Vernebelt: So bewahren Sie trotz Maske im Winter den Durchblick
Beinahe jeder zweite Österreicher sieht die Welt dieser Tage ab und an vernebelt. Das liegt keineswegs am trüben Novemberwetter, sondern daran, dass rund 50 Prozent der Bevölkerung Brillenträger und damit bei sinkenden Temperaturen angelaufenen Gläsern ausgeliefert sind. Das leidige Phänomen plagt Sehhilfenutzer jedes Jahr.
Das Pandemie-bedingt angesagte Maskentragen verschärft das alltägliche Dilemma.
Weiße Wand
Der blickdichte Film aus winzigsten Wassertröpfchen entspringt einem physikalischen Prozess: "Der Beschlageffekt tritt ein, wenn auf die kalten Brillengläser warme feuchte Luft trifft", erklärt Optikerin Marina Valdez von Wutscher Brillen. Die Atemluft setzt sich auf den kalten Gläsern ab und kondensiert sofort.
"Die Physik lässt sich aber durchaus austricksen", schickt Walter Gutstein, Landesinnungsmeister für Augenoptiker in Wien, voraus. Der Experte rät in erster Linie zu einem gut sitzenden Mund-Nasen-Schutz: "Das ist nicht nur angesichts des grassierenden Coronavirus sinnvoll, sondern verhindert auch, dass der Atem von der Nase hinauf zu den Brillengläsern strömt." Wer den Stoff der Maske mittels am oberen Bund eingearbeiteter, biegsamer Metallgabel fixiert, "hat schon die halbe Miete eingeheimst".
Lange vor Corona haben sich etliche Hersteller um Anti-Beschlag-Innovationen bemüht. Seit Pandemiebeginn im März mahlen die Mühlen des Marktes noch schneller: "Tücher und Sprays mit Anti-Beschlag-Effekt gibt es schon seit einiger Zeit, es kommen aber immer neue dazu", weiß Gutstein. Optikerin Valdez erklärt, wie die Helferchen richtig angewandt werden: "Beim Spray ist das Allerwichtigste, dass man die Brille vorher reinigt – am besten mit klarem, milden Spülmittel oder für die Brille gedachten Putzmitteln – und abtrocknet. Das Produkt wird auf beiden Seiten mit einem Abstand von 20 Zentimetern aufgesprüht und mit einem Mikrofasertuch eingearbeitet."
Noch effektiver als der Spray sind laut der Optikerin Anti-Beschlag-Tücher, die in der Regel ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis besitzen und bis zu 200 Mal verwendet werden können. "Auch hier sollte die Brille im Idealfall vorher mit einem Mikrofasertuch gereinigt werden, bevor man mit dem Spezialtuch arbeitet."
Nach der Verwendung verstaut man dieses am besten wieder in der Verpackung, "damit es nicht schnell schmuddelig wird".
Welcher Mechanismus steckt eigentlich hinter den praktischen Tüchern und Sprays? Valdez: "Mit beiden Produkten werden Nanopartikel auf die Oberfläche aufgetragen, die in einem Polymerfilm eingebettet sind."
Speichel-Kniff
Hobbytaucher kennen meist einen anderen Trick: Spucke. Sie enthält Enzyme und Proteine, etwa Mucine. In der Taucherbrille bilden sie einen Film, auf dem die kondensierten Wassertröpfchen abperlen. Für die Brille eignet sich die Speichel-Kur nicht, betonen die Experten. Auch vor anderen im Internet angepriesenen "Hausmitteln" warnt Gutstein: "Oft wird Zahnpasta empfohlen. Davon rate ich dringend ab. Die Pasten enthalten abrasive Bestandteile, die Mikrokratzer verursachen und Glas wie Beschichtung zerschmirgeln und beschädigen." Auch Alkohol oder Glycerin lösen Beschichtungen auf.
Stichwort Beschichtung: Verschiedene Firmen bieten auch überzogene Brillengläser an, die bereits über eine Anti-Beschlag-Wirkung verfügen. Gutstein: "In Kombination mit einem Anti-Beschlag-Tuch kann man so perfekte Ergebnisse erzielen." Derartige Beschichtungen sind nicht ganz preiswert, empfehlen sich aber beispielsweise für Köche.
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