Frittierte Teigstangerln: Der Churros-Boom
Die Zeit während des Lockdowns haben viele genutzt, um neue Rezepte auszuprobieren. Jene für Churros – wie die in heißem Fett frittierten Teigstangerln aus Spanien heißen – wurden vor allem im englischsprachigen Raum so oft gegoogelt, dass sie in der Suchmaschine zu den höchst gereihten Rezepten avancierten. Warum, darüber kann nur spekuliert werden.
Brandteig aus Disney-Land
Vielleicht war es ein Tippfehler, wobei der Weg von „Corona“ zu „Churros“ doch recht weit ist. Eher könnte es mit einem Rezept zu tun haben, das während des Lockdowns das Netz eroberte: Der Disney-Konzern veröffentlichte jenes seiner in den Vergnügungsparks beliebten „Churro Bites“ – kurze Churros-Häppchen. Infolgedessen überschlugen sich Foodblogger, Fotos ihrer Backversuche zu posten. Ob deutsch- oder englischsprachig: Unterschiedliche Churros-Anleitungen findet man im Netz zuhauf. Traditionell werden sie aus einem simplen Brandteig aus Mehl, Butter, Wasser und Eiern zubereitet. Manche experimentieren zwar ohne Eier, mit wird der Teig aber geschmeidiger.
Spanisches Gepäck
„Churros sind in Spanien ein typischer Kirtags-Bestandteil“, sagt Lucia Pichler-Zelikovics. Und auch bei großen Familienfeiern „gehören sie einfach dazu. Alle mögen sie, von Kleinkindern bis zu den Großeltern“, schwärmt die Geschäftsführerin der Tapasbar „Toma Tu Tiempo“ in der Zieglergasse im siebten Wiener Gemeindebezirk.
Wobei Churros in Spanien eigentlich zu jeder Tageszeit gegessen werden. Vor allem im Nordspanien schon zum Frühstück, mit heißer Schokolade, bekannt als „Churros con Chocolate“. „Das muss aber eine richtig dickflüssige Masse sein“, weiß Zelikovics. Um das reichhaltige Spritzgebäck zu lieben, muss man natürlich kein Spanier sein. Es reichen schon Urlaubserinnerungen an Sonne und Meer und Churros-Stände an jeder Straßenecke, um auf den Geschmack zu kommen.
Frisch am besten
Ihre markante Form, die im Querschnitt einem Stern ähnelt, erhalten sie von der sternförmigen Tülle eines Spritzsacks. Durch diese wird der Teig in Form längerer, zum Teil gebogener, Teigstränge ins heiße Fett gedrückt. Nach dem Frittieren wälzt man sie in Zimtzucker. Die wichtigste Regel für Pichler-Zelikovics: „Churros sind nur wirklich gut, wenn sie frisch gemacht werden.“ Das ist auch der Grund, warum sie während der Sommeröffnungszeiten nicht auf der Karte des „Toma Tu Tiempo“ stehen. „Im Abendgeschäft ist es schwierig unterzubringen.“
Warum sich gerade in Spanien und auch in den spanischen Kolonien in Übersee diese Churros-Tradition entwickelte, ist unklar. Einerseits war schon bei den arabischen Mauren, die ab dem 8. Jahrhundert Spanien vom Mittelmeer her eroberten, in heißem Fett Herausgebackenes bekannt. Andererseits könnten portugiesische Seefahrer den Brauch, Teig zum Frühstück zu frittieren, von ihren Fahrten nach China mit auf die iberische Halbinsel gebracht haben.
Genuss mit dickflüssiger Schokolade
Egal, wie es die Teigstangerln geschafft haben, zum Liebling von Einheimischen und Urlaubern gleichermaßen zu werden: Lucia Pichler-Zelikovics empfiehlt unbedingt die Paarung mit dickflüssiger Schokolade, sonst sei es nur das der halbe Genuss. „Sie muss einfach dabei sein.“
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