Margareten: Warum ein Grüner aus Deutschland Bezirksvorsteher wird

Luxenberger
Margareten wurde von Michael Luxenberger auf grün gedreht. Wie schaffte das der Lehrer mit deutschen Wurzeln? Und was hat er jetzt vor?

Zusammenfassung

  • Michael Luxenberger, ein gebürtiger Deutscher und Lehrer, wurde Bezirksvorsteher in Margareten, indem er grüne Themen und Veränderungen im Bezirk ansprach.
  • Luxenberger plant, Margareten durch Begrünung, sichere Radwege und ein neues Verkehrskonzept lebenswerter zu gestalten.
  • Die Grünen gewinnen in innerstädtischen Bezirken an Einfluss, wobei Margareten kürzlich hinzugefügt wurde.

Für viele Wiener ist diese Kombination sicher ein rotes Tuch. Ein gebürtiger Deutscher. Lehrer. Grüner. Aufgewachsen in Kärnten. Und gerade einmal 33 Jahre alt. 

Wie konnte Michael Luxenberger dennoch fast jeden dritten Margaretener Wähler überzeugen und damit zum neuen Bezirksvorsteher werden?

Dazu muss man zunächst die Veränderung des Bezirks sehen. Wer vor 50 Jahren dorthin zog, wohnte neben Fabriksruinen und die Schulkollegen hießen Mustafa, Zivomir oder Orhan. 

Doch nach und nach schwappte die Bobo-Welle vom Naschmarkt über Margareten. Statt ständig wechselnder Geschäfte gibt es nun Bio-Hofläden wie "Mein Klang", ein veganes Eisgeschäft "Veganista" oder trendige Pizzerien wie die "Randale". Treffpunkt vieler (auch deutscher) Studenten ist das Lokal "Propeller" in der Krongasse. Einer der Stammgäste hier ist - Michael Luxenberger, der aus Balingen, Baden-Württemberg, stammt und 2017 in den 5. Bezirk zog, wo die Nachbarn jetzt Karl oder Kai-Uwe heißen.

Margareten: Warum ein Grüner aus Deutschland Bezirksvorsteher wird

Margaretenplatz war Thema vor der Wien-Wahl

Bezirksvorsteherin Silvia Jankovic hatte den richtigen Riecher und wollte die Verkehrshölle Margaretenplatz zum Bobo-Viertel umbauen. Doch sie wurde kurz vor der Wahl abgesägt, die Umgestaltung verschoben. 

Ein Elfmeter für die Grünen auf ein leeres Tor. Im Wochenrhythmus wurde die Bewohner per Postwurfsendungen mit Plänen für einen begrünten Margaretenplatz bombardiert, während SPÖ-Kandidat Christoph Lipinski auf Tauchstation ging und nicht einmal auf eine Interview-Anfrage reagierte. 

Während der rote Wahlkampf so unterirdisch stattfand wie der momentane Bau der U2/U5, versprach der karenzierte HTL-Lehrer Luxenberger "Vogelgezwitscher statt Durchzugsverkehr". Sogar die ehemalige rote Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiehry schlug sich auf seine Seite. 

"Das Grätzl um den Margaretenplatz soll zum grünen, pulsierenden Herzen Margaretens werden, mit mehr Platz für die Menschen, sicheren Radwegen und mehr Begrünung. Wir werden uns die Umfrageergebnisse genau anschauen und so viele Wünsche wie möglich in die Planungen für einen Umbau des Grätzls um den Margaretenplatz einfließen lassen", kündigt Luxenberger als Ziel für seine Amtszeit an. 

"Und es gibt zum Beispiel ein Bedürfnis der Anwohner der Franzensgasse, die Schmalstellen, wo Müllabfuhr, Rettung und Feuerwehr immer hängenbleiben, umzubauen und zu begrünen. Als Bezirksvorsteher will ich hier eine Verbesserung herbeiführen. Solche Anliegen der Menschen gibt es viele, etwa auch in der Zentagasse und Ramperstorffergasse."

Autofahrer und die Grünen, ein schwieriges Verhältnis 

Und müssen Autofahrer nun Angst haben? "Wenn man durch den Bezirk geht, wird sofort klar, dass Margareten in den letzten Jahren zum Verteilerkreis Wiens verkommen ist. Die Autos nehmen den meisten Platz ein, es ist laut und die Luft ist schlecht", sagt der Grüne.  

"Worum es mir geht: Ein Gesamtverkehrskonzept, um den Durchzugsverkehr aus dem Bezirk herauszubringen. Menschen, die aufs Auto angewiesen sind, sollen dennoch gut zu ihren Wohnungen und Arbeitsplätzen kommen. Die Neugestaltung der oberen Reinprechtsdorfer Straße mit einem 14A in beide Richtungen, ähnlich wie beim 13A in der Neubaugasse, soll die Geschäfte aufblühen lassen und Menschen im Westen Margaretens wieder besser an die Öffis anbinden. Der Siebenbrunneplatz braucht dringend mehr Begrünung."

Ein heißes Thema ist auch das von der SPÖ versprochene Anrainerparken, das die Grünen ablehnen. Wird das nun gestrichen? 

Luxenberger: "Wir haben ein eigenes, grünes Parkplatzkonzept erarbeitet und vorgestellt. Zuerst soll in baustellengeplagten Gebieten, wie etwa um den Naschmarkt temporäres Anrainerparken eingeführt werden. In einem zweiten Schritt soll mit Tiefgaragenbetreibern der Leerstand in den Garagen ermittelt werden, um dann den Anrainer günstigere und wohnnahe Parkplätze anzubieten. Margareten hat die geringste Autodichte in Österreich: Auf 1.000 Menschen kommen rund 260 Autos."

Für die Grünen werden die innerstädtischen Bezirke jedenfalls zu einer Bank. Neubau und die Josefstadt wurden bereits erobert, Margareten kam nun dazu. In Mariahilf fehlten lediglich 163 Stimmen, und auch in der Leopoldstadt, der Landstraße, Wieden und am Alsergrund liegen sie im Bezirk auf dem zweiten Platz. 

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