Wien: U2-Kernstrecke ab 2019 zwei Jahre lang gesperrt

3D-Visualisierung der zukünftigen U5-Station Frankhplatz
Die neue, türkise Linie U5 wird erst ab 2024 durch Wien fahren.

Die Inbetriebnahme des Linienkreuzes U2/U5 verschiebt sich. Statt 2023 wird das erste Teilstück der U5 bis zum Frankhplatz (Altes AKH) nach aktuellem Stand erst 2024 fertig sein. Die Südverlängerung der U2 zum Matzleinsdorfer Platz fährt demnach erst ab 2026, teilte Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer am Donnerstag in einer Pressekonferenz mit.

Schuld daran ist nicht zuletzt die EU-Ratspräsidentschaft, die Österreich im zweiten Halbjahr 2018 innehat. In diesen sechs Monaten gebe es einen Baustellenstopp an wichtigen Verkehrsadern in der Stadt. Davon werde auch der U2/U5-Ausbau tangiert, erklärte man bei den Wiener Linien. Außerdem hätten Detailplanungen, die nach der nun erfolgten Einreichung aller Projektteile vorlägen, gezeigt, dass man eine etwas längere Bauzeit benötige, sagte Steinbauer.

Wien: U2-Kernstrecke ab 2019 zwei Jahre lang gesperrt
Grafik

Zwei Jahre Sperre auf U2

Im Zuge der Bauarbeiten versuchen die Wiener Linien, die Auswirkungen auf den Verkehr bzw. das Öffi-Netz möglichst gering zu halten. Ganz ohne geht es aber nicht: So muss die U2 ab Sommer 2019 auf dem Teilstück zwischen Schottentor und Karlsplatz komplett gesperrt werden. In dieser Zeit wird die Trasse für den Betrieb der künftigen U5 - sie fährt ja dann zwischen Karlsplatz und Rathaus auf der jetzigen U2-Route - vorbereitet. Das inkludiert auch die Errichtung von Bahnsteigtüren, die sich zum Ein- und Aussteigen öffnen, wenn ein Zug in der Station steht. Schließlich wird die U5 bekanntlich vollautomatisch, also ohne Fahrer, unterwegs sein.

Für die Betriebseinstellung sind keine speziellen Ersatzmaßnahmen geplant, die Straßenbahnlinien am Ring sollen aber jedenfalls verstärkt geführt werden. Und die Station Volkstheater könne sowieso auch mit der U3, der Karlsplatz mit der U1 und der U4 angefahren werden, hieß es. Ab voraussichtlich Herbst 2021 fährt die U2 wieder wie gewohnt bis zum Karlsplatz. Die Umstellung auf den U5-Betrieb erfolgt dann erst 2024.

Bau-Start im Herbst 2018

Nach den abgeschlossenen Planungen und zahlreichen Probebohrungen wird es im kommenden Jahr ernst mit dem U2/U5-Bau. Die Arbeiten starten im Herbst 2018 bei der künftigen U2-Endstelle Matzleinsdorfer Platz. Von dort gräbt man sich dann mit der Tunnelbohrmaschine unterirdisch Richtung Zentrum. So sollen die Auswirkungen im dicht verbauten Gebiet möglichst gering gehalten werden.

Wien: U2-Kernstrecke ab 2019 zwei Jahre lang gesperrt
Eine 3D-Visualisierung zeigt, wie die künftige U2/U5-Station Rathaus unterirdisch aussehen wird und wo es in Zukunft an die Oberfläche geht.

Die U2 erhält bekanntlich ab der Station Rathaus in Richtung Süden eine komplett neue Trasse. Sie fährt dann über die Neubaugasse (U3) und die Pilgramgasse (U4) bis zum Matzleinsdorfer Platz. Mit dem riesigen Tunnelbohrer werde man vom Startschacht bei der künftigen Endstelle aus bis in die Nähe der Neubaugasse vordringen können, erklärte Wiener-Linien-Chef Steinbauer. Diese Bauweise habe den Vorteil, dass der Aushub - gerechnet wird mit rund 135.000 Tonnen - durch einen einzigen großen Schacht am Beginn der Triester Straße an die Oberfläche gelangen können. Dadurch bleiben zentrumsnahe Areale verschont.

Sperre der Station Pilgramgasse

Sehr wohl bemerken werden die Anrainer aber die Arbeiten für die jeweiligen Stationsaufgänge entlang der neuen Strecke. Und die Adaptierung der jetzigen U4-Haltestelle Pilgramgasse für die U2-Mitbenutzung bringt ab Februar 2019 eine rund einjährige Sperre dieser Station mit sich. Sprich: In der Pilgramgasse werden monatelang keine Züge halten. Die Wiener Linien sprechen von Synergieeffekten bei der Wahl des Zeitraums. Denn in das Jahr 2019 - konkret in die Sommerferien - fällt auch die schon länger bekannte Renovierungssperre der U4 zwischen Längenfeldgasse und Karlsplatz, für die noch nicht näher bekannte Ersatzmaßnahmen angedacht sind.

