Wiener Konditorei Sluka: Das Bangen um die Schokotarte

Die Konditorei am Rathausplatz.
Das Traditionshaus hat seine Backstube am Rathausplatz geschlossen. Was das für die identitätsstiftenden Mehlspeisen der Filiale heißt.

Sie schmeckt wie ein kleines Wunder. Mollig und schokoladeintensiv, dass sich selbst anspruchsvollste Pâtisserie-Kenner in Lobeshymnen ergehen. Kein Wunder, dass die Schokoladentarte eines der beliebtesten Produkte der Café-Konditorei Sluka am Rathausplatz ist.

Erhältlich ist die dort derzeit aber nicht. Seit Montag ist nämlich die zugehörige Backstube geschlossen. „Aufgrund von mehrfachen Anrainerbeschwerden mussten wir unsere Produktion am Rathausplatz einstellen“, sagt Geschäftsführer Friedrich Deiser im Gespräch mit dem KURIER. Gestört habe die Nachbarn der Geruch.

Behauptungen auf Facebook, wonach die Behörde die Produktion geschlossen haben soll, stimmen laut Deiser nicht. Man habe sich aufgrund der Probleme mit den Nachbarn selbst zu dem Schritt entschieden.

Dependance springt ein

Die gute Nachricht für Gäste – darunter nicht wenige Beamte aus dem nahen Rathaus und Politiker aus der ÖVP-Zentrale: Die Konditorei hat weiterhin offen. Geschlossen ist nur die Backstube.

Die Mehlspeisen liefert künftig die Sluka-Dependance in der Kärntner Straße an.

Dort hat das Traditionshaus vor drei Jahren eine Zweigstelle mit Backstube eröffnet – am früheren Standort des Hofzuckerbäckers Gerstner und des Restaurants „Zu den drei Husaren“.

Am Rathausplatz geht mit dem Aus für die Produktion eine lange Tradition zu Ende. Wilhelm Josef Sluka und seine Gattin Josefine eröffneten das Stammhaus im Jahr 1891.

Schon damals war man auf die Handarbeit stolz.

Und die kam gut an: Das Café etablierte sich zum Treffpunkt der gehobenen Gesellschaft. Kaiserin Elisabeth, Minister und Schauspieler kamen regelmäßig auf Klassiker wie Sluka-, Dobos-, oder Maria-Theresia-Torte vorbei.

Heute ist „der Sluka“ Treffpunkt für die Mitarbeiter aus den umliegenden Büros, dem Rathaus und dem Parlament. Touristen verirren sich selten her. Alles ist wohltuend unhip: Man bestellt eine Melange, eher selten einen Café Latte.

Wiener Konditorei Sluka: Das Bangen um die Schokotarte

Die reichlich bestückte Mehlspeisen-Vitrine.

Aus der Sicht von Geschäftsführer Deiser soll das so bleiben: „Die Produktion läuft mit gleicher Handwerkskunst und nur den besten Zutaten. Für die Gäste ändert sich nichts.“

Sortiment wird überarbeitet

Bleibt zu hoffen, dass das auch in Hinblick auf jene Mehlspeisen gilt, die bisher nur am Rathausplatz erhältlich waren – wie die Schokoladentarte.

Wiener Konditorei Sluka: Das Bangen um die Schokotarte

Die mollige, schokoladenintensive Tarte von Sluka.

Sluka überarbeitet derzeit jedenfalls das Angebot. Beide Filialen sollen künftig „das Beste aus beiden Welten“ anbieten.

Für jene, die nicht warten wollen, bis die Schokotarte im Stammhaus wieder in der Vitrine steht, gibt es übrigens eine Hintertür: Das kleine Wunder wird auf Bestellung geliefert.

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