Der Grund dafür liegt auf der Hand: Wer sowieso die meiste Zeit zu Hause verbringen muss, braucht sich nach einem Eingriff vor niemandem für diesen rechtfertigen oder wochenlangen Urlaub einreichen. „Ich habe mich dazu entschieden, einige Eingriffe während der Quarantäne zu machen, weil sie mir ermöglichte, in meinen eigenen vier Wänden alles verheilen zu lassen“, sagte ein männlicher Patient, der sich die Lippen aufspritzen und Fett aus den Wangen entfernen ließ, zu BBC. Nach dem vergangenen Besuch beim Beauty-Doc habe er „extrem geschwollen und übersäht mit blauen Flecken“ ins Büro fahren müssen.
Könnten durchgehend operieren
Die US-Ärzte freut der überraschende Boom in ihren Praxen natürlich. Der texanische Schönheitschirurg Rod Rohrich verriet, dass die Nachfrage derzeit größer als normalerweise um diese Jahreszeit sei: „Wir könnten an sechs Tagen pro Woche operieren, wenn wir wollten.“
Auch in Südkorea, wo es zwar keinen landesweiten Lockdown, aber dennoch die Aufforderung zum Social Distancing und Homeoffice gab, schien das Bedürfnis nach Selbstoptimierung erst recht anzusteigen. Die lokale Tageszeitung Joongang Daily berichtete ebenfalls von vollen Beauty-Kliniken – trotz fehlender ausländischer Klientel. Man erwarte bei den Eingriffen einen Anstieg von bis zu 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Viel zu tun gibt es dieser Tage auch in Österreich. „Wir stellen fest, dass für die Sommermonate deutlich mehr Patienten Beratungen und Eingriffe anfragen“, verrät René Draxler, Plastischer Chirurg im Kuzbari Zentrum für Ästhetische Medizin in Wien.
Bereits während des heimischen Lockdowns sei die Möglichkeit, sich per Zoom oder Videotelefonie beraten zu lassen, sehr gut angenommen worden. „Viele hatten plötzlich Zeit, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, und entschieden, dass sie gerne etwas machen lassen würden.“
Unmut wegen Pause
Die Ordination sei im Zuge der Krise einige Zeit lang geschlossen gewesen – zum Unmut mancher Patienten. „Es gab schon die eine oder andere Person, die eine Botox-Behandlung als dringend notwendig angesehen hat.“
Die deutlich gestiegenen Anfragen führt auch Draxler teilweise auf die Pandemie zurück: „Fettabsaugungen sind aktuell deutlich beliebter. Man merkt, dass sich viele in letzter Zeit deutlich weniger bewegt und mehr gegessen haben.“ Jedoch handle es sich hierbei um Körperzonen, die diese Patienten schon vor der Krise als störend empfanden: „Es sind jene, die schon vor der Krise etwas an ihrem Körper ändern wollten – und es jetzt schlichtweg noch mehr wollen.“
Das mag auch daran liegen, dass es bei vielen derzeit beruflich ruhiger zugeht. René Draxler: „Ich hatte kürzlich eine Patientin, die in der Wiener Innenstadt eine Bar führt. Da sie hauptsächlich vom Geschäft in der Nacht lebt, hat sie beschlossen, das Lokal gar nicht erst aufzusperren.“ Die Gastronomin wollte jetzt im Sommer unbedingt zwei Eingriffe durchführen lassen. „Sie wollte es noch vor dem Herbst erledigt haben – denn dann will sie die Bar wieder aufmachen.“
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