Wenn Partner ihre Einkommen zusammenlegen, sprechen Experten von Einkommenspooling. 39 Prozent der österreichischen Paare ziehen separate Konten einem Gemeinschaftskonto vor. Das zeigt eine Studie des Marktforschungsinstituts Ipsos im Auftrag der ING-DiBa Austria aus 2018. Damit liegt Österreich weit über dem EU-Schnitt. Zum Vergleich: Nur etwa 27 Prozent der deutschen Paare gehen finanziell getrennte Wege.
Konflikt-Thema Geld
So mancher Romantiker mag behaupten, dass Geld in der Liebe keine Rolle spielen sollte. Tut es aber, weiß Paartherapeutin Maria Richter-Zima. "Fragen wie 'Wer verdient wie viel, wer zahlt was, was darf sich wer leisten, wer darf das Geld verwalten?' tauchen meiner Erfahrung nach besonders häufig auf." Tatsächlich komme es in Paarbeziehungen immer wieder zu Konflikten, "weil die Partner sich nicht einig sind, wie eine gerechte Aufteilung ihrer Lebenshaltungskosten und darüber hinausgehender Anschaffungen aussehen soll". "Meine Grundhaltung als Therapeutin ist, dass ein Paar sich als gleichberechtigtes Team sehen und als solches handeln sollte. Das umfasst grundsätzlich auch das Haushaltsbudget, bei dem an einem Strang gezogen werden sollte."
Frauen verdienen in Österreich nach wie vor weniger als Männer. Sie gehen auf öfter in Karenz – stecken auch hier finanziell zurück. Oft sind es also Partnerinnen, die bei der Haushaltskasse draufzahlen. "Paare, die sehr unterschiedlich verdienen, sollten ihren Beitrag zum Haushaltseinkommen deshalb unbedingt an die Einkommenssituation anpassen", betont Angelika Slavik, Wirtschaftsjournalistin und Mitautorin des kürzlich erschienenen Geldratgebers "Money Queen – Der Geldplan für Chaosgöttinnen". "Geld bedeutet ja auch Freiheit, sein Leben zu gestalten. Deshalb wäre es doppelt ungerecht, die Kosten 50:50 aufzuteilen, denn derjenige, der weniger verdient, wird vom selben Lebensstil überproportional belastet und hat am Ende weniger übrig für die schönen Dinge des Lebens – oder für die Altersvorsorge", sagt sie.
50:50: Nicht per se negativ
Ob eine 50:50-Aufteilung beim Budget negativ erlebt wird, sei von Frau zu Frau unterschiedlich. "Ich kann verstehen, wenn Frauen es als Zeichen ihrer Unabhängigkeit sehen, die Hälfte des Haushaltsbudgets zu übernehmen, selbst wenn der Mann mehr verdient. Die wichtigste Aufgabe von Geld ist, sich damit wohlzufühlen", sagt Slavik.
In diesem Zusammenhang sei es außerdem spannend, sich anzusehen, wer jenseits der Finanzen wie viel zum gemeinsamen Leben beiträgt. "Nicht nur in Bezug auf Haushalt und Kindererziehung, sondern auch: Wer organisiert das soziale Leben, wer besorgt das Weihnachtsgeschenk für die Nachbarn? Wer bringt den Hund zum Tierarzt? Wer sucht die Angebote für den Sommerurlaub raus? Ein gemeinsames Leben besteht nicht nur aus einer gemeinsamen Einnahmen-Ausgaben-Rechnung", schildert Slavik.
Nicht jedes Paar, das ein Ungleichgewicht bei den Finanzen wahrnimmt, hat deswegen Zwist. "Gibt es aber einen gewaltigen Konflikt, geht es meist um mehr als die Geldaufteilung", sagt Richter-Zima. Der Streit ums Geld sei dann ein Symptom, das auf tieferliegende Beziehungsprobleme hinweist. "Es ist wichtig, dass das Problem angesprochen wird, weil Schweigen den Konflikt vergrößert. Paare sollten über Gefühle und Ängste sprechen und lernen, Konflikte so beizulegen."
Um ein Finanzdilemma zu lösen, helfe ein Gespräch, "das nicht zwischen Tür und Angel und vor allem respektvoll stattfindet".
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