Wien startet in eine Modewoche mit Maskenpflicht
Das Wort „Stilsicherheit“ bekommt im Kontext der vergangenen Monate eine ganz neue Bedeutung: Auch in Wien gilt es, während der heute anlaufenden Fashion Week beide Begriffe bestmöglich zu kombinieren. Für den Stil sorgen Designer aus dem In- und nahen Ausland, für die Sicherheit in Sachen Virus zeichnet das Organisationsteam verantwortlich: Wochenlang wurde an einem pandemiekonformen Konzept getüftelt, denn „Absagen war kein Thema“, stellt Maria Oberfrank, eine der drei Organisatorinnen, klar.
Virtuelle Schauen, wie es die Haute Couture vormachte, wollte man umgehen: „Mode ist Architektur für den Körper – das kann man nur dreidimensional erleben. Zu sehen, wie die Stoffe fallen und der Schnitt in Bewegung funktioniert, hat eine ganz andere Qualität.“
Kleiner, feiner
Etwa halb so viele Designer wie in den vergangenen Jahren werden in den kommenden Tagen vor Publikum ihre Kollektionen präsentieren. Neben etablierten heimischen Modemachern wie Sabine Karner, Ingried Brugger oder Niko Niko Design bringen eine Handvoll junger thailändischer Labels – darunter Simonssister und Saamu – fernöstlichen Schwung ins Fashion Zelt. Das haptische Mode-Erlebnis unterliegt freilich der heiligen Dreifaltigkeit der Sicherheitsvorkehrungen: Abstand halten (nicht jeder Sitzplatz wird besetzt), Fiebermessen (vor dem Einlass), Maskenpflicht (auf dem gesamten Areal).
Sexy Verhüllung
Der Mund-Nasen-Schutz als obligatorisches Accessoire, das erscheint auf einem Fashion-Event besonders gewöhnungsbedürftig. Die Wiener Designerin Martina Müller, mit ihrem Label Callisti seit Jahren Fixstarterin auf der Vienna Fashion Week, hat die Gesichtsbedeckung daher gleich in ihre neue Kollektion „Callisti’s New Now“ integriert. „Auch eine Art Verhüllung mit Maskentuch, Hut und hochgeschlossenen Kleidern kann sexy sein“, ist die Modemacherin überzeugt und plädiert für Optimismus: „Man muss einen Schritt weiter denken, weiter in eine positive Zukunft.“
Die Folgen der Pandemie haben auch ihren Arbeitsprozess beeinträchtigt, berichtet die Designerin. Die Stoffe für die neue Kollektion kamen erst in letzter Minute an, der Lockdown bescherte ein kurzzeitiges Schaffenstief, auf das schlussendlich neue Leidenschaft folgte. „Man stellt seine Arbeit infrage. Vom Homeoffice in den Supermarkt: Wer braucht da noch ein schönes Kleid?“ Statt Cocktail- und Partymode wird es bei Callisti daher heuer mehr Tragbares für den Tag geben – generell ein Trend für die kommende Saison. „Aber natürlich dürfen ein paar exklusive Abendroben für den Abschluss nicht fehlen.“
Nötige Nachdenkpause
Viele seien froh, sich nach Wochen des Daheimbleibens endlich wieder kreativ über Kleidung ausdrücken zu können, sagt Maria Oberfrank. Auch das Thema Nachhaltigkeit wurde in den vergangenen Monaten noch einmal neu gewichtet: „Die Pandemie hat uns eine Nachdenkpause beschert. Viele haben sich besonnen, dass die Produktion lokal besser zu steuern ist als weit entfernt im Ausland. Fashion Weeks sind eine gute Möglichkeit, um zu zeigen, was im eigenen Land alles möglich ist.“ Man dürfe nicht vergessen, dass Mode in Österreich auch ein Wirtschaftsfaktor mit langer Tradition sei – und ein wichtiges Signal in der Krise. „In der Kreativbranche steht Mode für ein stetiges Sich-Selbst-Neuerfinden. Dementsprechend setzen wir ein Statement zur Krisenbewältigung – und geben einen fantasievollen Ausblick auf die kommende Saison.“
Geschichte
Seit 2009 veranstalten Elvyra Geyer, Zigi Mueller-Matyas und Maria Oberfrank die MQ Vienna Fashion Week
Programm
Shows finden von 8. bis 12. September vor dem Museumsquartier statt, Details unter www.mqvfw.com
Tickets
Die Vorverkauf-Tickets können bis 10 Uhr des Showtages online um 20 € erworben werden. Heuer ist auch eine Registrierung notwendig. www.mqvfw.com/tickets
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