Das Wichtigste: „Machen Sie Ihrem Kind bewusst, dass uns Mathematik überall begegnet: In Autonummern, in der Uhrzeit, in geometrischen Formen wie Pflastern oder in Lagebezeichnungen wie oben und unten.“ Die Kunst ist es, Situationen zu erschaffen, in denen Kinder in diesen fünf Bereichen spielend lernen:
Zählen und Mengen gleichzeitig erfassen
Der Zahlenraum bis 10 sollte eigentlich schon vor der Schule bekannt sein, heißt: Kinder sollten bis zehn zählen können und auch eine Idee davon haben, was eine bestimmte Menge ist. Das kann man einfach vermitteln. Beispiel: „Legen Sie je 10 Kugeln auf zwei gegenüberliegende Tische. Die Kinder müssen die Kugeln auf einem Löffel balancieren und eine bestimmte Menge auf die andere Seite bringen. Legt man diese Kugeln in einen Eierkarton mit zehn Aussparungen, erfassen die Kinder auf einen Blick, wie viel sieben Kugeln sind und wie viele noch fehlen, bis es zehn sind.“
Noch einfacher: Kann ein Kind „auf einen Sitz“ sieben Finger zeigen, erkennt es beispielsweise auch, dass noch drei bis zehn fehlen und dass sich sieben aus „fünf plus zwei“ zusammensetzt.
Raum wahrnehmen
Eltern kennen das: Es gibt eine Zeit, in der Kinder nichts mehr lieben als Laden auszuräumen oder Behälter auszuleeren. Eine wichtige Phase – denn so bekommen sie eine Vorstellung vom Raum. Auch Puzzeln fördert das räumliche Denkvermögen: Dreht man ein Teil nur in Gedanken um, entsteht eine Vorstellung von Rotation.
Spaß machen auch Scherenschnitte: Ein Eck wegschneiden – und das Kind fragen, wie die Form jetzt wohl aussieht. Den Raum selbst nimmt man nur dreidimensional wahr: Wer nur über das Handy wischt, kann nie die Dimension eines Würfels oder einer Kugel erfassen. Dazu muss man sich bewegen, Dinge ertasten – ja im wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“. „So trainiert man nicht nur das mathematische Denken und Vorstellungsvermögen, sondern das Denken allgemein, das Gedächtnis und die Sprache“, weiß Summer.
Größen und Messen
Kinder haben schon sehr früh ein Gespür dafür, was größer und kleiner, was leichter und schwerer ist: „Legen Sie einer Zweijährigen zwei unterschiedlich große Stücke Schokolade hin und fragen Sie es, welches es haben will“, schmunzelt Anita Summer. Überhaupt lernt man Dimensionen ganz gut im Alltag: Welche Tür ist breiter? Oder: Welcher Papierflieger schafft es am weitesten? Hier kann man auch Körperteile, zum Beispiel Fußlängen, zum Messen nehmen. Anderes Beispiel: Welches Buch wiegt mehr auf der Balkenwaage? „Es geht hier nicht darum, Schulstoff vorwegzunehmen, sondern ein Verständnis für mathematische Größen zu vermitteln. Sprechen Sie dabei über das, was Sie tun und ermuntern Sie Ihr Kind, seine Entdeckungen in Worte zu fassen“, rät die Mathematik-Didaktikerin.
Daten, Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit
Wie wichtig es ist, Diagramme lesen zu können, zeigt sich in Zeiten von Corona besonders. Die nötigen Kompetenzen kann man schon früh trainieren. Beispiel: „In einer Kiste sind blaue, rote und weiße Legosteine. Von welchen gibt es mehr? Man findet es heraus, indem man einfarbige Türme baut und schaut, welcher der größte ist. Zeichnet man das auf, hat man schon ein Balkendiagramm.“
Ein Gespür für Wahrscheinlichkeiten, haben Kinder schon gegen Ende des Kindergartens, etwa indem man mit zwei Würfeln würfelt: Wie wahrscheinlich ist es, eine Zwölf zu erhalten?
Muster und Strukturen
Muster erkennen und diese fortzusetzen, ist Teil eines jeden IQ-Tests. „Spielen Sie einmal „Ich seh, ich seh, was du nicht siehs’, mit Mustern – Linien, Kreisen und so weiter. Hier ist die Versprachlichung nicht einfach, aber extrem wichtig für die Kinder.“ Auch das Nachhüpfen von Formen, etwa über Pflastersteine, trainiert das Verständnis.
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