Wiener Althangrund: Was anstelle des Terrassenhauses kommt

Das frühere Bank-Austria-Gebäude wird komplett erneuert.
Das ehemalige Bank-Austria-Gebäude wird saniert, der Bereich dahinter wird maximal 44 Meter hoch bebaut - etwa mit Wohnungen.

Die aufstrebenden Visionen für den neuen Stadtteil Althanquartier über dem Franz-Josefs-Bahnhof sind in sich zusammengefallen. Anfangs war von bis zu 126 Meter hohen Türmen die Rede; zwischenzeitlich von einem 60-Meter-Terrassenhaus.

Jetzt kommt überhaupt nur eine abgespeckte Version. Wie diese aussieht, gab der Immobilienentwickler 6B47 nun bekannt.

Der Kopfbau, in dem die Bank Austria untergebracht war, bleibt ein Bürostandort. Zusätzlich werden Geschäfte, Gastronomie und ein Kindergarten einziehen.

Zuvor wird der Bau aber saniert:  Ab Jänner 2020 wird er bis auf das Stahlbetonskelett rückgebaut und erneuert. Es wird künfitg den Namen "Francis" tragen. An seinem höchsten Punkt wird das Gebäude künftig rund 44 Meter messen.

Wiener Althangrund: Was anstelle des Terrassenhauses kommt

Die bestehende, in den Julius-Tandler-Platz hineinreichende Freitreppe wird abgerissen. „Das bringt zusätzliche 700 Quadratmeter an öffentlichem Raum. Diese Platzvergrößerung wäre auch ein guter Anlass, um über eine generelle Neubespielung des Julius-Tandler-Platzes nachzudenken“, sagt 6B47-Vorstand Sebastian Nitsch.

Entlang der Nordbergstraße wird das Areal neu bebaut. Konkret werden die Gebäude mit der Nummer 9 und 13 durch Neubauten namens  Liz Living und Jo Living ersetzt. Ersterer bekommt einen 44 Meter hohen Turm, zweiterer wird rund 30 Meter aufragen. 6B47 plant darin Eigentumswohnungen.

Keine Tiefgarage

Erhalten bleibt die Hochgarage in der Nordbergstraße, der ursprüngliche Bau einer Tiefgarage ist abgesagt. „Statt der beiden Büroetagen über der Garage wird es in Zukunft dort ein Hotel geben", sagt Nitsch. Die bestehende Höhe von rund 28 Metern bliebt.

Doch kein Terrassenhaus am Wiener Althangrund

Die übrigen Gebäude in der Althanstraße – das ÖBB-Stellwerk und das Postgebäude - sind nicht im Eigentum der 6B47 und damit auch nicht Teil der Quartiersentwicklung. Bis 2023 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Konfliktreiche Vorgeschichte

Hintergrund der neuen Pläne sind die komplizierten Verhandlungen zwischen 6B47 und der Stadt Wien über die Flächenwidmung für den Bau des Terrassenhauses – und den dafür notwendigen städtebaulichen Vertrag. Ein Scheitern hatte sich bereits abgezeichnet, der KURIER hat berichtet.

Wiener Althangrund: Was anstelle des Terrassenhauses kommt

Das Terrassenhaus in Blickrichtung Bahnhof.

Knackpunkt dürfte die Bedingung der Stadt gewesen sein, dass 6B47 über dem Bahnhof - neben freifinanzierten Wohnungen, Geschäften, Büros und Tourismusflächen - 300 Wohnungen baut, die auch für Geringverdiener erschwinglich sind.

Sozialwohnungen zu teuer

Diese Vorgabe stammt aus dem städtebaulichem Leitbild von 2017, in dem die Stadtentwicklungskommission den Rahmen für den neuen Stadtteil absteckte.

Sozialwohnungen sei nicht realisierbar, da Gleisüberbauungen mit hohen Bau- und Betriebskosten verbunden seien, hieß es schon im Jänner vonseiten 6B47 gegenüber dem KURIER. „Wir haben nicht auf Türmen bestanden und wünschen uns nun von unserem Gegenüber Flexibilität.“

Zur Erinnerung: Das Leitbild hätte über dem Bahnhof zwei bis zu 126 Meter hohe Gebäude erlaubtDagegen regte sich Widerstand – vor allem vonseiten der Bürgerinitiative Lebenswerter Althangrund.

Die damalige grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou zog daraufhin die Notbremse: Sie stoppte das bereits gestartete Umwidmungsverfahren für die Fläche zwischen dem ehemaligen Bank-Austria-Gebäude und der Post. Dort hätten die Türme entstehen sollen.

Terrassenhaus siegte über Türme

Aus einem turbulenten Architekturwettbewerb ging im Juni 2018 aber dann ohnehin ein anderes Siegerprojekt hervor: Ein Terrassenhaus mit öffentlichem Hochpark, dessen am weitesten aufragender Punkt auf 58 Metern liegen sollte. Das Projekt fiel also deutlich niedriger aus, 6B47 hätte dafür aber trotzdem eine neue Flächenwidmung gebraucht. Nun Baut das Unternehmen in der bestehenden Widmung.

Anrainer gelassen

Zufrieden über den Abbruch der Verhandlungen zeigt sich die Bürgerinitiative: "Wir bergüßem die Entscheidung des Investors, innerhalb der bestehenden Widmung zu bauen. Aufgrund einer absehbaren Lärmbelastung, unnötig hoher Baukosten und mangels echter Mehrwerte ist dies die beste Lösung", sagt ihr Sprecher Christoph Weißenbäck.

Allerdings müsse die Bauzeit so kurz wie möglich gehalten werden.

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