Mehr Wertschätzung für Lehrerinnen und Lehrer

Mehr Wertschätzung für Lehrerinnen und Lehrer
Tag der Lehrerinnen und Lehrer. Viele Herausforderungen, wenig Wertschätzung und praxisferne Fortbildungsangebote – Gesellschaftliches und politisches Umdenken im Sinne einer Bildungswende wird gefordert.

Die Erwartungen an Lehrkräfte, Pädagoginnen und Pädagogen steigen immer weiter an. Lehrende haben laufend neue Herausforderungen zu meistern: von psychosozialer Betreuung im Schulalltag hin zu hybridem Unterrichten nicht nur in Pandemiezeiten. Das Klischee, einen eher gemütlichen Beruf auszuüben, werden sie trotzdem nicht los.

Maximilian Schulyok, Geschäftsführer des Österreichischen Bundesverlags (öbv) hat dazu eine klare Meinung: „Wir müssen mit dem Bashing von Lehrerinnen und Lehrern aufhören und ihnen mehr Anerkennung und Wertschätzung entgegenbringen – gerade jetzt, wo spätestens seit der Pandemie offensichtlich ist, vor welchen Herausforderungen unser Bildungssystem steht.“

Herausforderungen

Viel abverlangt wird den Lehrpersonen auch durch die neuen Lehrpläne für alle Fächer, die ab dem Schuljahr 2023/24 in Volksschule, Mittelschule und AHS-Unterstufe eingeführt werden. Diese stehen in der Kritik, im Unterrichtsalltag schwer umsetzbar zu sein. „Die neuen Lehrpläne halte ich besonders in Bezug auf Kompetenzorientierung und Digitalisierung für wichtig und richtig, dennoch kann ich die Frustration der Lehrerinnen und Lehrer nachvollziehen. Wir arbeiten bereits seit zwei Jahren intensiv daran, die Lehrpläne gut und verständlich in unsere Bildungsmedien zu übersetzen und dadurch den Lehrkräften praxistaugliches Handwerkszeug mit auf den Weg zu geben, um die Lehrplanziele mit ihren Klassen erfolgreich umsetzen zu können“, meint Schulyok.

Angesichts all der fordernden Rahmenbedingungen sei der aktuelle Mangel an Lehrpersonen keine Überraschung – und auch nicht neu: „Vor fast zehn Jahren, als ich angefangen habe zu unterrichten, hat kurz vor Schulbeginn auch viel Lehrpersonal gefehlt. Dieses Problem ist uns also nicht fremd und es muss dringend behoben werden“, erklärt die ehemalige Lehrerin Evelyne Fössleitner.

Dadurch, dass derzeit viele Stellen unbesetzt sind, steige der Druck auf die Lehrenden zusätzlich. Fachfremdes Unterrichten ist hier nur eine der vielen Hürden, vor denen einige Lehrkräfte derzeit stehen. „Wir müssen jetzt reagieren. Lehrerinnen und Lehrer brauchen Perspektiven, mehr Karrieremöglichkeiten im Schulumfeld, bessere Entwicklungsmöglichkeiten und vor allem endlich mehr Anerkennung und Wertschätzung durch die Gesellschaft“, so Schulyok.

Wir müssen mit dem Bashing von Lehrerinnen und Lehrern aufhören und ihnen mehr Anerkennung und Wertschätzung entgegenbringen.“

von Maximilian Schulyok, Geschäftsführer öbv

Mehr Wertschätzung für Lehrerinnen und Lehrer

Praxisferne Fortbildung

Bildung und Lernen sind nicht statisch, sie gehen mit der Zeit und mit dem gesellschaftlichen Wandel einher. Daher sind kontinuierliche Weiterbildung und -entwicklung essentiell. Dringend nötig seien daher praxisnahe und qualitativ hochwertige Fortbildungen, die aktuelle Themen aufgreifen. Das sei derzeit bisher nicht in ausreichendem Maß gegeben. „Das Fortbildungsangebot für Lehrerinnen und Lehrer ist grundsätzlich nicht schlecht, jedoch entweder nicht ausreichend verfügbar oder zu theoretisch und damit zu weit weg von dem, was tatsächlich in den Schulen und Klassen gebraucht wird“, erklärt Schulyok.

