Wiens Karlskirche als künstlerischer Instagram-Hotspot

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Der Argentinier Tomás Saraceno realisierte eine spektakuläre Installation mit zwei halbverspiegelten Ballons

Höher, immer höher: Im Inneren der Karlskirche zeigt ein Deckenfresko den geöffneten Himmel mit Christus, Engeln und Heiligen. Und seit 2002 ein Aufzug aufgestellt wurde, zunächst um Restauratoren die Arbeit zu ermöglichen, fahren auch Touristen himmelwärts: Rund 200.000 Besucherinnen und Besucher zählt der Sakralbau jedes Jahr, sagt der Kurator Moritz Stipsicz. Die Tickets für die musealen Einrichtungen und den Lift sind zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden, zumal weitere Restaurierungen - allen voran jene der mächtigen Außensäulen - noch anstehen.

Vor diesem Hintergrund hat Stipsicz ein Programm für zeitgenössische Kunst entwickelt, das nun mit der Installation "Aerocene" des argentinischen Künstlers Tomás Saraceno einen spektakulären Start hinlegt. Mit zwei je zur Hälfte verspiegelten Kugeln - die kleinere mit rund sieben Metern Durchmesser hoch in der Kuppel, die andere mit über 10 Metern Durchmesser darunter - entspinnt sich im Barockraum ein Schauspiel, das sowohl den Kirchenraum als auch den eigenen Standpunkt in neuer Form erlebbar macht.

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Die verspiegelten Kugeln sind eigentlich aber gar nicht so sehr als architektonische Elemente konzipiert: Unter dem Titel "Aerocene" entwickelt Saraceno sie gemeinsam mit anderen Künstlern und WIssenschaftern seit 2015 als autonome Flugobjekte. Durch die Sonne aufgeheizt, können die riesigen Bälle in die Luft steigen und sogar Lasten transportieren. Wenn alles richtig läuft, entwickelt sich durch Erhitzung und Abkühlung ein Kreislauf des Auf- und Absteigens. Prototypen der Objekte hatte Saraceno bereits 2015 im Wiener 21er Haus (Belvedere 21) präsentiert; derzeit läuft im Pariser Palais de Tokyo eine große Einzelausstellung des Künstlers.

Fragen des Ressourcenverbrauchs, der Nachhaltigkeit und der Herrschaft über den Luftraum sind an die Objekte geknüpft. Mit der Karlskirche habe das insofern zu tun, als auch hier der Blick nach oben gelenkt werde, erklärt Kurator Stipsicz: Der von Johann Fischer von Erlach konzipierte Sakralraum ist nur 40 Meter lang, aber 74 Meter hoch, was den Raum deutlich mächtiger wirken lässt und den Zug nach oben verstärkt. Wie viele Besucher bei Saracenos Installation tatsächlich über die Parallelen von religiösem und weltlichem Himmelsstreben zu sinnieren beginnen, sein dahingestellt: Ein erhebendes Gefühl vermittelt der Raum allemal. Und ein tolles Instagram-Motiv ist er sowieso.

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