Anita Wagner über ESC: "Zuerst ist man oben, im nächsten Moment unten"

Anita Wagner über ESC: "Zuerst ist man oben, im nächsten Moment unten"
Österreichische Ex-Starter erinnern sich an ihre Zeit beim größten Gesangswettbewerb der Welt. In Österreich war ihr Song Nummer eins, in Luxemburg belegte sie den letzten Platz.

Auch Anita Wagner, 58, muss nach ihrer Contest-Teilnahme damit leben, dass ihr Lied nicht angenommen wird. Dabei beginnt alles perfekt. Als Teilnehmerin von Peter Rapps „Großer Chance“ macht sie sich 1982 als Sängerin einen Namen, einige Zeit später wird sie auserwählt, an der österreichischen Vorausscheidung zum Song Contest teilzunehmen. Die damals 23-jährige Anita gewinnt mit ihrem Lied „Einfach weg“ mit großem Punkte-Vorsprung. „Udo Jürgens hat mir damals in der Show symbolisch die Flugtickets nach Luxemburg überreicht. Ich bin hingeflogen und dann lief es halt schlecht.“ Zuvor erlebt die Sängerin, die ganz Österreich als  „Anita“ ein Begriff ist, einen wahren Hype. Eigentlich relativ unbekannt, ist sie mit  „Einfach weg“ in den heimischen Charts gleich  mehrere Wochen auf Platz eins und damit ein Star.
Beim Song Contest folgt dann der Schock. Anita  kann den Erfolg von daheim nicht nur nicht wiederholen, sondern landet mit fünf Punkten – einem aus Irland und vier aus Dänemark – auf dem  letzten Platz. „Das hat mir gar nicht so zu schaffen gemacht“, erinnert sie sich heute. „Ich bin ein bodenständiger Typ und dachte mir, das Lied ist einfach nicht angekommen. Viel schlimmer war, dass niemand am Flughafen war, als ich aus Luxemburg zurückgekommen bin. Nur Robert Reumann (Anm.: ORF Seitenblicke) hat mich begrüßt und mir zum Auftritt gratuliert. Da sieht man, wie die Branche tickt. Zuerst ist man oben und im nächsten Moment ganz unten.“ Dazu kommt, dass das Produzenten-Duo, das Anita  für „Einfach weg“ engagiert hatte,  die Künstlerin im Ungewissen lässt. „Es hieß, man wolle warten bis ein bisschen Gras über die Sache gewachsen sei und in einem Jahr weiterschauen. Passiert ist aber nichts mehr.“

 


 

Eurovision Song Contest 1984

Wagner verliert den Anschluss an die Musikspitze und findet ihn nie wieder. Von der Musik kann sie heute trotzdem gut leben. „Ich bin dann zu meinem Mann ins Südburgenland übersiedelt und habe zwei Kinder geboren. Heute kümmere ich mich selbst um meine Karriere.“ Nach wie vor steht Wagner als Musikerin auf der Bühne und sagt: „Ich habe 140 Auftritte pro Jahr und behaupte, dass es kaum eine Sängerin in meinem Alter gibt, die so viel beschäftigt ist wie ich.“ Aus der Not, nie das richtige Management gefunden zu haben, macht Wagner eine Tugend. Sie wird ihr eigener Boss, der sich selbst vermarktet und nach neuen Einnahmequellen sucht. „Ich mache viele Hotelauftritte und habe von Stegersbach bis Bad Waltersdorf alles vor der Haustüre.“  Dass  es sich beim Publikum nicht um ihre Fans, sondern Hotelgäste handelt stört Anita nicht. „Das ist mir nur recht. Ich bin 58 Jahre alt und habe es lange hinter mir, mich mit Eitelkeiten zu beschäftigen. Wenn ich groß plakatiert wäre, würden die Leute sagen: Anita Wagner? Wer ist das schon? So einen bekannten Namen habe ich nicht. Im Hotel bin ich zwar ein „no name“, die Leute sind aber immer überrascht, wenn ihnen klar wird, dass ich beim Song Contest gewesen bin. Dann freuen sie sich umso mehr, googeln meinen Auftritt von damals und holen sich meine Visitenkarte.“

Anita Wagner, 58, nahm 1984 am Song Contest in Luxemburg teil. In einer Vorausscheidung setzte sie sich mit dem Song „Einfach weg“ durch, der in Österreich mehrere Wochen auf Platz eins und insgesamt 20 Wochen in den Charts war. In Luxemburg belegte sie mit nur fünf Punkten den letzten Platz von 19 Teilnehmern.

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