Wiener Wahrzeichen im Wandel: Von einem Lift, einer Leiter und einem Wal
Wien ist traditionell sehr stolz auf seine Wahrzeichen. Manche aber sind nur kurz in Wien zu Gast, manche länger als erwartet und manche kehren nach längerer Abwesenheit zurück.
Lift Richtung Himmel wurde abgebaut
Ein Lift in den Himmel. Ganze 20 Jahre gab es so etwas ähnliches in der Karlskirche. Was als Baugerüst begann, verwandelte sich schnell in eine Besucherattraktion. Und dennoch: Der Lift, der die Besucher bisher in die Kuppel der Karlskirche beförderte, hatte von Anfang an ein Ablaufdatum, heißt es vom Verein der Freunde der Wiener Karlskirche.
Das ist auch der Grund, warum der Lift Ende November endgültig abgebaut wurde. Zudem jährt sich 2023 der Todestag von Johann Bernhard Fischer von Erlach, dem Architekten der Kirche zum 300. Mal. „Und da sollte die Architektur nicht durch den Lift verdeckt werden.“
Ein wirtschaftlicher Schaden sei nicht entstanden. „Es war klar, dass wir neue Attraktionen brauchen, wenn der Lift weg ist.“ In den letzten eineinhalb Jahren habe man deshalb ein Kirchen-Modell erstellt, die Orgelempore geöffnet und einen Kirchenrundgang geplant. Und das habe funktioniert: „Wir haben keine Besucher verloren.“
Eine Rückkehr des Lifts werde ausgeschlossen. Überlegungen, die Besucher anderweitig hoch hinauf in die Kuppel zu befördern, gebe es aber durchaus. Und wer weiß, vielleicht ist damit ein neues Wiener Wahrzeichen in Planung.
Ein Wiener Wal wird zum Maskottchen
Mehr als 60 Jahre hing der Praterwal über dem Gasthaus zum Walfisch im Prater. Schon damals als Wahrzeichen des Vergnügungsparks. 2013 führte ihn seine bewegte Geschichte dann über die Baufirma, die das Gasthaus abriss, in das – derzeit im Umbau befindliche – Wien Museum. Der gerettete Praterwal ist für das Museum seitdem mehr als nur ein Ausstellungsstück: Er wird zum Maskottchen. Und was wäre ein Maskottchen ohne Namen?
Vergangenen Sommer übersiedelte der Praterwal in seine neue Heimat im Wien Museum
In einer Abstimmung durften die Newsletter-Abonnenten des Museums im Jänner deshalb über den neuen Namen des Wals abstimmen. Geworden ist es „Poldi“. „Der Name hat einen sehr starken wienerischen Klang. Gleichzeitig kann in Poldi jeder sehen, was er will. Egal, ob Männchen oder Weibchen“, sagt Konstanze Schäfer, Sprecherin des Museums.
Einer leuchtenden Leiter wurde ein Korb erteilt
Sie hat den Himmel über Corona erleuchtet: Die Himmelsleiter, die in und am Stephansdom leuchtete, war ein beliebtes Foto-Motiv, ein Wahrzeichen und wurde später fast zum Politikum, weil sie das Wiener Rathaus erleuchten sollte. Jetzt bleibt sie (vorerst) in Münster.
Aber der Reihe nach: Von Ostern 2021 bis August 2022 war die Installation von Künstlerin Billi Thanner am und im Dom zu sehen. Dompfarrer Toni Faber war Auftraggeber, gezahlt hat sie Unternehmerin Ursula Simacek.
Insgesamt wurde sie fünfmal verlängert. Dann war Schluss: Kardinal Schönborn wollte die Kunst nicht länger am Dom, hieß es. Andere Interessenten gab es aber viele. Vor allem die Lamberti Kirche in Münster. Dort wurde sie zur Friedensleiter – so nannte sie Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) die Installation.
Derzeit befindet sich die Leiter in Münster
Und dann kam der Wunsch des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig (SPÖ) auf, die Leiter als Wahrzeichen am Rathaus zu montieren: Es gab bereits Gespräche und Pläne der Montage. Sogar eine bereits montierte Photovoltaikanlage sollte den Strom zuliefern. Doch die Rechnung machte Bürgermeister Ludwig wohl ohne seine Kulturabteilung. „Ich wurde zum Spielball für die Politik“, sagte dazu Billi Thanner. Jetzt freue sie sich, dass die Leiter als „Friedenssymbol“ vorerst in Münster bleibe. Ob die Leiter danach nach Wien kommt, bleibt vorerst ungeklärt. Aber laut KURIER-Informationen laufen nach wie vor Gespräche.
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