Widerstand gegen Türme am Bahnhof

Die Bank Austria will bis Mitte 2018 ausziehen.
Bezirk und Bürger laufen Sturm gegen bis zu 126 Meter hohe Häuser am Althangrund.

Hochhäuser, die den umstrittenen, 66 Meter aufragenden Turm am Heumarkt in den Schatten stellen würden: Das könnte am Areal des Franz-Josefs-Bahnhof im neunten Bezirk entstehen. Denn im lokalen städtebaulichen Leitbild, in dem die Stadtentwicklungskommission (STEK) im März 2017 den Rahmen für die Neugestaltung des Gebiets absteckte, sind "zwei am Turm der Müllverbrennungsanlage Spittelau (126m) orientierte Höhenfenster" festgeschrieben. Gegen eine mögliche Ausreizung dieses Passus regt sich nun Widerstand.

"Ein Hochhaus wäre ein Dammbruch für die innerstädtischen Bezirke. Und das würde wiederum den Charakter der Stadt verändern", sagt Johannes Lutz von der Initiative "Lebenswerter Althangrund". Rund 570 Personen sind der gleichnamigen Facebook-Gruppe bereits beigetreten. Sie fordern eine Orientierung an den Höhen der Bestandsgebäude.

Neues Zentrum

Die möglichen Hochhaus-Standorte liegen in jenem Bereich, den der Immobilienentwickler 6B47 neu bebauen will. Dazwischen soll zur besseren Verbindung des Grätzels ein Hochpark entstehen. Das bestehende Parkhaus muss dafür abgerissen werden. Der Überbau der Unicredit/Bank Austria am Julius-Tandler-Platz, aus dem die Bank bis Mitte des Jahres ausziehen will, soll hingegen generalsaniert werden. Bestehen bleiben sollen auch das Büro-Haus in der Nordbergstraße sowie die Post- und das ÖBB-Betriebsgebäude in der Althanstraße. 6B47 will mit diesen Maßnahmen ein neues Stadtteilzentrum "Althanquartier" erschaffen. Laut Firmen-Website soll dort Arbeiten, Soziales, Gewerbe, Tourismus und Wohnen an einem Ort vereint werden – letzteres in bis zu 800 Wohnungen.

Zahl und Höhe der anvisierten neuen Gebäude sind noch offen. Derzeit läuft ein Architektur-Wettbewerb, im April 2018 sollen Ergebnisse vorliegen. Dann werde es auch konkrete Höhen geben, sagt 6B47-Vorstandschef Peter Ulm. "Wir wollen dieser architektonischen Fragestellung nicht vorgreifen." Auch der aktuelle Entwurf zum Flächenwidmungs- und Bebauungsplan gibt darüber keinen Aufschluss. Denn für den Neubau-Bereich sind – im Gegensatz zu den anderen Abschnitten – keine Bebauungsbestimmungen ausgewiesen. Dies soll erst nach Ende des Wettbewerbs geschehen.

Dennoch beschäftigt der Entwurf bereits die Bezirkspolitik. Bevor der Gemeinderat über das Papier entscheidet, beschließt am Mittwoch die Bezirksvertretung ihre Stellungnahme dazu. Bezirksvorsteherin Martina Malyar (SPÖ) macht vor allem eine Angabe darin misstrauisch: Eine Gebäudehöhe von bis zu 63 Meter, die im Bereich der Fechtergasse (vor dem möglichen Standort der Hochhäuser) ausgewiesen ist. Malyar: "Die Frage ist: Was kommt dahinter?" Zum Inhalt der Stellungnahme verrät sie nur: "Wir sind sehr nahe bei den Bürgern."

Althanpark in Bau

Ein Stück hinter dem künftigen Althanquartier ist die 6B47 schon ein gutes Stück weiter. Im "Althanpark" entstehen bis Sommer rund 240 Eigentumswohnungen. Dass sich die Käufer später an Hochhäusern vor ihrer Nase stoßen könnten, glaubt Peter Ulm nicht. "Die Bauordnung ist sehr deutlich, was die Auswirkungen einer Höhenentwicklung angeht. Mehr als zwei Stunden Beschattung sind nicht erlaubt."

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