Warum liegen die Wetter-Apps so oft daneben?
Der Wetterbericht ist ein Bericht, der zuweilen vom Wetter berichtigt wird“, hat einmal ein unbekannter, aber offenbar gescheiter Wortejongleur aufgeschrieben. Weniger philosophisch und ohne Worte jonglierend heißt das heute: „Das depperte Wetter am Handy geht nicht. Es hat schön angesagt und ich bin waschelnass geworden. So ein ...“ Kraftausdrücke können Sie gedanklich nach Belieben einsetzen.
Darum versagen Handys
Wie kann es sein, dass Smartphones wundersamste Dinge vollführen, aber bei so Alltäglichem wie dem Wetter manchmal kläglich versagen?
„Viele billige Apps verwenden für ihre Prognosen nur ein Modell. Die können dann aber sehr schlecht Veränderungen berücksichtigen“, sagt Michele Salmi vom Wetterdienst UBIMET. „Man braucht schon 20 bis 50 verschiedene Prognosemodelle, die zwei Mal am Tag erstellt werden.“ Und noch was komme dazu: Wetter-Apps berücksichtigen Wahrscheinlichkeiten nicht. „Sie springen von Lösung zu Lösung.“ Das habe aber auch einen einfachen Grund: „Für die normalen Nutzer wäre es nur bedingt hilfreich, wenn man schreiben würde: Bis Dienstag herrscht eine 30-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass es schön wird – und eine 70-prozentige, dass es schlecht wird.“
Besonders sind vorinstallierte Wetter-Apps mit Vorsicht zu genießen. Das liegt laut Berichten auch in der Herkunft der Betriebssysteme; sie kommen aus dem Silicon Valley. Und dort greift man auf Daten des amerikanischen Modells GFS zurück. Da aber Europa landschaftlich viel kleinteiliger als die USA ist, ist die Vorhersage zu ungenau.
Aktuelles Wetter
„Der Istzustand ist dagegen schon ziemlich genau“, meint Salmi. Wenn da der Bildschirm die falsche Witterung anzeige, liege das an kleinräumigen Wetterunterschieden oder an einem weniger dichten Netz an Wetterstationen vor Ort.
Aber ganz ehrlich: Wie viele Konversationen (und solche Texte) gäbe es weniger, wenn wir nicht übers Wetter sudern würden? Und weil wir beim Wortejonglieren waren. Kennen Sie den? Alle beschweren sich wegen dem Wetter. Außer Germanistikstudenten. Die beschweren sich wegen des Wetters.
Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.
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