Bei seiner Einschätzung stützt sich Schulyok auf eine vom öbv im Jahr 2022 in Auftrag gegebene Umfrage, bei der 514 Lehrkräfte aller Schulformen österreichweit zum Fortbildungsangebot befragt wurden. 47 Prozent der Befragten waren der Meinung, es gebe nicht genügend relevante Fortbildungsangebote für Lehrpersonen. 33,6 Prozent schätzten die zuletzt besuchten Fortbildungen als wenig hilfreich und wenig praxisrelevant ein. 46,3 Prozent der Befragten wären sogar bereit, die Kosten für relevante Fortbildungen mit echtem Mehrwert selbst zu tragen.

Diese Umfrageergebnisse lassen einen deutlichen Bedarf an besseren Fortbildungen für Lehrpersonen erkennen. „Praxisnähe bei den Fortbildungen und Vortragende, die aus eigener Erfahrung sprechen, haben bisher bei vielen Fortbildungen gefehlt“, so Fössleitner.

Zu seinem 250-jährigen Bestehen hat der öbv im Jahr 2022 das Jahr der Bildung ausgerufen. Am Anfang des Jahres wurde der Podcast #klassezwanzigzukunft gelauncht, bei dem Geschäftsführer Maximilian Schulyok regelmäßig mit interessanten Persönlichkeiten über die Themen Bildung und Potenzialentfaltung spricht.

In der neuesten Folge kommt Bildungsminister Martin Polaschek zu Wort: „Wir haben als Bildungssystem die Verantwortung, junge Menschen bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten. Das was sich geändert hat, ist, dass die Erwartungshaltungen an das Bildungssystem deutlich gestiegen sind.“ Auch Heidi Schrodt, Vorsitzende der Bildungsinitiative „Bildung Grenzenlos“ war kürzlich zu Gast: „Wir wollen, dass kein Kind verloren geht. Wir wollen eine Schule, in der Bildungsungerechtigkeit kein Thema mehr ist.“ Weitere spannende Gäste, wie etwa Genetiker Markus Hengstschläger, Bildungspsychologin Christiane Spiel oder Pädagogikprofessor und Bestsellerautor Klaus Zierer kommen im Bildungspodcast zu Wort. #klassezwanzigzukunft ist überall zu hören, wo es Podcasts gibt.

klassezwanzigzukunft.at

Bildungsinnovation

Die ehemalige Lehrerin hat nach acht Jahren Unterrichten den Beruf gewechselt. „Ich habe gemerkt, auf welche Probleme ich als Lehrerin immer wieder gestoßen bin und will nun aktiv dazu beitragen, diese aus dem Weg zu räumen.“ So setzt sie sich nun beim öbv gegen diese Probleme in der Lehrendenfortbildung ein und entwickelt aktuelle, praxisrelevante Inhalte für „lörn“, eine innovative Fortbildungsplattform, die im November an den Start geht. Gemeinsam mit einem Team an unglaublich engagierten Lehrkräften teilen wir unsere Erfahrungen aus der Praxis – und das direkt auf die Bedürfnisse österreichischer Lehrerinnen und Lehrer zugeschnitten“, erzählt Fössleitner. „Der größte Bedarf an Fortbildungen besteht in den Bereichen innovative Unterrichtsmethoden, Einsatz von digitalen Tools im Unterricht und Herausforderungen wie Elternarbeit, Leadership und Resilienz“, weiß Schulyok. Evelyne Fössleitner ergänzt: “Mit der Fortbildungsplattform lörn gehen wir auf aktuelle Herausforderungen ein und stellen sicher, dass Lehrkräfte praxistauglichen Input von ihresgleichen bekommen – aus dem Klassenzimmer direkt ins Klassenzimmer, mit dem Ziel, die Zukunft der Bildung mitzugestalten und aktiv zu verändern.“

Ein sinnvolles Fortbildungsangebot löst zwar nicht alle Probleme im Bildungsbereich, aber: Wenn Lehrende Best-Practice-Beispiele teilen und gute Schulungen besuchen können, wird es möglich, dass alle gemeinsam voneinander und miteinander lernen und so gemeinsam das Bildungssystem in Österreich mitgestalten und verbessern.

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