Weniger Verkehr in der Inneren Stadt: Kameras sollen´s möglich machen


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Zusammenfassung
- Bundesregierung plant StVO-Novelle für kamerabasiertes Zufahrtsmanagement in Innenstädten ab 1. Januar 2026.
- Über 25 Städte, darunter Wien, zeigen Interesse an Verkehrsberuhigung zur Verbesserung der Lebensqualität.
- Wirtschaft begrüßt erhöhte Aufenthaltsqualität, was Handel und Gastronomie stärken soll.
Weniger Autos in der Innenstadt - ein Wunsch, den die Stadt Wien schon seit Längerem quer durch die politischen Lager hegt. Nun bringt die Bundesregierung die rechtliche Grundlage für Verkehrsberuhigung in Städten und Gemeinden auf den Weg. Eine Erneuerung der Straßenverkehrsordnung (StVO) soll künftig die Verkehrsberuhigung von Innenstädten mit kamerabasierten Zufahrtsmanagements ermöglichen.
Die entsprechende Novelle wird von Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) in die Regierungskoordination geschickt, teilte dieser am Sonntag in einer Aussendung mit. Vor allem Wien hatte vom Bund seit Jahren eine datenschutzkonforme Grundlage für die Schaffung von Einfahrtsbeschränkungen in den ersten Bezirk gefordert.
"Mit dieser Novelle setzen wir das Regierungsprogramm konsequent um und schaffen die Möglichkeit für Kommunen, verkehrsberuhigte Zonen effektiver zu gestalten", betonte Hanke. "Damit erhöhen wir die Lebens- und Aufenthaltsqualität in Österreichs Kommunen und schaffen mehr Raum zum Leben."
25 Städte interessiert
Mehr als 25 Städte hätten Interesse an einer solchen Novelle bekundet, darunter Wien. "Es freut mich daher besonders, dass die verkehrsberuhigte Innere Stadt, für die wir uns so lange eingesetzt haben, nun Wirklichkeit wird", reagiert der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) via Aussendung. "Mit der Einführung eines elektronischen Zufahrtsmanagements nach europäischen Standards schaffen wir ein Stadtzentrum, das Raum für Begrünung, Kühlung, attraktive Fuß- und Radwege sowie einladende Aufenthaltsbereiche bietet."
Täglich mehr als 15.000 Autos weniger in der City
Aus einer technischen Machbarkeitsstudie, die vor Jahren erstellt wurde, geht hervor, dass täglich bis zu 15.700 Einfahrten in Wiens Innere Stadt verhindert und die Stellplatzauslastung um fast ein Viertel reduziert werden können. "Die Verkehrsberuhigte Innere Stadt ist ein wichtiger Beitrag für die bewohnte Innere Stadt und für alle Menschen, die sich in der Inneren Stadt aufhalten möchten. Seit vielen Jahren gibt es für dieses Projekt einen breiten Konsens im Bezirk gemeinsam mit der Stadt, und nun auch mit dem neuen Bundesminister", so Markus Figl, Bezirksvorsteher der Inneren Stadt.
Kamerabasierte Systeme sind in Österreich schon lange im Einsatz, etwa bei der Mauterfassung, der Section Control und bei Ein- und Ausfahrtssystemen in Parkgaragen. Mit der Novelle der StVO schaffe die Bundesregierung den rechtlichen Rahmen für ein automatisiertes Zufahrtsmanagement, so Hanke. Die konkrete Ausgestaltung bei der Umsetzung werde den Städten und Gemeinden obliegen. Ziel sei ein Inkrafttreten der Novelle mit 1. Jänner 2026.
Auch Wirtschaft profitiert
Auch Wirtschaftstreibende begrüßen den Schritt zur Verkehrsberuhigung. In Wien würde die Aufenthaltsqualität in den Stadtzentren erhöht und damit Gastronomie und Handel gestärkt, so Wirtschaftskammer Wien-Präsident Walter Ruck. "Verkehrsberuhigung im innerstädtischen Bereich bringt allen Beteiligten etwas."
Klar sei aber auch, dass der freiwerdende Platz an der Oberfläche "sinnvoll und im Interesse aller Betroffenen genutzt werden" müsse, inklusive kurzfristigem Parkens. "Die Innere Stadt ist nicht nur Wohnraum, sondern auch das wirtschaftliche, touristische und gesellschaftliche Zentrum unserer Stadt. Daher gilt es, gesamtheitliche Konzepte zu entwickeln", so Ruck.
Klarheit: Die wichtigsten Begriffe
Der SPÖ-Politiker Michael Ludwig (Jahrgang 1961) ist seit 2018 Wiener Bürgermeister. Aufgewachsen ist Ludwig in einem Gemeindebau in Floridsdorf. Der 21. Bezirk hat seine politische Laufbahn geprägt: Der studierte Historiker startete dort 1994 als Bezirksrat. Später war er Wohnbaustadtrat unter seinem Vorgänger Michael Häupl. Ludwig gilt als scharfer Kritiker des Rechtskurses der FPÖ, insbesondere deren Bundeschef Herbert Kickl. In seiner ersten Regierungszeit koalierte er mit den Wiener Neos.
SPÖ steht für Sozialdemokratische Partei Österreichs. Gegründet wurde sie 1889 in Hainfeld (NÖ) als Sozialdemokratische Arbeiterpartei, ihre Wurzeln liegen in der Arbeiterbewegung. Die Parteifarbe ist Rot.
In Österreich zählt die SPÖ zu den sogenannten linken Parteien; im Grundsatzprogramm von 1998 bekennt sie sich zu den Werten Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Vollbeschäftigung. Säulen der Partei sind auch die Vertreter aus Arbeiterkammer (AK) und Gewerkschaftsbund (ÖGB). Seit 1945 stellt die Wiener SPÖ durchgehend den Bürgermeister – aktuell ist das Michael Ludwig.
Die Innere Stadt ist das historische Zentrum Wiens und gehört zur gleichnamigen UNESCO-Welterbestätte. Sie war schon im Jahr 97 als römisches Legionslager besiedelt. Mit 16.538 Einwohnern ist sie der bevölkerungsärmste Bezirk der Stadt - im Jahr 1880 lebten auf ihrem Gebiet 73.000 Menschen. Gleichzeitig pendeln täglich über 114.000 Menschen zum Arbeiten in den Bezirk. Die PKW-Dichte ist im Wien-Schnitt sehr hoch: Pro 100 Menschen gibt es in der Inneren Stadt 98 Autos. Bezirksvorsteher ist Markus Figl (ÖVP).
Ulli Sima(Jahrgang 1968) ist Stadträtin für Innovation, Stadtplanung und Mobilität. Seit 2004 ist sie für die SPÖ in der Wiener Landesregierung. Davor war sie Nationalratsabgeordnete sowie Mitarbeiterin bei Global 2000.
Die Wirtschaftskammer Wien ist die gesetzliche Standesvertretung der Unternehmer der gewerblichen Wirtschaft zur Wahrnehmung ihrer Interessen und zur Mitwirkung an der einschlägigen Gesetzgebung in Wien. Die Kammer gliedert sich in die sieben Sparten: Gewerbe und Handwerk, Industrie, Handel, Bank und Versicherung, Transport und Verkehr, Tourismus und Freizeitwirtschaft und Information und Consulting.
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