Wien wird künftig der Ort sein, „in dem Magie stattfindet“. Das sagt jedenfalls Michael Bronstein, Oxford-Professor, Gründer mehrerer Start-ups, Koryphäe im Bereich der Künstlichen Intelligenz – und künftiger Direktor von „Aithyra“, einem Institut für Künstliche Intelligenz und Biomedizin.
Wien hat sich in einem „sehr kompetitiven Auswahlprozess“, wie es heißt, durchgesetzt und den Zuschlag von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Boehringer-Ingelheim-Stiftung erhalten. Wien sei innerhalb der Wissenschafts-Community schon bisher geschätzt worden, aber dass man nun gewonnen habe „richtet einen Scheinwerferkegel auf die Stadt“, heißt es dazu aus der Wirtschaftsagentur Wien zum KURIER.
Das Institut wird das erste seiner Art in Europa sein und soll die Forschungsansätze aus der akademischen Welt, forschender Unternehmen und von Start-ups vereinen. Das Ziel sei, Erkrankungen besser zu verstehen, schnellere und zuverlässigere Diagnosen zu ermöglichen sowie Therapieentwicklungen für derzeit unheilbare Krankheiten zu unterstützen.
In der Forschung sollen höchste ethische Standards eingehalten werden, wurde versichert. In Wien gibt es zudem eigene Richtlinien und Initiativen, die sicherstellen sollen, dass KI-Technologien verantwortungsvoll eingesetzt werden. Die Ergebnisse und Daten sollen für alle Forscherinnen und Forscher weltweit nach dem Open-Access-Prinzip zugänglich sein.
Das Institut wird in einem neu zu errichtenden Gebäude am Vienna Biocenter Campus (VBC) in Wien-Landstraße angesiedelt.
Mit dem Zuschlag dürfte jedenfalls die Wunde verheilt sein, dass Wien 2017 das Rennen um die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) gegen Amsterdam verloren hat. Die Behörde mit 900 Mitarbeitern musste im Zuge des „Brexits“ aus London verlegt werden.
Was der Name bedeutet
Der Institutsname „Aithyra“ wurde übrigens in Zusammenarbeit mit einer KI entwickelt. Laut der von ihr generierten Hintergrundgeschichte ist Aithyra die Tochter von Athene, der Göttin der Weisheit, und Asklepius, dem Gott der Medizin, und ist somit Schutzpatronin und Quelle der Inspiration. Das nach ihr benannte Institut soll die Geschichte der biomedizinischen Forschung in Zukunft fortschreiben. Und das nun eben in Wien.
Mehr dürfe man dazu nicht sagen, es wurde Stillschweigen vereinbart.
Standortvorteil
Der Standort biete ein ideales Umfeld für das Institut, erklärt Wiens Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ), denn Wien „ist unbestritten einer der größten Life-Science-Standorte Europas“. In Wien gebe es 600 Life-Science-Organisationen mit rund 41.000 Beschäftigten. Die wichtigsten Top-20-Pharma-Unternehmen, gereiht nach globalen Umsätzen, seien in Wien vertreten, so Hanke.
Zusammen würden diese Unternehmen Umsätze in Höhe von mehr als 13 Milliarden Euro jährlich generieren.
150 Mio. Förderung
Die Kosten werden zu zwei Dritteln vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie zu einem Drittel durch eine Förderung der Stadt Wien getragen. Da die Planung erst im Anfangsstadium ist, gibt es noch keine Kostenangabe. Klar ist allerdings, dass die deutsche Boehringer-Ingelheim-Stiftung mit Sitz in Mainz die Gründung und den Betrieb mit 150 Millionen Euro für die kommenden zwölf Jahre fördert. Das sei die größte private Forschungsförderung, die es in Österreich je gab, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung
„Dieses Institut wird unseren Forschungs- und Gesundheitsstandort massiv stärken und im Bereich zentraler Schlüsseltechnologien zu mehr Resilienz und Unabhängigkeit beitragen“, freute sich Wissenschaftsminister Martin Polaschek (ÖVP). Fast ein ganzes Jahr hat man um das Institut gerittert, sehr hart sei es gewesen und man hatte nur Chancen auf den Sieg, wenn man in allen Kategorien Bestnoten vorweisen konnte, heißt es von am Prozess beteiligten Insidern.
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