Aktuelle Umfrage: Wiener SPÖ kratzt an der absoluten Mehrheit
Die Wiener SPÖ unter Michael Ludwig erreicht in der Wählergunst einen neuen Höchstwert. Das ergibt eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts OGM im Auftrag des KURIER.
47 Prozent der Befragten Wienerinnen und Wiener würden der SPÖ bei einer Gemeinderatswahl derzeit ihre Stimme geben. Ein sattes Plus: Bei der Wien-Wahl 2020 kam die SPÖ auf 41, 6 Prozent.
Die Partei des Bürgermeisters kratzt also wieder an der absoluten Mehrheit. Bei einer Gemeinderatswahl konnte sie zuletzt 2005 ein derartiges Ergebnis über die Ziellinie bringen und alleine regieren. (Auf die Kleinstparteien, die es nicht in den Gemeinderat schaffen, entfallen keine Mandate – damit könnte die SPÖ mit 47 Prozent der Stimmen mehr als 50 Prozent der Mandate erhalten.)
ÖVP und FPÖ gleichauf
Hinter der SPÖ liegen in der Umfrage die ÖVP und die FPÖ – gleichauf mit je 13 Prozent. Die Freiheitlichen bestätigen den Aufwärtstrend und können sich gemessen an der Wahl (7,1 Prozent) fast verdoppeln. Die Wiener ÖVP, die bei der Wahl auf 20,4 Prozent kam, verliert deutlich.
Auch die Grünen können ihr jüngstes Wahlergebnis (14,8 Prozent) nicht halten. Die Neos stagnieren als kleiner Koalitionspartner. „Die Pinken haben gute Werte im Bund, in Wien fehlt das Profil. Sie sind in der Koalition blass“, sagt OGM-Chef und Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer.
Gute Stimmung in Wien
Zugute kommt der SPÖ nicht zuletzt die allgemein positive Stimmung in der Stadt. Insgesamt sind 60 Prozent der Befragten der Meinung, dass sich Wien „eindeutig“ oder „eher in die richtige Richtung“ bewegt. „Die Wiener sind angesichts der ewigen Debatten um Corona überraschend positiv“, so Bachmayer. Das könne an den voranschreitenden Lockerungen liegen. Viel wahrscheinlicher sei jedoch, dass es „am strengen, aber geradlinigen Covid-Kurs der SPÖ liegt.“
Ein Indiz: 70 Prozent aller Befragten halten die – im Vergleich zum Bund strengeren – Corona-Maßnahmen der Stadt für richtig. Und zwar fast quer durch alle Parteien: Bei deklarierten Neos-Anhängern ist die Zustimmung mit 94 Prozent am höchsten; auch Grün-Wähler (mit 75 Prozent) und ÖVP-Wähler (67 Prozent) sind zufrieden. Ludwig agiere „geduldig, unaufgeregt“, sagt Bachmayer. Mit Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, „der eine direkte Sprache wählt und als Megafon dient“, bilde er ein „gutes Duo“.
FPÖ sammelt Impfgegner-Stimmen
Am deutlichsten hebt sich die Wählerschaft der FPÖ von allen anderen ab: 70 Prozent jener Befragten, die zuletzt die Freiheitlichen gewählt haben, sind der Meinung, dass sich Wien „eindeutig“ in die falsche Richtung entwickle. Die Corona-Politik halten 89 Prozent der FPÖ-Wähler für falsch.
„Die FPÖ sammelt in Wien „erfolgreich die Stimmen der Impfgegner ein“, so Bachmayer. „Die zuletzt gehypte MFG bleibt deutlich unter der Hürde für den Gemeinderat.“ Ein weiterer Bonus für die Blauen: Sie können „auch einen Großteil der Wähler ansprechen, die vergangenes Mal die Liste von Heinz-Christian Strache gewählt hat“, sagt Bachmayer.
Mehrheit für Stadtstraße
Gut positioniert haben sich die Parteichefs von SPÖ und FPÖ. Bei der (fiktiven) Direktwahl des Bürgermeisters würden 54 Prozent Michael Ludwig ihre Stimme geben. Auf dem zweiten Platz folgt Dominik Nepp mit 12 Prozent.
Noch Startschwierigkeiten hat Karl Mahrer, der die ÖVP im Dezember nach dem Abgang von Gernot Blümel übernahm. Auch unter ÖVP-Wählern würden zum jetzigen Zeitpunkt rund 31 Prozent lieber SPÖ-Chef Ludwig ihre Stimme geben; ihr „eigener“ Parteichef Mahrer kommt laut Umfrage nur auf 24 Prozent.
Pühringer vor Kraus
Ähnlich geht es dem grünen Spitzen-Duo Judith Pühringer und Peter Kraus – wobei Erstere in der eigenen Anhängerschaft vorne liegt: 21 Prozent würden Pühringer wählen, 13 Prozent Kraus. 32 Prozent sind unentschlossen.
Übrigens: Bei der umstrittenen Stadtstraße scheint die SPÖ viel richtig gemacht zu haben. Der Protest „kommt von einer lauten Minderheit“, sagt Bachmayer. 61 Prozent der Befragten sind für den Bau der Straße; unter den SPÖ-Wählern sind es 79 Prozent. Die polizeiliche Räumung des Protestcamps halten 67 Prozent für richtig. Bei Bewohnern der betroffenen Bezirke sind es 84 Prozent. Unter den ÖVP-Wählern 95 Prozent.
Hier scheren vor allem die Grünen aus: Ihre Wähler sind mit deutlicher Mehrheit gegen den Bau – und die Räumung.
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