ausstattung.

2019 wurden laut VSSÖ (Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs) mit Fahrradverkäufen knapp 700 Millionen Euro umgesetzt,  eine Steigerung von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

25 Prozent des Gesamtumsatzes

Die Fahrradbranche macht damit  mehr als 25 Prozent des Gesamtumsatzes mit Sportartikeln aus. Und die Radfahrer sind auch bereit, immer mehr auszugeben: Lag der Durchschnittspreis 2015 noch bei 780 Euro, so durchbrach man 2017 die Tausend-Euro-Grenze und lag 2019 bei 1.585 Euro.

E-Bikes sind begehrt

 Als wahrer Umsatzmotor erwiesen sich die  E-Bikes. 2016 wurden davon 85.536 Stück verkauft, 2019 waren es schon 170.942. Der Marktanteil stieg damit von 21,55 auf 38,92 Prozent.  Damit liegt Österreich im Ländervergleich nicht  schlecht: In Deutschland waren es 31,5 Prozent, in den Niederlanden jedoch  42 Prozent und in Belgien 51.

Mit der Beliebtheit ist auch der Durchschnittspreis für die E-Bikes deutlich gestiegen. 2019 lag er bei 2.809 Euro.

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