Wiens Nachwuchstalente: Drei junge Menschen – alle genial

Wiens Nachwuchstalente: Drei junge Menschen  – alle genial
Ihre Lebensgeschichten machen Hoffnung, haben sie in ihrem Bereich doch Außergewöhnliches geleistet.

Yurii Chubenko hat als Ukrainer keine leichte Zeit. Dennoch blickt er positiv in die Zukunft und ist mehr als nur ein gewöhnlicher Student. Er organisiert Messen oder bringt Schülerinnen und Schülern den Umgang mit 3-D-Druckern bei.

Elisa Schermann ist 21 Jahre und zeigte bei den Staatsmeisterschaften der Friseure in Hall in Tirol, dass sie so gut an der Schere ist wie keine ihrer Kolleginnen und Kollegen und holte den Titel nach Wien.

Leonard Arkan Caliskan holte auch einen Titel in die Bundeshauptstadt: Er ging nicht nur bei der nationalen Chemieolympiade als Sieger hervor, sondern gewann auch beim internationalen Wettbewerb in Saudi-Arabien eine Goldmedaille. Dort nahmen 327 Schülerinnen und Schülern aus 84 Ländern teil.

Mit 17 schon Unternehmer

Yurii Chubenko. Eigentlich wohnt der 20-Jährige  in Graz. Doch nach Wien kommt er immer wieder gerne:  „Hier habe ich die Möglichkeit, mit den ehrgeizigsten und klügsten Menschen des Landes zu sprechen, mit denen ich viele gemeinsame Interessen teile.“

Wiens Nachwuchstalente: Drei junge Menschen  – alle genial

Was der 20-Jährige in seinem Leben schon alles erreicht hat, beeindruckt. Nicht nur deshalb erhielt  er ein MINT-Stipendium der Industriellenvereinigung für High-Potentials aus der Ukraine, von wo er vor zwei Jahren  mit seiner Mutter nach Österreich kam. Heute studiert er  an der TU Graz „Information und Computer Engineering“. 

Emotional ist die Situation nicht einfach: „Ich vermisse Kiew schon sehr.“ Doch, und da redet der er wie  ein „weiser“ Mann: „Das Leben geht weiter, ich habe mich   gut integriert.“

Anfangs hat er sich darauf konzentriert, Deutsch zu lernen.  Und er hat sich an internationalen Unis  beworben. „Ich hätte nach Boston gehen können, aber das scheiterte am   Geld.“

Liebe zur Technik

Seine Liebe zur Technik und zur Informatik entdeckte er bereits als Schüler. Zum einen bei den vielen Wettbewerben, an denen er teilnahm, von denen es in der Ukraine weitaus mehr gibt als in Österreich. In Physik und Astronomie hat er Preise eingeheimst, einmal in Jus.  Doch seine Liebe blieb die Technik. 

Dazu beigetragen haben  seine   Lehrer in der Ukraine. Die kannten sich  in der Informatik nicht so gut aus – also übernahm   Chubenko Aufgaben an der Schule. Je mehr er schaffte, desto anspruchsvollere Arbeiten übertrugen sie ihm.  

Dem nicht genug: Als 17-Jähriger gründete er ein Start-up: Er entwickelt ein Produkt, das das Mikroklima in Räumen misst. Dafür leitete er ein Team von acht Leuten: „Dabei habe ich   profitiert, als ich  vor einem Jahr eine Karrieremesse in Graz veranstaltete.“

Dort leitete er ein 20-köpfiges Team. Daneben  fungiert er als Hardware-Entwickler beim Aerospace-Team Graz und zeigt  Schülerinnen und Schülern, wie man einen 3-D-Drucker sinnvoll bedient. 

Was er nach dem Krieg macht?  „Das entscheide ich, wenn es so weit ist.“

Mit 21 Staatsmeisterin

Elisa Schermann. Kaum ausgelernt, war sie schon Staatsmeisterin – damit hat die 21-jährige Friseurin eigentlich nicht gerechnet: „Ich war sehr nervös, weil ich gegen so erfahrene Friseurinnen und Friseure angetreten bin. Gleichzeitig fand ich es sehr cool, mit den ,Großen‘ zu konkurrieren und zu frisieren.“ 

Im Februar hat Elisa Schermann ihre Lehrabschlussprüfung absolviert, Ende Juni fanden schon die Staatsmeisterschaften für Friseure im Juni statt. Wie ging sich das im Alltag aus? „Ich habe synchron trainiert und mich auf beide Termine abwechselnd vorbereitet“, erklärt die 21-Jährige. 

