Jill Biden und Kamala Harris: Mit Mantel, Maske und Message
Was wird man in den kommenden Jahren stilmäßig von First Lady Jill Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris erwarten können? Bei einer Gedenkveranstaltung für die 400.000 Todesopfer der Covid-19-Pandemie in den USA am Vorabend der Amtseinführung gaben die beiden neuen „Leading Ladys“ einen vielversprechenden Vorgeschmack: Zum Innehalten auf der National Mall in Washington D. C. erschienen die 69-jährige Biden und die 56-jährige Harris an der Seite ihrer Männer in eleganten Mänteln und farblich abgestimmten Atemschutzmasken.
Doch längst zählt nicht mehr nur was, sondern auch wen die Politiker(gatt)innen tragen. Die Wahl der Designer spiegelte ihre Kernbotschaften und wurde von Mode-Kennern als Prophezeiung einer neuen Ära nach vier Jahren „Trumpismus“ interpretiert: Dr. Biden, eine Englischprofessorin, wählte einen violetten Wickelmantel mit Samt-Schleife aus der aktuellen Herbstkollektion von Jonathan Cohen, einem Sohn zweier Mexikaner, der in Kalifornien aufgewachsen ist und sich mit seinen Kreationen einem verantwortungsvollen Konsum verschrieben hat.
Violett war eine der Lieblingsfarben der Suffragetten, die einst das Frauenwahlrecht erkämpften. Zum Mantel in A-Linie kombinierte sie lavendlfarbene Leder-Handschuhe und nudefarbene Pumps von Jimmy Choo. Die gemusterte Maske stammt aus der Linie „The Studio“ und wurde von Cohen im Sinne der Nachhaltigkeit aus Stoffresten von früheren Kollektionen angefertigt.
Diversität
Die Juristin Kamala Harris war bisher vor allem durch lässiges Power-Dressing aufgefallen: Chucks und Hosenanzüge wurden zu ihrem Markenzeichen (auch auf dem Cover der Vogue), in Kleidern sah man die erste weibliche US-Vizepräsidentin kaum. Obwohl kein „Fashion-Victim“ wie die scheidende First Lady Melania Trump, vermag es Harris, ihre Outfits als politische Waffe einzusetzen: Im weißen Hosenanzug von Carolina Herrera erinnerte sie bei ihrer Siegesrede im November etwa an den Gleichberechtigungskampf der Suffragetten.
Und so war auch der Wollmantel im angesagten Camel, kombiniert zum schwarzen Rollkragenpulli und Lederstiefeln, nicht zufällig gewählt: Der Designer, Kerby Jean-Raymond, macht mit seinem Label Pyer Moss seit Jahren auf die fehlende Diversität in der Modebranche aufmerksam und greift in seinen Kollektionen unglamouröse Themen wie psychische Gesundheit auf. Auch Michelle Obama trug einst Pyer Moss – und ging bekanntlich als eine der bestgekleideten First Ladys in die Geschichte ein.
Während sich Jill Biden und Kamala Harris auf die Inauguration vorbereiten, verließ Melania Trump am Mittwochmorgen zum letzten Mal das Weiße Haus. Dabei trug sie wieder keinen amerikanischen Designer, sondern Chanel. Trotz des schwarzen Trauerlooks im Stil von Jackie Kennedy inklusive dunkler Sonnenbrille und eleganter Hochsteckfrisur waren viele Social-Media-User sicher: So glücklich hat man die ehemalige First Lady schon lange nicht gesehen.
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