Wiener Polizei: Helden werden vor den Vorhang geholt

Raiffeisen-Vorstand Martin Hauer (ganz li.) und Polizeipräsident Gerhard Pürstl (ganz re.) gratulierten den Siegern.
Verleihung des Sicherheitsverdienstpreises: 210 Beamte und zwei Zivilpersonen wurden ausgezeichnet. Der KURIER hat sich drei Projekte näher angesehen.

Auch wenn es zu Beginn dieses Jahres eine aufsehenerregende Häufung von Kapitalverbrechen in Wien gab, zählt die Bundeshauptstadt laut mehreren Studien zu den sichersten Städten der Welt. Ermöglicht wird dieser Status insbesondere durch die Arbeit der Wiener Polizisten.

Genau diese wurden nun von der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien für ihren besonderen Einsatz gewürdigt. 210 Beamte der Stadtpolizeikommandos, Sondereinheiten sowie Mitarbeiter des Landeskriminalamts, der Stadt Wien sowie zwei Zivilpersonen standen am Donnerstagabend im Rampenlicht. Bereits zum 44. Mal fand die Veranstaltung im Raiffeisenhaus in Wien statt.

"Streben nach größtmöglicher Sicherheit"

„Was uns als Bank mit der Polizei verbindet, ist das Streben nach größtmöglicher Sicherheit. Mit unseren Kooperationen übernehmen wir auch über den Bankschalter hinaus gesellschaftliche Verantwortung“, sagt Martin Hauer, Vorstand der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien.

Eine mehrköpfige Jury, bestehend aus Medienvertretern, Polizeipräsident Gerhard Pürstl sowie Vertretern der Raiffeisenbank entschieden, insgesamt sechs Projekte zu küren. „Es gab dabei keine konkreten Kriterien, sondern es ging bei der Wahl hauptsächlich um außergewöhnliche Verdienste“, sagt eine Raiffeisen-Sprecherin.

"Herausragende Leistungen"

Der Wiener Polizeipräsident betonte die Rolle des Sicherheitsverdienstpreises: „Der Preis ist für uns von besonderer Wichtigkeit, da wir an dieser Stelle, stellvertretend für alle Kolleginnen und Kollegen, einige vor den Vorhang holen und für ihre herausragenden Leistungen ehren können.“

Die Projekte, die ausgewählt worden sind, reichen vom Opferschutz im Bereich der häuslichen Gewalt über die Bekämpfung der florierenden Drogenszene am Keplerplatz bis hin zu einer Rettung von 19 Flüchtlingen aus einem Lkw.

Wiener Polizei: Helden werden vor den Vorhang geholt

Seit 22. Oktober ist die Schutzzone am Keplerplatz in Kraft.

Die Schutzzone am Keplerplatz zeigte Wirkung

Seit Beginn des  vergangenen Jahres florierte der Handel mit Suchtmitteln am Keplerplatz. Bei einem Lokalaugenschein berichtete ein Bewohner dem KURIER von den Zuständen am Platz vor der Johanneskirche: „Als Anrainer fühle ich mich hier nicht mehr wohl. Schuld daran ist der Drogenhandel.“

Meldungen wie diese häuften sich, immer öfter wurde die Polizei alarmiert, bis diese schließlich beschloss, eine Schutzzone am Keplerplatz zu erlassen. Schutzzonen sollen die unmittelbare Umgebung insbesondere von Schulen, Kindergärten und Kindertagesheimen sicherer machen. Seit 22. Oktober des Vorjahres ist die Schutzzone am Keplerplatz in Kraft,  kommende Woche läuft diese aus.

Das Fazit der Polizei fällt durchwegs positiv aus, wie Oberst  Gerhard Winkler, Leiter des Landeskriminalamts Wien, Außenstelle Süd, bestätigt. „Unser großer Erfolg besteht darin, dass wir es geschafft haben, die Strukturen der Drogenszene vor Ort aufzulösen.  Eine nordafrikanische Tätergruppe hat in der Umgebung des Keplerplatzes einen gewerbsmäßigen Handel betrieben“, erläutert Winkler.

Konkret wurden seit Beginn der Schwerpunktaktion im vergangenen Oktober 353 Personen festgenommen, 800 Anzeigen sowie 206 Betretungsverbote ausgesprochen. „Mit Maßnahmen wie Scheinkäufen, Telefonüberwachungen und Observationen ist es uns gelungen, 22 Dealer zu fassen und 22 Kilogramm Cannabis sicherstellen“, betont Winkler. Die Szene vor Ort sei zwar nicht gänzlich verschwunden, habe sich aber größtenteils aufgelöst. „Gelegenheitsdealer versorgen die Szene aber schon noch“, heißt es.

