Angst und Pflichtgefühl
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Krankheitstag am Arbeitsplatz verbracht wird, liegt laut einer Studie der Arbeiterkammer (2019) in
Österreich bei 52,2 Prozent. Jeder Zweite nimmt zumindest manchmal sogar Medikamente, um arbeiten zu können, jeder Fünfte tut dies sogar oft. Dass derart viele Menschen geschwächt in der Arbeit auftauchen, hat seine Gründe: "Eine große Rolle spielt die Angst, aufgrund von Fehlzeiten den Job zu verlieren", sagt Altmann. Auch die Annahme, dass die Kollegen denken könnten, man sei faul oder nicht belastbar, sei laut Altmann oft ausschlaggebend. "Viele Menschen nehmen ihre Gesundheit leider nicht wichtig genug. Das zeigt sich auch darin, dass sie in die Arbeit und damit über ihre Grenzen gehen, wenn sie krank sind."
Und was sagt die Medizin? "Wenn man über 38 Grad Körpertemperatur hat, sollte man in jedem Fall zu Hause bleiben", klärt
Ernest Zulus, ärztlicher Leiter des Ärztefunkdienstes in Wien, auf. "Wenn nur die Nase ein bisschen rinnt oder man ein Kratzen im Hals verspürt, sich aber allgemein gut fühlt, kann man durchaus arbeiten gehen. Wichtig ist, dass man auf seinen Körper hört."
Doch da wäre ja auch noch die Ansteckungsgefahr. Entschließt man sich, trotz leichter Erkältungssymptome ins Büro zu fahren, ist Vorsicht geboten. "Um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren, sollte man darauf achten, keine angeschnäuzten Taschentücher am Schreibtisch liegen zu lassen, sich regelmäßig die Hände zu waschen oder zu desinfizieren, beziehungsweise Handkontakt wenn möglich zu vermeiden", rät Zulus. Ein weiterer Tipp: Wer nicht in die Hände, sondern in den Ellbogen niest, kann einer Ansteckung übers Händeschütteln ebenfalls entgegenwirken. Echte gesundheitliche Gefahr droht, wenn ein bakterieller Infekt übergangen wird: "Das kann sich im schlimmsten Fall auf Herz, Nieren und Gelenke schlagen", warnt Zulus. Das Wichtigste sei, sich im Krankheitsfall "zu schonen, viel zu trinken und zwei bis drei Tage im Bett zu bleiben".
"Aus Studien weiß man, dass Konzerne nicht gut beraten sind, eine Unternehmenskultur zu fördern, die Angestellte unter Druck setzt, krank zu arbeiten", betont Karl Hochgatterer, Präsident der Österreichischen Akademie für Arbeitsmedizin und Prävention. Die Einbußen in puncto Leistungsfähigkeit würden unterm Strich mehr schaden, "als ein kränkelnder Arbeitnehmer nützt".
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