Wiener XL-Bäume entpuppen sich als Großstadt-Bonsai
Was an den neuen Bäumen in der Zollergasse im 7. Bezirk besonders ist, fragte man sich gestern bei der seit Monaten erwarteten Einpflanzaktion. Auf den ersten Blick war das nämlich nicht klar. Man konnte sie kaum von einem Jungbaum in einer neuen Wohnhaussiedlung unterscheiden.
Die angekündigten XL-Bäume – also großkronige Bäume mit einem großen Stammumfang – wurden in die für sie vorgesehenen Löcher eingepflanzt. Zehn Meter hoch, vier Meter Kronenumfang und 25 Jahre alt hätten die prächtigen Ulmen sein sollen. Gedacht war, dass sie aufgrund ihrer Größe bereits im kommenden Frühling Schatten spenden.
Zurzeit sehen sie aber aus wie fast alle anderen Bäume im herbstlichen Wien. Zaundürr, kaum Laub an den Ästen und eben etwas traurig. Dabei waren die Giganten voller Vorfreude erwartet worden. Schließlich sind sie das Herzstück des laufenden „Cooling-Projektes“ in Neubau.
Bereits in den vergangenen Monaten wurde der Bereich zwischen Lindengasse und Mariahilfer Straße verkehrsberuhigt und begrünt. Sogar Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) und Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) ließen sich das Spektakel der Pflanzung nicht entgehen.
Spezialbaumschule
Manche mögen nun enttäuscht sein, dass die zierlichen Bäume nicht den Erwartungen der Mammutbäume von Nordamerika entsprechen. In Wahrheit sind die Riesen-Bäumchen aber etwas ganz Spezielles.
Wie jeder gute Hobby-Gärtner weiß, ist es nämlich besonders schwer, alte Bäume umzupflanzen. Um in der Zollergasse dennoch vergleichsweise größere Bäume pflanzen zu können, hat man sich für Pflanzen aus einer Spezialbaumschule in Hamburg entschieden.
„Die Bäume wurden sechs bis sieben Mal umgepflanzt. Dadurch haben sie zahlreiche Feinwurzeln gebildet, die das Umpflanzen alter Bäume ermöglichen“, erklärt Stadtgartendirektor Rainer Weisgram. Und tatsächlich sieht die Wurzel kompakter aus als bei Bäumen, die man aus freier Wildbahn kennt.
Genügend Platz zum Wachsen, auch in die Breite, hätten die Bäume jedenfalls, sagt Bezirksvorsteher Markus Reiter. Jetzt müsse man nur noch hoffen, dass sie den Umzug überleben und so groß werden, wie man sich XL-Bäume eben vorstellt.
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