Die Kleinen lieben diese Fantasien, weiß Psychologin Brigitte Rollett von der Uni Wien: "Kinder haben eine magische Phase. Jedes Ding hat eine Persönlichkeit und das ist schön für sie. Erst mit etwa vier Jahren beginnen Kinder, Traum und Wirklichkeit zu unterscheiden."
Mama Marion sieht es pragmatisch: "Sie glauben ohnehin nur so lange dran, wie es für sie passt." Doch die Frage ist, wie sie die Wahrheit erreicht und wie sie damit umgehen.
Die größte Bedrohung für die Vorstellung vom Christkind sind andere Kinder. Unzählige Geschichten gestresster Eltern handeln davon, wie oberg’scheite Kindergartenfreunde oder ältere Cousins das Geheimnis lüften. Auch Kinderfilme rund um das Thema bergen Gefahrenpotenzial.
Im besten Fall fragt das Kind selbst nach dem Wahrheitsgehalt. Dann können Eltern aus dem Ton und Zusammenhang erkennen, ob es weitere schöne Geschichten hören möchte oder Zweifel an der offiziellen Version anmeldet und ein ehrliches Gespräch einfordert.
Je nach der Interpretation gibt es situationselastische Erklärungen oder einen Kompromiss. Etwa: "Die Geschenke haben wir Eltern vorbereitet, weil wir das Christkind unterstützen. Es kann nicht überall gleichzeitig sein."
Wieviel Lüge ist erlaubt?
Problematisch ist es, wenn die Eltern die alte Version aufrechterhalten und das Kind sie der Lüge überführt. Dann wird das Kind nicht nur in seinen Erwartungen enttäuscht, sondern auch das Vertrauen in die Eltern erschüttert. Darum setzen manche Erwachsene lieber gleich auf radikale Offenheit.
Manche Eltern biegen die Wahrheit gerne, mal wollen sie das Kind schützen, mal es für sich leichter machen. Die US-Amerikaner haben ihnen dafür den Namen "Pinocchio parents" verpasst, benannt nach der Holzpuppe, die vom Lügen eine lange Nase bekommt.
In ihrem Buch "Wenn ich ehrlich bin, dann lüg ich richtig gut" erklären die Autoren, warum Eltern manchmal schummeln: "Es spiegelt ihre Schwierigkeiten wider, die Welt kindgerecht und dennoch so genau wie möglich zu beschreiben."
Für Rührung sorgte daher das Online-Posting einer Mutter, deren Tochter ihr die Frage gestellt hatte: "Bist du der Weihnachtsmann?" Sie sagte ihr die Wahrheit und endete mit: "Ich bin nicht der Weihnachtsmann. Der Weihnachtsmann, das ist die Liebe, die Magie, die Hoffnung und das Glück. Ich bin in seinem Team und du bist das jetzt auch."
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