 

Wiener Polizei: Helden werden vor den Vorhang geholt

Die Teilnehmer müssen zwischen 10 und 12 Jahre alt sein.

Kinderpolizeiakademie begeistert die Jungen

Zivilcourage, Mut und Teamfähigkeit sind Eigenschaften, die jeder Polizist beziehungsweise jede Polizistin besitzen muss. Diese Fähigkeiten will man seitens der Exekutive auch Kindern zwischen 10 und 12 Jahren vermitteln, die sich für den Polizeiberuf interessieren. Deshalb wird jedes Jahr im Sommer die Kinderpolizeiakademie veranstaltet.

„Wir bieten den Kindern in zwei Wochen ein vielseitiges Programm. Angefangen von einem Erste-Hilfe-Kurs, Selbstverteidigung, einem Besuch bei der Feuerwehr sowie sicheres Verhalten im Internet“, erklärte Roland Hanifl, Kontrollinspektor und Leiter der Verkehrserziehung in Wien.

Man wolle den Kindern beibringen, in Situationen, wo Hilfe erforderlich ist, nicht wegzusehen, sondern altersbedingt zu handeln. „Die Kinder lernen konkret, wie sie sich zum Beispiel bei einem Unfall verhalten sollen. Wie setze ich einen Notruf ab, welche Maßnahmen muss ich treffen, bis die Rettung eintrifft?“

Ein besonderes Highlight ist die praktische Übung, die am Ende des Kurses auf die Teilnehmer wartet: Im Prater treibt ein Einbrecher sein Unwesen. Die Kinder sind hier besonders  gefordert und müssen von den Zeugen-Befragungen über die  Sicherung der Beweise bis hin zur Festnahme eines Verdächtigen alles übernehmen.

„Die Voraussetzung für die Teilnahme an der Kinderpolizeiakademie ist, dass die Kinder bereits ,Kinderpolizisten’ sind, also bestimmte Vorkenntnisse mitbringen“, sagt Hanifl. Wichtig sei die Akademie auch im Hinblick auf die Personalsituation: „Wir freuen uns, Junge bereits früh für den Beruf begeistern zu können“, betont Hanifl. 

Wiener Polizei: Helden werden vor den Vorhang geholt

Insgesamt 140 Journalbeamte sind in das Projekt gegen häusliche Gewalt involviert.

Häusliche Gewalt: Tool soll Opferschutz verbessern

Ein 28-Jähriger ging im Februar 2021 in Favoriten auf seine Freundin los. Die Frau musste ins Krankenhaus gebracht und dort verarztet  werden. Sie kehrte anschließend in ihre Wohnung zurück – und wurde dort wenig später von ihrem Freund erstochen.

Dies war zu diesem Zeitpunkt bereits der vierte Frauenmord im besagten Jahr 2021.  „Wir haben uns dann die Frage gestellt, wie wir den Opferschutz im Bereich häusliche Gewalt nachhaltig verbessern könnten“, schildert Landespolizeivizepräsident Michael Lepuschitz.

Schließlich wurde das Projekt „Gewalt in der Privatsphäre-Support“, kurz „GiP-Support“, entwickelt. Das Ziel besteht darin, Gefährdungslagen schneller einschätzen zu können. Dafür wurde ein dreistufiges Konzept entwickelt. „Es geht  darum, zu erkennen, wann es ‚nur‘ um einen harmlosen Streit geht und wann wirklich Gefahr droht“, ergänzt Nina Lepuschitz, klinische Psychologin der Landespolizeidirektion Wien. Früher beziehungsweise vor dem neuen Tool war es die Aufgabe der Beamten vor Ort, einzuschätzen, wie gefährlich eine Situation war.

„Jetzt ist es so, dass die Beamten vor Ort mit den Polizisten des ‚GiP-Supports‘ telefonieren, die parallel dazu recherchieren, ob die verdächtige Person in der Vergangenheit zum Beispiel bereits straffällig war“, erklärte Landespolizeivizepräsident Lepuschitz.

Pro Jahr gibt es laut Polizei in Wien 4.000 Fälle von häuslicher Gewalt, 400 davon seien Hochrisikofälle. „Unser Ziel ist es, mit dem neuen Tool diese Hochrisikofälle frühzeitig herauszufiltern. Und man kann von einem Erfolg sprechen: Seit Einführung des Tools im Jänner 2022 sind weniger Frauenmorde passiert“, konstatiert Lepuschitz.

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