Die Arbeiten für die neue U5, die die jetzige Strecke der U2 vom Karlsplatz bis zum Rathaus bedienen und auf einem neu gebauten Abschnitt vorerst bis zum Frankhplatz im 9. Bezirk fahren wird, starten dann 2019. Die U3, aber auch die wichtigen umliegenden Straßenbahnlinien entlang des Baukorridors, sollen durchgehend zur Verfügung stehen - wenn auch teilweise Umleitungen nötig sein werden. Die U5 wird 2024, die U2-Verlängerung erst 2026 ihren Betrieb aufnehmen. Jene zwei Jahre, in denen die U2 noch nicht in den Süden fährt, wird sie sich übrigens den Abschnitt zwischen Rathaus und Karlsplatz mit der U5 teilen.

Entlastung für U6 erwartet

Geschäftsführer Steinbauer betonte heute, dass das Großvorhaben sich - anders als bei Verlängerungen am Stadtrand - auf das gesamte U-Bahn-Netz auswirken werde: "Zu den derzeit zehn großen Umsteigeknoten kommen vier weitere dazu." Das bedeute weniger Umwegfahrten und eine gleichmäßigere Verteilung der Fahrgäste. "Allein für die U6 erwarten wir eine Entlastung von 20 bis 25 Prozent", prophezeite der Wiener-Linien-Chef. Auch die U1 und Teile der U3 würden vom neuen Linienkreuz profitieren.

Mit der ersten U2/U5-Ausbaustufe soll es übrigens nicht getan sein. In einer zweiten Phase soll die U5 dann über den Arne-Carlsson-Park und Michelbeuern/AKH (U6) bis zum Elterleinplatz im 17. Bezirk verlängert werden. Angepeilt ist 2026. Zwei Jahre später soll die U2 vom Matzleinsdorfer Platz weiter über die Gußriegelstraße bis zum Wienerberg fahren. Alles freilich unter der Voraussetzung, dass man sich mit der aller Voraussicht nach schwarz-blauen Bundesregierung auf die Finanzierung einigt. Denn anders als für die erste Ausbaustufe ist hier die übliche 50:50-Kostenteilung zwischen Bund und Land noch nicht paktiert.

Als erstes dürften es die Kunden des Kangmei-Massagesalons bemerkt haben. Nachdem sie ihre Thai-Anwendungen plötzlich in der Hofmühlgasse 7, statt wie bisher vis-a-vis auf Nummer 6 bekamen, sprach es sich schnell herum: Das Haus an der alten Adresse fällt der U2-Verlängerung zum Opfer. Die meisten Mieter haben das Gebäude daher bereits geräumt.

Es ist das einzige Gebäude, das im Rahmen des Infrastrukturprojekts dieses Schicksal ereilt. Die Wiener Linien brauchen das Grundstück, weil hier ein U-Bahn-Ausgang geplant ist. Das Unternehmen kauft daher die Immobilie und lässt sie Mitte 2019 abreißen.

Einvernehmlich gelöst

Maßgeblich verändern dürfte sich das Ortsbild in der Hofmühlgasse langfristig jedoch nicht. Denn im Zuge des U-Bahn-Baus werde an derselben Stelle erneut ein Gebäude mit Wohnungen und Geschäftsflächen errichtet, heißt es bei den Wiener Linien.

Der Auszug der Mieter ging fast zur Gänze heuer im Sommer über die Bühne. Mittlerweile ist das Haus bis auf ein Geschäftslokal im Erdgeschoß leer.

Weil ein Gutteil der Immobilie von der Eigentümerin benutzt wird, mussten sich die Wiener Linien zusätzlich nur mit zwei Mietern einigen. Dies geschah "in gutem Einvernehmen", erklärt eine Unternehmenssprecherin. Zumal man die Betroffenen bei der Suche nach alternativen Wohnungen bzw. Geschäftsflächen unterstützt habe. Nur ein Mieter ist noch da. Da sich in den Verhandlungen mit dem Betreiber eines Secondhandladens aber ebenfalls gerade eine Lösung abzeichnet, war er zu keiner Stellungnahme bereit.

Wie berichtet, bekommt die violette U2 ab der Station Rathaus einen komplett neuen Südast. Die Verkehrsfreigabe für den Streckenabschnitt bis zum Matzleinsdorfer Platz ist Mitte 2025 geplant, die weitere Verlängerung bis zum Wienerberg in einer zweiten Ausbaustufe vorgesehen. Die vollautomatische türkise U5 übernimmt den U2-Abschnitt zwischen Karlsplatz und Rathaus und fährt bis auf Weiteres bis zum Frankhplatz beim Alten AKH. Für heute, Donnerstag, haben die Wiener Linien neue Details zum Linienkreuz U2/U5 angekündigt.

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Das Gebäude ist bis auf ein Geschäftslokal im Erdgeschoß geräumt.

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