Raumfahrer bis Fallschirmspringer: Warum jede Berufsgruppe ihren Heiligen hat

Die katholische Kirche zählt mehr als 7.000 Heilige – und sie werden nicht weniger.
Josef von Copertino, Jeanne d’Arc und Bona von Pisa: So manche Heilige sind sogar für mehrere Berufe zuständig.

Kennen Sie Judas Thaddäus? Bassilissa und Korona? Vielleicht sagen Ihnen Petrus, Martin sowie die Erzengel Michael und Gabriel etwas – aber wissen Sie, wessen Fürsprecher sie sind? Oder ist Ihnen bekannt, dass sogar Journalisten einen eigenen Heiligen haben? Das Verzeichnis der Heiligen und Märtyrer umfasst tausende Namen und „Zuständigkeiten“. Werfen wir am heutigen Tag „aller Heiligen“ einen Blick darauf. Da lässt sich auch klären, warum die traditionellen Friedhofsbesuche gerade heute stattfinden, anstatt am darauffolgenden Tag, wo „aller Seelen“ gedacht wird.

Rupert Klieber, Kirchenhistoriker an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Wien, macht für den Gräberbesuch praktische Gründe aus. „Der Brauch kommt aus der antiken Totenverehrung. Das hat sich auf den Allerheiligentag verlagert.“ Der 1. November wurde erst im 9. Jahrhundert Fixtermin dafür. In der katholischen Liturgie beginnt am Nachmittag, mit der Gräbersegnung, bereits das Allerseelenfest. Für Klieber passt das durchaus zusammen. „Als Gläubige hoffen wir, im Tod zu Gott und so zur Gruppe der Heiligen – im Sinne von geheilt – zu kommen.“

Ursprung Märtyrerkult

Die Heiligenverehrung geht bis ins Urchristentum zurück und entwickelte sich über die Jahrhunderte weiter. Der Märtyrerkult war der Beginn des Heiligenkults, weiß Klieber. „Die Christen der Anfangszeit waren stark angefeindet. Wer für seinen Glauben mit dem Tod einstand, wurde besonders verehrt. Man glaubte, dass sie sofort zu Gott gelangen und für die Zurückgebliebenen eintreten können.“ Im 4. Jahrhundert wurden erstmals auch Menschen, die etwas Besonderes geleistet hatten, verehrt – obwohl sie keine Märtyrer waren. Einer der ersten dieser Gruppe war Martin von Tours. Den meisten ist er heute wegen der Legende, in der er seinen Mantel mit einem Bettler teilte, bekannt. Und auch für das traditionelle „Martinigansl-Essen“ sowie die Laternenumzüge der Kinder rund um seinen Namenstag (11. November).

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