21 Festnahmen
Seit Beginn des Jahres breitet sich die Drogenszene rund um den Keplerplatz massiv aus. Das weiß man auch in der Landespolizeidirektion Wien. Die zu diesem Thema am Mittwoch zum Pressegespräch lud. „Noch nie hat sich eine Suchtmittelszene in Wien binnen so kurzer Zeit dermaßen schnell etabliert“, sagt Gerhard Winkler, Leiter vom Landeskriminalamt Wien, Außenstelle Süd. Bereits Anfang des Jahres gab es verstärkte Kontrollen, was nicht ausreichte. „Die Szene war alleine durch uniformierte Präsenz nicht mehr zu bekämpfen“, erklärt Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl.
Deshalb wurde eine Zusammenarbeit zwischen dem Landeskriminalamt Wien, Außenstelle Süd, und verschiedenen Sonderkommandos forciert.
Seit Anfang des Jahres gab es am Keplerplatz 21 Festnahmen sowie insgesamt 269 Meldungen wegen Gewalt, Lärmbelästigung, Alkohol und Drogen – mehr als 160 davon betrafen den Verstoß gegen das Suchtmittelgesetz. Das Vorgehen der Polizei funktionierte dabei in zwei Wellen: Zuerst wurden sogenannte Straßenläufer, also Personen, die auf offener Straße dealen, ins Visier genommen. Das Ergebnis: sieben Festnahmen im Juli. In der zweiten Welle wurden neun Täter aus der höheren Hierarchie des Drogenrings festgenommen und mehrere Kilogramm Drogen sichergestellt. Mit Scheinkäufen, Telefonüberwachungen und verstärkten Kontrollen vor Ort wolle man der Szene nun einen Riegel vorschieben, hieß es am Mittwoch.
Keine Videoüberwachung
Videoüberwachung wie am Reumannplatz soll es aber – vorerst – keine geben. „Bevor man Kameras installiert, müssen alle anderen polizeilichen Maßnahmen ausgeschöpft worden sein. Schließlich würden auf den Videos auch sehr viele unbeteiligte Personen zu sehen sein, die etwa nur in die Kirche gehen wollen“, sagt Erich Zwettler, Stadthauptmann von Favoriten. Da rund um den Reumannplatz seit der Videoüberwachung Ruhe eingekehrt ist, liegt es nahe, dass sich die Szene auf den 500 Meter entfernten Keplerplatz verlagert hat. Ein Phänomen, das man nicht verhindern könne und immer wieder passiere, betont Zwettler.
In den vergangenen Jahren verlagerte sich der Suchtmittelhandel etwa auch vom Schwedenplatz zum Donaukanal. „Solange die Handelsszene in Bewegung bleibt, kann sie sich nicht etablieren und zur Aufenthaltszene werden“, erklärt Ewald Lochner, Geschäftsführer der Sucht- und Drogenkoordination in Wien.
Der Karlsplatz etwa war seit den späten 1990er-Jahren eine Aufenthaltsszene, in der Menschen in aller Öffentlichkeit Drogen konsumierten. „Das muss unbedingt vermieden werden“, betont Locher.
Mehr Bewohner
Dass der illegale Handel mit Suchtmitteln am Keplerplatz seit Beginn des Jahres gestiegen ist, könne er bestätigen. Besonders im Hinblick auf die stetig steigende Einwohnerzahl Wiens sei es höchste Zeit, die polizeilichen Maßnahmen zu verschärfen.
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