Durch das intensive Training habe sie viele Techniken erlernt, die sie jetzt im Salon „Best of Andreas“ im 15. Bezirk täglich einsetzen kann. Das liebste Styling in ihrem Repertoire ist eine Hochsteckfrisur: „Ich liebe das Hochstecken. Egal, ob für Ball, Hochzeit oder andere Veranstaltungen, das mache ich einfach am liebsten.“   

Holpriger Start

Doch nicht schon immer hätte sich Elisa Schermann vorstellen können, täglich zu Schere und Kamm zu greifen: „Bei meinen berufspraktischen Tagen habe ich bei einer Friseurkette geschnuppert. Das hat mich eher vom Berufswunsch abgeschreckt“, erzählt sie. 

Durch eine Freundin der Familie hätte sich aber nochmals die Gelegenheit ergeben, in einem anderen Salon berufliche Einblicke zu bekommen. „Da habe ich gemerkt, dass es echt auf den  Arbeitsplatz ankommt“, sagt die 21-Jährige.

"Es wird nie langweilig"

Mittlerweile hat Elisa Schermann mehr als nur Gefallen am Beruf gefunden: Besonders schätze sie die Abwechslung und den Kontakt mit Kunden: „Jedes Haar und jeder Tag ist anders. Es wird einfach nie langweilig im Arbeitsalltag.“

Und langweilig wird Elisa Schermann definitiv so schnell nicht – denn sie hat noch viel vor. „Ein großer Traum von mir ist es, irgendwann mal an der Weltmeisterschaft der Friseure teilzunehmen – und auch mal zu gewinnen.“  

Bis dahin dauere es noch, aber sie sei motiviert und ehrgeizig: „Irgendwann könnte ich das schaffen.“ 

Mit 16 Goldmedailliengewinner

Leonard Arkan Caliskan.  Eigentlich hatte der 17-Jährige nach den Lockdowns gar nicht mehr vor, an der unverbindlichen Übung „Chemie“ der Sir Karl Popper Schule teilnehmen wollen, weil er sich lieber auf den regulären Unterricht konzentrieren wollte. 

Glücklicherweise überzeugte ihn ein Spezialangebot doch noch: „Der Direktor Edwin Scheiber hat uns dort Inhalte gelehrt, die eigentlich nicht an Schulen unterrichtet werden. Das fand ich sehr spannend.“ 

Wiens Nachwuchstalente: Drei junge Menschen  – alle genial

Schließlich schnupperte der Maturant bei einem schulinternen Bewerb erstmals Wettkampfluft. „Das war ein neues Erlebnis für mich, hat mich aber motiviert, weiterzumachen.“ Mittlerweile ist Leonard ein „alter Hase“ in Sachen Chemie-Wettkämpfen. Seit mehreren Jahren nimmt er an nationalen und internationalen Bewerben teil – und belegt Top-Positionen. 

Weltmeisterschaft in Riad

So auch in Riad, Saudi-Arabien, wo Leonard Caliskan bei der diesjährigen Internationalen Chemieolympiade mit nur 16 Jahren Gold für Österreich holte. „Das sind Dinge, die man sonst nur aus Filmen kennt“, beschreibt der heute 17-Jährige die Erfahrung. 

Das Geheimnis seines Erfolgs: „Ich liebe es, Neues zu lernen“, sagt Caliskan. Deshalb sei es für ihn auch kein Problem gewesen, sich auf die Matura, den Bundesbewerb und die Internationale Chemieolympiade vorzubereiten: „Es war genug Zeit da.“ Bei der Internationalen Olympiade werden Praxis und Theorie abgeprüft.

Wie es weitergehen wird

 Letzteres zum Teil auf Universitätsniveau. Leonard Caliskan ist somit bestens für sein erstes Studienjahr an der ETH Zürich gerüstet. Dort wird er natürlich Chemie studieren. „Ich freue mich darauf. Einiges werde ich  schon von der Olympiade kennen, aber es ist sicher viel Neues und Spannendes dabei“, sagt der 17-Jährige.

In Leonard Arkans Leben wurde seine Liebe zur Wissenschaft stets gefördert. Auch er möchte das künftig weitergeben: „Für mich war es lange ein Traum, Wissenschaftler zu werden. Mich würde es aber auch reizen, an einer Uni zu unterrichten, aber wer sagt, dass nicht beides geht.“  

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