Wiens Stadträte im Beliebtheits-Check
Eines vorweg: Zumindest um seinen Bekanntheitsgrad muss sich der Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) keine Sorgen machen. Dieser liegt – nach vier Jahren im Amt – bei 99 Prozent. Recht viel mehr geht nicht.
Auch sein Team an Stadträtinnen und Stadträten profitiert von den allgemein guten Werten für die Wiener SPÖ, wenn auch in unterschiedlichem Maß. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts OGM für den KURIER.
Die höchsten Beliebtheitswerte hat Bürgermeister Michael Ludwig selbst – nicht zuletzt, weil er quer durch alle Bevölkerungsgruppen punkten kann. Insgesamt erreicht Ludwig einen positiven Saldo von 33 (gute Meinung versus weniger gute Meinung).
Unter SPÖ-Anhängern erreicht er eine Zustimmungsrate von 91 Prozent, aber auch bei Neos-Wählern (81 Prozent) und sogar bei ÖVP- und Grün-Wählern (je 58 Prozent) schneidet Ludwig gut ab. Bei Jungen kann er ebenso überzeugen wie bei Älteren.
Die klare, strenge Linie der Stadt habe zum positiven Bild beigetragen, sagt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. „Ludwig hat sich als guter, unaufgeregter Krisenmanager positioniert, während der Bund einen Zick-Zack-Kurs fuhr.“
Hacker auf Platz 3
Auch zwei – im Auftreten höchst konträre – Stadträte konnten ihre Werte in der Krise steigern. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ist 91 Prozent der Befragten ein Begriff und landet bei der Beliebtheit auf dem dritten Platz. „Er profitiert von seiner Medienpräsenz und seinen klaren Worten“, sagt Bachmayer.
Eine bessere Meinung haben die Wiener nur von Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke, der zuletzt als möglicher Neuer an der Spitze der Bundes-SPÖ gehandelt wurde. „Er polarisiert deutlich weniger als Hacker und erzielt damit gute Zustimmung auch in anderen Wählergruppen.“
Flanke zu den Grünen
Die Flanke zu den Grünen, die nach dem Ende der Koalition 2020 und dem Streit um die Stadtstraße mit der SPÖ auf Kriegsfuß sind, deckt für Ludwig ein anderer ab: Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky. „Er agiert unauffällig“, so Bachmayer. „Aber vor allem das grüne Lager beurteilt ihn gut.“
Übrigens fast so gut wie das rote: 61 Prozent haben der Grün-Wähler haben eine gute Meinung von Czernohorszky, bei den SPÖ-Anhängern sind es 65 Prozent.
Simas Aufreger
Die Kohlen aus dem Feuer holen musste für die SPÖ zuletzt Verkehrsstadträtin Ulli Sima. Sie ist für gleich mehrere emotionale Themen zuständig – vom Lobautunnel über die Stadtstraße (samt Besetzung) bis zum Parkpickerl.
Ihrem Bekanntheitsgrad ist das zuträglich, der Beliebtheit nicht: Kein Mitglied der Stadtregierung polarisiert – fast schon traditionell – so wie sie.
„Sie erreicht auch bei der eigenen SPÖ-Wählerschaft die geringste Zustimmung“, analysiert der OGM-Chef. Besonders schlecht beurteilen sie deklarierte Grün-Wähler. Hier haben nur 18 Prozent eine gute Meinung von Sima.
Dazu muss man freilich die Vorgeschichte sehen: Sima übernahm nach der Wahl jenes Ressort, das zehn Jahre lang die Grünen führten – und sie brach mit vielen Vorhaben des früheren Koalitionspartners. Im Stadtstraßen-Protest wurde sie zum Feindbild der Öko-Bewegung.
Spannend: Nach Regionen betrachtet kommt Sima vor allem in den inneren Bezirken weniger gut an, die höchste Zustimmung verzeichnet sie in Transdanubien.
Ein Grund auch diesmal: „Die Stadtstraße“, so Bachmayer. Deren Bau, für den Sima steht, befürworten dort drei Viertel der Befragten.
Unter geringer Bekanntheit leiden Kathrin Gaal – eigentlich Vizebürgermeisterin und für den wichtigen Wohnbau zuständig – sowie die Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler.
Wiederkehr legt zu
Der einzig Pinke in der Riege, Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr, „hat sich zwar enorme Bekanntheit aufgebaut“, sagt Bachmayer. „Die Zustimmungswerte könnten jedoch besser sein.“
Zwar applaudieren ihm die Neos-Wähler, bei ÖVP und FPÖ wird er aber abgelehnt.
Und die SPÖ-Wähler? „Sie beurteilen ihn freundlich.“ Grund für Feindseligkeiten gibt es keinen: „All zu viel Profil“, sagt Bachmayer, „haben die Neos in der Koalition noch nicht bewiesen.“
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