Dass der Bau tatsächlich abgesagt wird, gilt hinter den Kulissen als ziemlich fix (siehe Seite 8). Ein Grund sei auch die nicht sonderlich objektive Expertenkommission, heißt es. Kolportiert wird etwa, dass Hermann Knoflacher, ehemaliger Leiter des Instituts für Verkehrsplanung der TU Wien und bekennender Lobautunnel-Gegner, in die Kommission berufen wurde.
Das ist insofern spannend, als Knoflacher kurz vor der Evaluierung in einem offenen Brief forderte, Daten und Experten transparent offenzulegen, um zu verhindern, dass diese „zur Farce wird“. Auf die Frage, ob er nun Teil des Gremiums sei, lacht er. Nein, auch er würde nach wie vor gerne wissen, wer dabei ist.
Auch einer seiner Vertrauten, der Grünen-affine Forscher Harald Frey, wird genannt. Er fiel bereits unter der rot-grünen Stadtregierung mit Studien auf, die der damaligen Grünen-Chefin und Verkehrsstadträtin Birgit Hebein gut zu Gesicht standen.
Von anderer Seite hört man, dass gar keine externen Experten an der Evaluierung beteiligt seien, sondern diese vom Ministerium selbst gemeinsam mit der Asfinag erarbeitet werde. Federführend seien also die eigenen Kabinettsmitarbeiter Gewesslers.
Dafür spricht auch die Antwort von Mobilitätsexperte Günther Lichtblau vom Umweltbundesamt, der auch als heißer Kandidat für den Job des Schatten-Evaluierers genannt wird: Er sei nicht Teil des Gremiums, aber das Ministerium habe auf seine Expertise zurückgegriffen.
Im Übrigen stößt Gewesslers Geheimniskrämerei nicht nur den Tunnel-Befürwortern sauer auf. Auch Greenpeace und Fridays for Future pochen auf einen transparenten und wissenschaftlich fundierten Prozess. Die Überprüfung könne dann ein Wendepunkt in der heimischen Verkehrspolitik sein, sagt etwa Jasmin Duregger, Klimaexpertin bei Greenpeace.
Protest vor SPÖ-Zentrale
Aber auch Ludwig gerät bezüglich seiner Pro-Lobautunnel-Haltung wieder unter Beschuss. Die Aktivisten von Fridays for Future, die seit drei Monaten die Lobau besetzen, protestierten am Freitag auch in der Stadt – und zwar direkt vor der SPÖ-Zentrale in der Löwelstraße. Dass der Bürgermeister schon lange das Gespräch suche, stimme nicht: „Vielleicht hat er sich ja bei der Suche verlaufen.“
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