Grüne top, ÖVP floppt: Wie die EU-Bürger in Wien gewählt haben

In Österreich dürfen nicht-österreichische EU-Bürger für gewöhnlich bei Europawahlen und Gemeinderatswahlen mitbestimmen. Wien stellt aber - wieder einmal - eine Besonderheit dar. Da die Gemeinderatswahl hier auch die Landtagswahl ist, sind EU-Bürger nicht wahlberechtigt. Bei den Bezirksvertretungswahlen aber schon.
Und genau dort haben sich die EU-Bürgerinnen und -Bürger auch einiges an Gehör verschafft: Betrachtet man rein die Stimmen der EU-Bürgerinnen, so sind 16 der insgesamt 23 Bezirke - und somit die Mehrheit - grün gefärbt (siehe Grafik). Die SPÖ konnte dagegen nur 6 Bezirke für sich gewinnen.
Die Grünen haben von den EU-Bürgerinnen und -Bürgern also klar profitiert. Gesehen hat man das auch in Margareten, wo die Briefwahlstimmen der nicht-österreichischen EU-Bürger das sehr knappe Gesamtergebnis gekippt haben. Der Bezirk ging dadurch heuer erstmals von der SPÖ an die Grünen.
Personalisierte Ansprache der EU-Bürger
Die Grünen waren es aber auch, die als einzige Partei die EU-Bürger konkret angesprochen haben. Mit personalisierten Postkarten in unterschiedlichen Sprachen. Und das obwohl die Wählerevidenz allen anderen Parteien auch zur Verfügung gestanden wäre.
Der SPÖ-Spitzenkandidat in Margareten Christoph Lipinski sprach jedenfalls davon, dass man die Stimmenkraft der nicht-österreichischen EU-Bürgerinnen und -Bürger "massiv unterschätzt" habe. Dabei sind bei der Bezirksvertretungswahl in Wien ganze 264.776 EU-Bürger wahlberechtigt.
Profitiert haben die Grünen von den EU-Bürgern aber nicht nur in einzelnen Bezirken. Auch im direkten Vergleich mit anderen Parteien haben die Grünen in Wien bei der Mobilisierung der EU-Bürger deutlich besser abgeschnitten. Mit 36,6 Prozent liegen sie klar auf Platz eins. Dahinter komplettieren die SPÖ mit 28,2 Prozent und die KPÖ mit 10 Prozent die Top 3. Letztere schnitt bei den EU-Bürgern deutlich besser ab als bei den Bezirksvertretungswahlen insgesamt, wo sie nur 4,53 Prozent erreichte. Dennoch ist es der KPÖ gelungen, in allen Bezirksvertretungen einzuziehen.
ÖVP bei EU-Bürgern unbeliebt
Die ÖVP ist bei den EU-Bürgern dagegen alles andere als beliebt. Sie liegt sogar noch hinter der FPÖ (9 Prozent) und den Neos (8,9 Prozent) nur auf Platz 6. Knappe 6 Prozent konnte sie erringen. Nur in einem Bezirk war die ÖVP auch bei den EU-Bürgern die stärkste Kraft - und zwar in der Inneren Stadt. Mit 34,82 Prozent hat die ÖVP hier ihr bestes Ergebnis eingefahren.
Die Hochburg der Grünen liegt - wie erwartet - in Neubau. 62,49 Prozent der nicht-österreichischen EU-Bürger haben hier ihre Stimme an die Grünen vergeben.
SPÖ und FPÖ teilen sich eine Hochburg: Sowohl die Roten (44,08 Prozent) als auch die Blauen (22,13 Prozent) schnitten in Simmering am besten ab. Die KPÖ war mit 17,55 Prozentpunkten in Ottakring besonders stark, die Neos mit 15,58 Prozent in Döbling.
Niedrige Wahlbeteiligung
Die Wahlbeteiligung unter den nicht-österreichischen EU-Bürgern war vergleichsweise niedrig. Nur 56.091 der 264.776 Wahlberechtigten haben tatsächlich von ihrem Wahlrecht gebrauch gemacht. Damit liegt die Wahlbeteiligung bei 21,18 Prozent.
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