Wien-Umfrage: SPÖ mit Verlusten auf Platz 1, Knackpunkt ist Integration
Heute, Dienstag, wird sich der Landesvorstand der Wiener ÖVP mit einem Stimmungsbild in der Bevölkerung befassen. Dafür wurde eine eigene Umfrage beim Marktforschungsinstitut Demox Research in Auftrag gegeben.
Die Ergebnisse liegen dem KURIER vor.
Abgefragt wurde unter anderem, wie die Parteien bei der Gemeinderatswahl abschneiden würden – dabei handelt es sich um eine Hochschätzung, gewählt wird auf Wienebene schließlich erst im Herbst 2025. 1.000 über 16-Jährige wurden zwischen 16. und 21. August befragt.
Die größten Verluste würde demnach die SPÖ hinnehmen, wäre mit 34 Prozent der Stimmen aber immer noch mit großem Abstand auf Platz 1.
Die FPÖ würde laut Demox Research zwar zulegen. Mit den prognostizierten 19 Prozent liegt man aber deutlich unter den Werten von 2015 (und damit vor der Ibiza-Affäre), als die Blauen 30,79 Prozent der Wähler überzeugen konnten.
Die ÖVP müsste ein großes Minus hinnehmen. Das kommt allerdings wenig überraschend: Bei der vergangenen Wien-Wahl im Jahr 2020 haben die Stadttürkisen noch vom Sebastian-Kurz-Effekt profitiert und 20,43 Prozent der Stimmen geholt.
6,5 Prozent für Bier-Partei
Laut Umfrage liegen die ÖVP derzeit bei 14 Prozent und damit zumindest deutlich über den Werten von 2015 – damals fuhren die Türkisen mit nur 9,24 Prozent eine Schlappe ein.
Die Grünen müssten moderate Verluste hinnehmen, die Neos, die mit den Roten gemeinsam regieren, würden leicht zulegen. Die KPÖ würde die Fünf-Prozenthürde nicht überspringen, die Bier-Partei dafür deutlich.
Ähnliche Werte hat eine vom Standard in Auftrag gegebene Market-Umfrage Mitte August ergeben.
Die Türkisen sehen sich durch die Ergebnisse jedenfalls in ihrem Weg bestätigt. „Das wiederholte Ignorieren von Problemen in Wien hat zu einem langfristigen Vertrauensverlust in die Stadtregierung geführt. Der sogenannte Wiener Weg wurde zur Wiener Schieflage“, sagt Landesgeschäftsführer Peter Sverak.
Sicherheitsgefühl abgefragt
Es sei zudem entscheidend bei Sicherheit, Integration und Bildung nicht mehr wegzuschauen – die ersten beiden Bereiche wurden ebenfalls abgefragt.
Beim Thema Integration fällt das Ergebnis erwartbar aus. 61 Prozent finden, dass es in Wien eher schlechter funktioniert „als anderswo“, so die Formulierung der Frage. Ein Drittel findet allerdings, dass Wien einen guten Job macht.
Weit positiver fällt die Bewertung des Sicherheitsgefühls in der Stadt aus: Es ist für mehr als die Hälfte der Befragten gleich geblieben oder hat sich verbessert, 47 Prozent sehen eine Verschlechterung.
Bei der Frage, in welche Richtung sich Wien entwickelt, sind die Menschen zwiegespalten. 50 Prozent denken, es gehe in die falsche Richtung, 41 Prozent in die richtige. 9 Prozent haben sich der Stimme enthalten.
Grüne Überraschung
Dass bei einer Bürgermeisterdirektwahl der grüne Spitzenkandidat Peter Kraus mit 9 Prozent vor dem pinken Christoph Wiederkehr (6 Prozent) liegt, der als Vizebürgermeister eine hohe Medienpräsenz aufweist, ist eine kleine Überraschung.
Wie der zweite Part der grünen Doppelspitze, Judith Pühringer, abschneiden würde, wurde nicht abgefragt.
36 Prozent würden den jetzigen Bürgermeister Michael Ludwig direkt wählen, der damit mehr Personen abholt als die Wiener SPÖ selbst. Für Dominik Nepp (FPÖ) würden sich 13 Prozent entscheiden, für Karl Mahrer (ÖVP) 11 Prozent.
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