In der Walz, einer privaten Schule im 14. Bezirk, ist vieles ein bisschen anders als in einer öffentlichen Schule. Auch wenn die Herausforderungen ähnlich sind, wie Direktorin Renate Chorherr sagt: „Wir merken genauso, wie die Pandemie die Jugendlichen geprägt hat: Der Wortschatz ist kleiner geworden, das Schreiben komplexerer Texte fällt ihnen schwerer, und Konzentrationsprobleme nehmen zu.“ Wie sehr sich die Zeiten von Lockdown und Distanzlernen ausgewirkt haben, hat Chorherr „unterschätzt“.
Ein Konzentrationskiller wurde in der Walz schon lange „abgedreht“: Handys müssen draußen bleiben. Während Corona waren digitale Endgeräte hingegen im Dauereinsatz. Dazu kam, dass all das, was die Schule ausmacht, nicht stattfand: „Wir haben einen Kunst-Schwerpunkt, wo Kinder aktiv zum Beispiel Skulpturen modellieren. Und Schauspiel ist bei uns ein fixer Teil des Schulalltags.“
Ein Mentor für jeden Schüler
Jetzt gehe es darum, die Jugendlichen aufzufangen: „Das geht nur über Beziehung“, sagt Chorherr. „Denn Pädagogik ist Beziehungsarbeit.“ Deshalb bekommt auf der Walz jeder Jahrgang einen Mentor oder eine Mentorin zur Seite gestellt. „Sie helfen den Jugendlichen, ihre Stärken kennenzulernen und animieren sie dazu, sich Gedanken darüber zu machen, was sie dazu beitragen können, dass die Welt zu einem guten Ort für alle wird.“
Konkret heißt das: Die Oberstufenschülerinnen und -schüler haben Sozialpraktika im In- und Ausland, wo sie z. B. in Kindergärten, Altersheimen oder Umwelt-NGOs mitarbeiten. Dort entdecken sie, wo sie gestalten können. „Unser Grundsatz ist: Erkennt eure Talente, bringt euch ein und bleibt dran.“
Auch hier hilft ein Mentor: „Am Montag stellt er die Frage, welche Ziele die Jugendlichen für die Woche haben. Und am Freitag wird erörtert, wie sie diese Ziele erreicht haben.“
Das gilt nicht nur für die Frage des gesellschaftlichen Engagements, sondern auch für das Lernen: „Da die Prüfungen nicht an unserer Schule stattfinden, bekommen die Lehrenden eine andere Rolle. Gemeinsam schauen beide, wie der Schüler das Ziel erreichen kann.“
Ein Konzept, das nur in der Oberstufe funktioniere. Da die Walz erst mit der 9. Schulstufe beginnt, klappt das. Billig ist die Privatschule nicht: Das Schulgeld beträgt 710 Euro pro Monat – plus 120 Euro fürs Essen und einem Projektbeitrag von 850 Euro, der viermal jährlich zu bezahlen ist. Für ein paar Jugendliche gibt es Stipendien. „Von dem Betrag ist alles bezahlt“, erläutert Chorherr. Zum Beispiel der dreiwöchige Aufenthalt im englischsprachigen Ausland oder zwei Wochen in der Toskana, in der die Jugendlichen gemeinschaftlich alles erledigen müssen – vom Kochen übers Putzen und Aufräumen.
Kaum Geld vom Staat
Der Unterricht dauert jeweils von 8.30 bis 16.30 Uhr. Dass das Schulgeld vergleichsweise hoch ist, hat einen einfachen Grund: Die Walz ist ein gemeinnütziger Verein und erhält von der öffentlichen Hand kaum Förderungen. Im Gegensatz zu anderen Privatschulen, wie den konfessionellen Schulen oder dem Theresianum, muss der Verein auch die Gehälter der Lehrkräfte tragen. Und die machen nun einmal den Großteil der Kosten einer Schule aus.
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